Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.erstes Capitel. aber auch dieser wegen zu beobachten;daß/ wie keine Gewonheit so tieff einwurtzeln wird/ die mit Anwen- dung eines eyfrigen Fleisses nicht wieder zu vertilgen stünde; Also sie auch die Gemüther der Menschen dermassen in keine Wege verkehren und verderben möge/ daß man zum wenigsten nicht denen äusserlichen Ubelthaten/ dazu sie einen sonst brin- gen kan/ dann und wann zu steuren vermögend bliebe. Und weil es in des Menschen Willkühr gestanden hat/ sich von dergleichen Gewon- heiten anfänglich einnehmen zu las- sen/ so kan doch dessentwegen/ ob sie gleich einige Actiones erleuchtern/ weder denen löblichen Thaten an ih- rem Werthe/ noch denen Lastern an ihrer Heßligkeit ichtwas abgehen; sondern/ wie löblichen Gewonhei- ten zu eines Menschen Rhum und Ehre gereichen/ also pflegen ihm die bö- B 5
erſtes Capitel. aber auch dieſer wegen zu beobachten;daß/ wie keine Gewonheit ſo tieff einwurtzeln wird/ die mit Anwen- dung eines eyfrigen Fleiſſes nicht wieder zu vertilgen ſtuͤnde; Alſo ſie auch die Gemuͤther der Menſchen dermaſſen in keine Wege verkehren und verderben moͤge/ daß man zum wenigſten nicht denen aͤuſſerlichen Ubelthaten/ dazu ſie einen ſonſt brin- gen kan/ dann und wann zu ſteuren vermoͤgend bliebe. Und weil es in des Menſchen Willkuͤhr geſtanden hat/ ſich von dergleichen Gewon- heiten anfaͤnglich einnehmen zu laſ- ſen/ ſo kan doch deſſentwegen/ ob ſie gleich einige Actiones erleuchtern/ weder denen loͤblichen Thaten an ih- rem Werthe/ noch denen Laſtern an ihrer Heßligkeit ichtwas abgehen; ſondern/ wie loͤblichen Gewonhei- ten zu eines Menſchen Rhum und Ehre gereichen/ alſo pflegen ihm die boͤ- B 5
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erſtes Capitel.
aber auch dieſer wegen zu beobachten;
daß/ wie keine Gewonheit ſo tieff
einwurtzeln wird/ die mit Anwen-
dung eines eyfrigen Fleiſſes nicht
wieder zu vertilgen ſtuͤnde; Alſo ſie
auch die Gemuͤther der Menſchen
dermaſſen in keine Wege verkehren
und verderben moͤge/ daß man zum
wenigſten nicht denen aͤuſſerlichen
Ubelthaten/ dazu ſie einen ſonſt brin-
gen kan/ dann und wann zu ſteuren
vermoͤgend bliebe. Und weil es in
des Menſchen Willkuͤhr geſtanden
hat/ ſich von dergleichen Gewon-
heiten anfaͤnglich einnehmen zu laſ-
ſen/ ſo kan doch deſſentwegen/ ob ſie
gleich einige Actiones erleuchtern/
weder denen loͤblichen Thaten an ih-
rem Werthe/ noch denen Laſtern an
ihrer Heßligkeit ichtwas abgehen;
ſondern/ wie loͤblichen Gewonhei-
ten zu eines Menſchen Rhum und
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