Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.Des andern Buchs auferleget/ und damit solche destoweniger verlässet werden möchte/ ih- nen zugleich eine so zärtliche Zunei- gung und Liebe gegen die Jhrigen eingepflantzet hat. Soll nun diese Sorgfalt gebührend angeleget wer- den/ so ist nöthig/ daß Eltern die Macht haben/ ihrer Kinder Thun zu ihren Besten einzurichten/ wel- ches sie wegen Schwachheit des Verstandes selbst noch nicht vermö- gen. Nechst dem gründet sich solche Gewalt auch auf die heimliche Ein- willigung derer Kinder. Denn es ist gantz wohl zuvermuthen/ daß wenn ein Kind zur Geburts-Zeit sei- ne völlige Vernunfft haben/ und ab- sehen könte/ wie es ihn ohnmöglich sey/ ohne der Eltern Sorgfalt/ und deren anhängige Bothmässigkeit das Leben zu erhalten/ selbiges mit allen Willen hierein consentiren, und sich davor eine gute und heilsame Aufer- zie-
Des andern Buchs auferleget/ und damit ſolche deſtoweniger verlaͤſſet werden moͤchte/ ih- nen zugleich eine ſo zaͤrtliche Zunei- gung und Liebe gegen die Jhrigen eingepflantzet hat. Soll nun dieſe Sorgfalt gebuͤhrend angeleget wer- den/ ſo iſt noͤthig/ daß Eltern die Macht haben/ ihrer Kinder Thun zu ihren Beſten einzurichten/ wel- ches ſie wegen Schwachheit des Verſtandes ſelbſt noch nicht vermoͤ- gen. Nechſt dem gruͤndet ſich ſolche Gewalt auch auf die heimliche Ein- willigung derer Kinder. Denn es iſt gantz wohl zuvermuthen/ daß wenn ein Kind zur Geburts-Zeit ſei- ne voͤllige Vernunfft haben/ und ab- ſehen koͤnte/ wie es ihn ohnmoͤglich ſey/ ohne der Eltern Sorgfalt/ und deren anhaͤngige Bothmaͤſſigkeit das Leben zu erhalten/ ſelbiges mit allen Willen hierein conſentiren, und ſich davor eine gute und heilſame Aufer- zie-
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Des andern Buchs
auferleget/ und damit ſolche deſto
weniger verlaͤſſet werden moͤchte/ ih-
nen zugleich eine ſo zaͤrtliche Zunei-
gung und Liebe gegen die Jhrigen
eingepflantzet hat. Soll nun dieſe
Sorgfalt gebuͤhrend angeleget wer-
den/ ſo iſt noͤthig/ daß Eltern die
Macht haben/ ihrer Kinder Thun
zu ihren Beſten einzurichten/ wel-
ches ſie wegen Schwachheit des
Verſtandes ſelbſt noch nicht vermoͤ-
gen. Nechſt dem gruͤndet ſich ſolche
Gewalt auch auf die heimliche Ein-
willigung derer Kinder. Denn
es iſt gantz wohl zuvermuthen/ daß
wenn ein Kind zur Geburts-Zeit ſei-
ne voͤllige Vernunfft haben/ und ab-
ſehen koͤnte/ wie es ihn ohnmoͤglich
ſey/ ohne der Eltern Sorgfalt/ und
deren anhaͤngige Bothmaͤſſigkeit das
Leben zu erhalten/ ſelbiges mit allen
Willen hierein conſentiren, und ſich
davor eine gute und heilſame Aufer-
zie-
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