Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.siebendes Capitel. hinlangen; sondern es brauchet zu-förderst einer ernsten Straff- Furcht/ und des Vermögens/ so- thane Härtigkeit alsogleich füh- len zu lassen. Soll nun jetzt besag- ter Zweck durch dieses Mittel errei- chet werden/ so muß die Straffe der- massen beschaffen und empfindlich seyn/ daß ein jeder in deren Ansehung die Ubertretung derer Gesetze also- gleich vor ein grösseres Ubel/ als die Beobachtung dererselben halten/ und also die Bitterkeit der Straffen die von ungerechter Beleidigung bereits empfundene oder noch zuhoffende Lust und Vortheil um ein merckliches übertreffen möge. Denn solcher ge- stalt kan es nicht anders seyn/ als daß die Menschen aus zweyen Ubeln das kleineste erwehlen werden/ und da sich etliche auch durch sothane scha[r]ffe Drohung von frevelhaffter Beschä- digung nicht abschrecken liessen/ so hat man X 4
ſiebendes Capitel. hinlangen; ſondern es brauchet zu-foͤrderſt einer ernſten Straff- Furcht/ und des Vermoͤgens/ ſo- thane Haͤrtigkeit alſogleich fuͤh- len zu laſſen. Soll nun jetzt beſag- ter Zweck durch dieſes Mittel errei- chet werden/ ſo muß die Straffe der- maſſen beſchaffen und empfindlich ſeyn/ daß ein jeder in deren Anſehung die Ubertretung derer Geſetze alſo- gleich vor ein groͤſſeres Ubel/ als die Beobachtung dererſelben halten/ und alſo die Bitterkeit der Straffen die von ungerechter Beleidigung bereits empfundene oder noch zuhoffende Luſt und Vortheil um ein merckliches uͤbertreffen moͤge. Denn ſolcher ge- ſtalt kan es nicht anders ſeyn/ als daß die Menſchen aus zweyen Ubeln das kleineſte erwehlen werden/ und da ſich etliche auch durch ſothane ſcha[r]ffe Drohung von frevelhaffter Beſchaͤ- digung nicht abſchrecken lieſſen/ ſo hat man X 4
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ſiebendes Capitel.
hinlangen; ſondern es brauchet zu-
foͤrderſt einer ernſten Straff-
Furcht/ und des Vermoͤgens/ ſo-
thane Haͤrtigkeit alſogleich fuͤh-
len zu laſſen. Soll nun jetzt beſag-
ter Zweck durch dieſes Mittel errei-
chet werden/ ſo muß die Straffe der-
maſſen beſchaffen und empfindlich
ſeyn/ daß ein jeder in deren Anſehung
die Ubertretung derer Geſetze alſo-
gleich vor ein groͤſſeres Ubel/ als die
Beobachtung dererſelben halten/ und
alſo die Bitterkeit der Straffen die
von ungerechter Beleidigung bereits
empfundene oder noch zuhoffende
Luſt und Vortheil um ein merckliches
uͤbertreffen moͤge. Denn ſolcher ge-
ſtalt kan es nicht anders ſeyn/ als daß
die Menſchen aus zweyen Ubeln das
kleineſte erwehlen werden/ und da
ſich etliche auch durch ſothane ſcharffe
Drohung von frevelhaffter Beſchaͤ-
digung nicht abſchrecken lieſſen/ ſo hat
man
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