Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.

Bild:
<< vorherige Seite

Des andern Buchs
barten niemahls so gar gesichert leben
kan; als müssen hohe Regenten je-
derzeit dahin besorget seyn/ daß sie ih-
re Bürger bey der Tapfferkeit und
Kriegs-Ubungen
erhalten/ und al-
les/ so zu der Abtreibung feindseeliger
Einbrüche vonnöthen ist/ als gute Fe-
stungen/ Waffen/ Volck/ und Geld-
Mittel/ welche gleichsam die Spann-
Adern und Stärcke des gantzen
Staats sind/ beyzeiten anschaffen.
Jedoch ist nicht rathsam/ daß/ wann
auch schon die gerechteste Sache vor-
handen ist/ ein Staat den andern zu
erst überfalle/ es wäre denn/ daß sich
die allersicherste Gelegenheit darzu
ereignete/ und es mit des Staats son-
derbahrem Vortheile geschehen kön-
te. Nichts desto weniger hat man
allezeit auff derer Benachbarten An-
schläge und Verfassung genaue
Kundschafft zulegen/ und ist in War-
heit nicht ein geringes Stück der

Staats-

Des andern Buchs
barten niemahls ſo gar geſichert leben
kan; als muͤſſen hohe Regenten je-
derzeit dahin beſorget ſeyn/ daß ſie ih-
re Buͤrger bey der Tapfferkeit und
Kriegs-Ubungen
erhalten/ und al-
les/ ſo zu der Abtreibung feindſeeliger
Einbruͤche vonnoͤthen iſt/ als gute Fe-
ſtungen/ Waffen/ Volck/ und Geld-
Mittel/ welche gleichſam die Spañ-
Adern und Staͤrcke des gantzen
Staats ſind/ beyzeiten anſchaffen.
Jedoch iſt nicht rathſam/ daß/ wann
auch ſchon die gerechteſte Sache vor-
handen iſt/ ein Staat den andern zu
erſt uͤberfalle/ es waͤre denn/ daß ſich
die allerſicherſte Gelegenheit darzu
ereignete/ und es mit des Staats ſon-
derbahrem Vortheile geſchehen koͤn-
te. Nichts deſto weniger hat man
allezeit auff derer Benachbarten An-
ſchlaͤge und Verfaſſung genaue
Kundſchafft zulegen/ und iſt in War-
heit nicht ein geringes Stuͤck der

Staats-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0592" n="528"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Des andern Buchs</hi></fw><lb/>
barten niemahls &#x017F;o gar ge&#x017F;ichert leben<lb/>
kan; als mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en hohe Regenten je-<lb/>
derzeit dahin be&#x017F;orget &#x017F;eyn/ daß &#x017F;ie ih-<lb/>
re Bu&#x0364;rger bey der <hi rendition="#fr">Tapfferkeit und<lb/>
Kriegs-Ubungen</hi> erhalten/ und al-<lb/>
les/ &#x017F;o zu der Abtreibung feind&#x017F;eeliger<lb/>
Einbru&#x0364;che vonno&#x0364;then i&#x017F;t/ als gute Fe-<lb/>
&#x017F;tungen/ Waffen/ Volck/ und Geld-<lb/>
Mittel/ welche gleich&#x017F;am die Spañ-<lb/>
Adern und Sta&#x0364;rcke des gantzen<lb/>
Staats &#x017F;ind/ beyzeiten an&#x017F;chaffen.<lb/>
Jedoch i&#x017F;t nicht rath&#x017F;am/ daß/ wann<lb/>
auch &#x017F;chon die gerechte&#x017F;te Sache vor-<lb/>
handen i&#x017F;t/ ein Staat den andern zu<lb/>
er&#x017F;t u&#x0364;berfalle/ es wa&#x0364;re denn/ daß &#x017F;ich<lb/>
die aller&#x017F;icher&#x017F;te Gelegenheit darzu<lb/>
ereignete/ und es mit des Staats &#x017F;on-<lb/>
derbahrem Vortheile ge&#x017F;chehen ko&#x0364;n-<lb/>
te. Nichts de&#x017F;to weniger hat man<lb/>
allezeit auff derer Benachbarten An-<lb/>
&#x017F;chla&#x0364;ge und Verfa&#x017F;&#x017F;ung genaue<lb/>
Kund&#x017F;chafft zulegen/ und i&#x017F;t in War-<lb/>
heit nicht ein geringes Stu&#x0364;ck der<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Staats-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[528/0592] Des andern Buchs barten niemahls ſo gar geſichert leben kan; als muͤſſen hohe Regenten je- derzeit dahin beſorget ſeyn/ daß ſie ih- re Buͤrger bey der Tapfferkeit und Kriegs-Ubungen erhalten/ und al- les/ ſo zu der Abtreibung feindſeeliger Einbruͤche vonnoͤthen iſt/ als gute Fe- ſtungen/ Waffen/ Volck/ und Geld- Mittel/ welche gleichſam die Spañ- Adern und Staͤrcke des gantzen Staats ſind/ beyzeiten anſchaffen. Jedoch iſt nicht rathſam/ daß/ wann auch ſchon die gerechteſte Sache vor- handen iſt/ ein Staat den andern zu erſt uͤberfalle/ es waͤre denn/ daß ſich die allerſicherſte Gelegenheit darzu ereignete/ und es mit des Staats ſon- derbahrem Vortheile geſchehen koͤn- te. Nichts deſto weniger hat man allezeit auff derer Benachbarten An- ſchlaͤge und Verfaſſung genaue Kundſchafft zulegen/ und iſt in War- heit nicht ein geringes Stuͤck der Staats-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/592
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691, S. 528. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/592>, abgerufen am 24.11.2024.