Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.

Bild:
<< vorherige Seite

Des andern Buchs
oder wann die besondere Ursache der
Gesetz-Schärffe bey einer gewissen
Person von selbst hinweg fiele. Off-
ters muß hohe Obrigkeit auch wegen
Vielheit der Verbrecher Gnade er-
theilen/ damit sie die Republique
durch allzuviele Lebens-Straffen
nicht zu sehr erschöpffe.

§. 16.

Hingegen pfleget man die
Grösse
eines jeden Verbrechens
nach dem Object zu ermessen/ woran
sich einer versündiget/ und desselben
Edel- und Kostbarkeit; ingleichen
aus der Würckung/ ob nemlich die
Republique dadurch vielen oder we-
nigen Schaden erlitten; und endlich
aus der Boßheit und Frevel des Vor-
satzes/ die sich aus vielen Anzeigungen
schlüssen lässet/ als wenn einer denen
Dingen/ so ihn zum Verbrechen ver-
leitet/ leicht widerstehen können; oder
wenn er über die gemeinen Ursachen/
so ihn von denselben abhalten sollen/

noch

Des andern Buchs
oder wann die beſondere Urſache der
Geſetz-Schaͤrffe bey einer gewiſſen
Perſon von ſelbſt hinweg fiele. Off-
ters muß hohe Obrigkeit auch wegen
Vielheit der Verbrecher Gnade er-
theilen/ damit ſie die Republique
durch allzuviele Lebens-Straffen
nicht zu ſehr erſchoͤpffe.

§. 16.

Hingegen pfleget man die
Groͤſſe
eines jeden Verbrechens
nach dem Object zu ermeſſen/ woran
ſich einer verſuͤndiget/ und deſſelben
Edel- und Koſtbarkeit; ingleichen
aus der Wuͤrckung/ ob nemlich die
Republique dadurch vielen oder we-
nigen Schaden erlitten; und endlich
aus der Boßheit und Frevel des Vor-
ſatzes/ die ſich aus vielen Anzeigungen
ſchluͤſſen laͤſſet/ als wenn einer denen
Dingen/ ſo ihn zum Verbrechen ver-
leitet/ leicht widerſtehen koͤnnen; oder
wenn er uͤber die gemeinen Urſachen/
ſo ihn von denſelben abhalten ſollen/

noch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0616" n="552"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Des andern Buchs</hi></fw><lb/>
oder wann die be&#x017F;ondere Ur&#x017F;ache der<lb/>
Ge&#x017F;etz-Scha&#x0364;rffe bey einer gewi&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Per&#x017F;on von &#x017F;elb&#x017F;t hinweg fiele. Off-<lb/>
ters muß hohe Obrigkeit auch wegen<lb/>
Vielheit der Verbrecher Gnade er-<lb/>
theilen/ damit &#x017F;ie die <hi rendition="#aq">Republi</hi>que<lb/>
durch allzuviele Lebens-Straffen<lb/>
nicht zu &#x017F;ehr er&#x017F;cho&#x0364;pffe.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 16.</head>
            <p>Hingegen pfleget man <hi rendition="#fr">die<lb/>
Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e</hi> eines jeden Verbrechens<lb/>
nach dem <hi rendition="#aq">Object</hi> zu erme&#x017F;&#x017F;en/ woran<lb/>
&#x017F;ich einer ver&#x017F;u&#x0364;ndiget/ und de&#x017F;&#x017F;elben<lb/>
Edel- und Ko&#x017F;tbarkeit; ingleichen<lb/>
aus der Wu&#x0364;rckung/ ob nemlich die<lb/><hi rendition="#aq">Republi</hi>que dadurch vielen oder we-<lb/>
nigen Schaden erlitten; und endlich<lb/>
aus der Boßheit und Frevel des Vor-<lb/>
&#x017F;atzes/ die &#x017F;ich aus vielen Anzeigungen<lb/>
&#x017F;chlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et/ als wenn einer denen<lb/>
Dingen/ &#x017F;o ihn zum Verbrechen ver-<lb/>
leitet/ leicht wider&#x017F;tehen ko&#x0364;nnen; oder<lb/>
wenn er u&#x0364;ber die gemeinen Ur&#x017F;achen/<lb/>
&#x017F;o ihn von den&#x017F;elben abhalten &#x017F;ollen/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">noch</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[552/0616] Des andern Buchs oder wann die beſondere Urſache der Geſetz-Schaͤrffe bey einer gewiſſen Perſon von ſelbſt hinweg fiele. Off- ters muß hohe Obrigkeit auch wegen Vielheit der Verbrecher Gnade er- theilen/ damit ſie die Republique durch allzuviele Lebens-Straffen nicht zu ſehr erſchoͤpffe. §. 16. Hingegen pfleget man die Groͤſſe eines jeden Verbrechens nach dem Object zu ermeſſen/ woran ſich einer verſuͤndiget/ und deſſelben Edel- und Koſtbarkeit; ingleichen aus der Wuͤrckung/ ob nemlich die Republique dadurch vielen oder we- nigen Schaden erlitten; und endlich aus der Boßheit und Frevel des Vor- ſatzes/ die ſich aus vielen Anzeigungen ſchluͤſſen laͤſſet/ als wenn einer denen Dingen/ ſo ihn zum Verbrechen ver- leitet/ leicht widerſtehen koͤnnen; oder wenn er uͤber die gemeinen Urſachen/ ſo ihn von denſelben abhalten ſollen/ noch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/616
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691, S. 552. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/616>, abgerufen am 24.11.2024.