Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.

Bild:
<< vorherige Seite

Des andern Buchs
den. Denn wenn von denen Rich-
tern Gleichheit gegen die Schuldige
zu halten gefordert wird/ so ist es von
solchen Schuldigen zu verstehen/ die
einerley Thaten verübet haben/ inso-
fern/ daß/ was an dem einen gestraffet
wird/ sie bey dem andern nicht unter-
drucken/ oder ohne wichtige Ursache
ungeanthet hingehen lassen. Ob
nun wohl ein Mensch gegen den an-
dern/ so viel immer möglich/ gelinde
seyn soll/ so erfordert doch bißweilen
das gemeine Beste/ und derer Unter-
thanen Sicherheit/ daß man die
Straffen vergrössere/
wenn nem-
lich die überhand nehmenden Laster
einen mehrern Nachdruck gebrau-
chen/ oder ein Verbrechen zu der Re-
publi
que grössestem Unheyl außschla-
gen wollte. Gleichwohl ist der Straf-
fen wegen ein- für allemahl zu mer-
cken/ daß sie jedesmahl so groß und
scharff seyn müssen/ als zu Dämpf-

fung

Des andern Buchs
den. Denn wenn von denen Rich-
tern Gleichheit gegen die Schuldige
zu halten gefordert wird/ ſo iſt es von
ſolchen Schuldigen zu verſtehen/ die
einerley Thaten veruͤbet haben/ inſo-
fern/ daß/ was an dem einen geſtraffet
wird/ ſie bey dem andern nicht unter-
drucken/ oder ohne wichtige Urſache
ungeanthet hingehen laſſen. Ob
nun wohl ein Menſch gegen den an-
dern/ ſo viel immer moͤglich/ gelinde
ſeyn ſoll/ ſo erfordert doch bißweilen
das gemeine Beſte/ und derer Unter-
thanen Sicherheit/ daß man die
Straffen vergroͤſſere/
wenn nem-
lich die uͤberhand nehmenden Laſter
einen mehrern Nachdruck gebrau-
chen/ oder ein Verbrechen zu der Re-
publi
que groͤſſeſtem Unheyl außſchla-
gen wollte. Gleichwohl iſt der Straf-
fen wegen ein- fuͤr allemahl zu mer-
cken/ daß ſie jedesmahl ſo groß und
ſcharff ſeyn muͤſſen/ als zu Daͤmpf-

fung
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0618" n="554"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Des andern Buchs</hi></fw><lb/>
den. Denn wenn von denen Rich-<lb/>
tern Gleichheit gegen die Schuldige<lb/>
zu halten gefordert wird/ &#x017F;o i&#x017F;t es von<lb/>
&#x017F;olchen Schuldigen zu ver&#x017F;tehen/ die<lb/>
einerley Thaten veru&#x0364;bet haben/ in&#x017F;o-<lb/>
fern/ daß/ was an dem einen ge&#x017F;traffet<lb/>
wird/ &#x017F;ie bey dem andern nicht unter-<lb/>
drucken/ oder ohne wichtige Ur&#x017F;ache<lb/>
ungeanthet hingehen la&#x017F;&#x017F;en. Ob<lb/>
nun wohl ein Men&#x017F;ch gegen den an-<lb/>
dern/ &#x017F;o viel immer mo&#x0364;glich/ gelinde<lb/>
&#x017F;eyn &#x017F;oll/ &#x017F;o erfordert doch bißweilen<lb/>
das gemeine Be&#x017F;te/ und derer Unter-<lb/>
thanen Sicherheit/ daß man <hi rendition="#fr">die<lb/>
Straffen vergro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere/</hi> wenn nem-<lb/>
lich die u&#x0364;berhand nehmenden La&#x017F;ter<lb/>
einen mehrern Nachdruck gebrau-<lb/>
chen/ oder ein Verbrechen zu der <hi rendition="#aq">Re-<lb/>
publi</hi>que gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e&#x017F;tem Unheyl auß&#x017F;chla-<lb/>
gen wollte. Gleichwohl i&#x017F;t der Straf-<lb/>
fen wegen ein- fu&#x0364;r allemahl zu mer-<lb/>
cken/ daß &#x017F;ie jedesmahl &#x017F;o groß und<lb/>
&#x017F;charff &#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ als zu Da&#x0364;mpf-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">fung</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[554/0618] Des andern Buchs den. Denn wenn von denen Rich- tern Gleichheit gegen die Schuldige zu halten gefordert wird/ ſo iſt es von ſolchen Schuldigen zu verſtehen/ die einerley Thaten veruͤbet haben/ inſo- fern/ daß/ was an dem einen geſtraffet wird/ ſie bey dem andern nicht unter- drucken/ oder ohne wichtige Urſache ungeanthet hingehen laſſen. Ob nun wohl ein Menſch gegen den an- dern/ ſo viel immer moͤglich/ gelinde ſeyn ſoll/ ſo erfordert doch bißweilen das gemeine Beſte/ und derer Unter- thanen Sicherheit/ daß man die Straffen vergroͤſſere/ wenn nem- lich die uͤberhand nehmenden Laſter einen mehrern Nachdruck gebrau- chen/ oder ein Verbrechen zu der Re- publique groͤſſeſtem Unheyl außſchla- gen wollte. Gleichwohl iſt der Straf- fen wegen ein- fuͤr allemahl zu mer- cken/ daß ſie jedesmahl ſo groß und ſcharff ſeyn muͤſſen/ als zu Daͤmpf- fung

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/618
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691, S. 554. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/618>, abgerufen am 24.11.2024.