Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.Des andern Buchs Einsehen zu haben/ und nachdem siedieselbe in ihren Verrichtungen an- trifft/ ihnen entweder mit reicher Be- lohnung/ oder ernsten Straffe zu be- gegnen/ damit sich andere daran spie- geln/ und dabey lernen/ wie man dem gemeinen Wesen so wohl/ als seinem eigenen/ mit aller möglichsten Treue und Sorgfalt vorstehen müsse. Und weil auch boßhafftige Leute unter der Hoffnung nicht erfolgender Straffe noch viel mehr zum Bösen angefri- schet werden/ welche sie denn leichtlich schöpffen können/ wann sich die Richter die Hände versilbern zu lassen gewohnet sind; als muß ho- he Obrigkeit mit der Schärffe hinter solchen Geschenck-süchtigen Leuten drein fahren/ als durch deren Vor- schub die zu der Unterthanen Beun- ruhigung und Verderb gereichende Laster geheget und vermehret wer- den. Und ob auch gleich die ordent- liche
Des andern Buchs Einſehen zu haben/ und nachdem ſiedieſelbe in ihren Verrichtungen an- trifft/ ihnen entweder mit reicher Be- lohnung/ oder ernſten Straffe zu be- gegnen/ damit ſich andere daran ſpie- geln/ und dabey lernen/ wie man dem gemeinen Weſen ſo wohl/ als ſeinem eigenen/ mit aller moͤglichſten Treue und Sorgfalt vorſtehen muͤſſe. Und weil auch boßhafftige Leute unter der Hoffnung nicht erfolgender Straffe noch viel mehr zum Boͤſen angefri- ſchet werden/ welche ſie denn leichtlich ſchoͤpffen koͤnnen/ wann ſich die Richter die Haͤnde verſilbern zu laſſen gewohnet ſind; als muß ho- he Obrigkeit mit der Schaͤrffe hinter ſolchen Geſchenck-ſuͤchtigen Leuten drein fahren/ als durch deren Vor- ſchub die zu der Unterthanen Beun- ruhigung und Verderb gereichende Laſter geheget und vermehret wer- den. Und ob auch gleich die ordent- liche
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Des andern Buchs
Einſehen zu haben/ und nachdem ſie
dieſelbe in ihren Verrichtungen an-
trifft/ ihnen entweder mit reicher Be-
lohnung/ oder ernſten Straffe zu be-
gegnen/ damit ſich andere daran ſpie-
geln/ und dabey lernen/ wie man dem
gemeinen Weſen ſo wohl/ als ſeinem
eigenen/ mit aller moͤglichſten Treue
und Sorgfalt vorſtehen muͤſſe. Und
weil auch boßhafftige Leute unter der
Hoffnung nicht erfolgender Straffe
noch viel mehr zum Boͤſen angefri-
ſchet werden/ welche ſie denn leichtlich
ſchoͤpffen koͤnnen/ wann ſich die
Richter die Haͤnde verſilbern zu
laſſen gewohnet ſind; als muß ho-
he Obrigkeit mit der Schaͤrffe hinter
ſolchen Geſchenck-ſuͤchtigen Leuten
drein fahren/ als durch deren Vor-
ſchub die zu der Unterthanen Beun-
ruhigung und Verderb gereichende
Laſter geheget und vermehret wer-
den. Und ob auch gleich die ordent-
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