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Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.

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Des andern Buchs
§. 14.

Letzlich/ so müssen nothwen-
dig auch die jenigen Gemüt[h]s-Feh-
ler
vor menschlicher Straffe befreyet
bleiben/ welche aus der allgemei-
nen Schwachheit unserer ver-
derbten Natur herrühren/
alsfern
dieselbigen in schändliche Ubelthaten
und grobe Excesse nicht außbrechen;
indem es dererselben so sehr viele gie-
bet/ daß es endlich wohl gar an Unter-
thanen ermangeln dürffte/ wenn man
alles mit der genauesten Schärffe
verfolgen wollte. Hieher gehören
nun Ehrsucht/ Geitz/ Unbarmher-
tzigkeit/ Undanckbarkeit/ Heucheley/
Neid/ Hoffarth/ Feindseeligkeit/
heimlicher Groll/ und dergleichen.

§. 15.

Es ist aber nicht vonnöthen/
daß man bey allen Verbrechen/ die ei-
ner irrdischen Straffe sonst fähig wä-
ren/ dieselbe würcklich vollziehe/ son-
dern es kan denen Verbrechern un-
terweilen auch wohl Gnade und

Ver-
Des andern Buchs
§. 14.

Letzlich/ ſo muͤſſen nothwen-
dig auch die jenigen Gemuͤt[h]s-Feh-
ler
vor menſchlicher Straffe befreyet
bleiben/ welche aus der allgemei-
nen Schwachheit unſerer ver-
derbten Natur herruͤhren/
alsfern
dieſelbigen in ſchaͤndliche Ubelthaten
und grobe Exceſſe nicht außbrechen;
indem es dererſelben ſo ſehr viele gie-
bet/ daß es endlich wohl gar an Unter-
thanen ermangeln duͤrffte/ wenn man
alles mit der genaueſten Schaͤrffe
verfolgen wollte. Hieher gehoͤren
nun Ehrſucht/ Geitz/ Unbarmher-
tzigkeit/ Undanckbarkeit/ Heucheley/
Neid/ Hoffarth/ Feindſeeligkeit/
heimlicher Groll/ und dergleichen.

§. 15.

Es iſt aber nicht vonnoͤthen/
daß man bey allen Verbrechen/ die ei-
ner irrdiſchen Straffe ſonſt faͤhig waͤ-
ren/ dieſelbe wuͤrcklich vollziehe/ ſon-
dern es kan denen Verbrechern un-
terweilen auch wohl Gnade und

Ver-
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[550/0614] Des andern Buchs §. 14. Letzlich/ ſo muͤſſen nothwen- dig auch die jenigen Gemuͤths-Feh- ler vor menſchlicher Straffe befreyet bleiben/ welche aus der allgemei- nen Schwachheit unſerer ver- derbten Natur herruͤhren/ alsfern dieſelbigen in ſchaͤndliche Ubelthaten und grobe Exceſſe nicht außbrechen; indem es dererſelben ſo ſehr viele gie- bet/ daß es endlich wohl gar an Unter- thanen ermangeln duͤrffte/ wenn man alles mit der genaueſten Schaͤrffe verfolgen wollte. Hieher gehoͤren nun Ehrſucht/ Geitz/ Unbarmher- tzigkeit/ Undanckbarkeit/ Heucheley/ Neid/ Hoffarth/ Feindſeeligkeit/ heimlicher Groll/ und dergleichen. §. 15. Es iſt aber nicht vonnoͤthen/ daß man bey allen Verbrechen/ die ei- ner irrdiſchen Straffe ſonſt faͤhig waͤ- ren/ dieſelbe wuͤrcklich vollziehe/ ſon- dern es kan denen Verbrechern un- terweilen auch wohl Gnade und Ver-

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Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691, S. 550. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/614>, abgerufen am 24.11.2024.