Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.Des andern Buchs Zwang zu erdulden aufferleget wird.Denn ob einer gleich zur Straffe biß- weilen auch etwas thun muß/ und al- so dieselben nicht allemahl eine Lei- denschafft zu seyn scheinen möchten; so hat man doch zuförderst darauff zu sehen/ daß gleichwohl auch dasselbige etwas mühsames und beschwerli- ches ist/ und also der Thäer eben durch dieses Thun mit einem Leiden belastet wird. Daß es aber durch Zwang/ und wider des Verbrechers Willen geschehen müsse/ erscheinet daher/ weil die Straffen sonst ihren Zweck/ welcher ist/ die Leute durch so- thane Schärffe von den Lastern abzu- schrecken/ nicht erreichen würden/ in- dem solches von denen jenigen keines weges zu hoffen stehet/ die die Straffe mehr vor eine Kurtzweile/ als vor ei- nen Ernst und Wehtage halten. Und ist demnach diß vor keine Straf- fe zu achten/ wenn einer im Kriege/ o- der
Des andern Buchs Zwang zu erdulden aufferleget wird.Denn ob einer gleich zur Straffe biß- weilen auch etwas thun muß/ und al- ſo dieſelben nicht allemahl eine Lei- denſchafft zu ſeyn ſcheinen moͤchten; ſo hat man doch zufoͤrderſt daꝛauff zu ſehen/ daß gleichwohl auch daſſelbige etwas muͤhſames und beſchwerli- ches iſt/ und alſo der Thaͤer eben durch dieſes Thun mit einem Leiden belaſtet wird. Daß es aber durch Zwang/ und wider des Verbrechers Willen geſchehen muͤſſe/ erſcheinet daher/ weil die Straffen ſonſt ihren Zweck/ welcher iſt/ die Leute durch ſo- thane Schaͤrffe von den Laſtern abzu- ſchrecken/ nicht erreichen wuͤrden/ in- dem ſolches von denen jenigen keines weges zu hoffen ſtehet/ die die Straffe mehr vor eine Kurtzweile/ als vor ei- nen Ernſt und Wehtage halten. Und iſt demnach diß vor keine Straf- fe zu achten/ wenn einer im Kriege/ o- der
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Des andern Buchs
Zwang zu erdulden aufferleget wird.
Denn ob einer gleich zur Straffe biß-
weilen auch etwas thun muß/ und al-
ſo dieſelben nicht allemahl eine Lei-
denſchafft zu ſeyn ſcheinen moͤchten;
ſo hat man doch zufoͤrderſt daꝛauff zu
ſehen/ daß gleichwohl auch daſſelbige
etwas muͤhſames und beſchwerli-
ches iſt/ und alſo der Thaͤer eben
durch dieſes Thun mit einem Leiden
belaſtet wird. Daß es aber durch
Zwang/ und wider des Verbrechers
Willen geſchehen muͤſſe/ erſcheinet
daher/ weil die Straffen ſonſt ihren
Zweck/ welcher iſt/ die Leute durch ſo-
thane Schaͤrffe von den Laſtern abzu-
ſchrecken/ nicht erreichen wuͤrden/ in-
dem ſolches von denen jenigen keines
weges zu hoffen ſtehet/ die die Straffe
mehr vor eine Kurtzweile/ als vor ei-
nen Ernſt und Wehtage halten.
Und iſt demnach diß vor keine Straf-
fe zu achten/ wenn einer im Kriege/ o-
der
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