Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.Des andern Buchs Dannenhero mangelt es in diesemStande fast niemals an Argwohne/ Mißtrauen/ und Begierde andere Leu- te um ihr Vermögen zu bringen/ und zu übereilen/ oder zu vervortheilen/ oder aus ihrem Unglücke sich zu be- reichern. Wie es nun einen ehrlichen Manne zustehet/ mit demjenigen/ was ihn Gott gegeben hat/ vergnüget zu seyn/ sich an andern nicht zu ver- greiffen/ und frembdes Guth unan- getastet zu lassen; Also ist es auch ei- nen vorsichtigen und auf seine Wohl- fahrt beflissenen Menschen nicht zu verargen/ wenn er zwar alle Leute vor Freunde hält/ doch aber solcher ge- stalt/ und mit der Behutsamkeit/ als ob sie ebenfalls wiederum seine Fein- de werden könten; ja wenn er mit je- derman im Fride lebet/ doch anders nicht/ als ob selbiger leicht in einen Krieg verwandelt werden könne. Um des Willen hält man diejenige Re-
Des andern Buchs Dannenhero mangelt es in dieſemStande faſt niemals an Argwohne/ Mißtrauen/ uñ Begierde andere Leu- te um ihr Vermoͤgen zu bringen/ und zu uͤbereilen/ oder zu vervortheilen/ oder aus ihrem Ungluͤcke ſich zu be- reichern. Wie es nun einen ehrlichen Manne zuſtehet/ mit demjenigen/ was ihn Gott gegeben hat/ vergnuͤget zu ſeyn/ ſich an andern nicht zu ver- greiffen/ und frembdes Guth unan- getaſtet zu laſſen; Alſo iſt es auch ei- nen vorſichtigen und auf ſeine Wohl- fahrt befliſſenen Menſchen nicht zu verargen/ weñ er zwar alle Leute vor Freunde haͤlt/ doch aber ſolcher ge- ſtalt/ und mit der Behutſamkeit/ als ob ſie ebenfalls wiederum ſeine Fein- de werden koͤnten; ja wenn er mit je- derman im Fride lebet/ doch anders nicht/ als ob ſelbiger leicht in einen Krieg verwandelt werden koͤnne. Um des Willen haͤlt man diejenige Re-
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Des andern Buchs
Dannenhero mangelt es in dieſem
Stande faſt niemals an Argwohne/
Mißtrauen/ uñ Begierde andere Leu-
te um ihr Vermoͤgen zu bringen/ und
zu uͤbereilen/ oder zu vervortheilen/
oder aus ihrem Ungluͤcke ſich zu be-
reichern. Wie es nun einen ehrlichen
Manne zuſtehet/ mit demjenigen/
was ihn Gott gegeben hat/ vergnuͤget
zu ſeyn/ ſich an andern nicht zu ver-
greiffen/ und frembdes Guth unan-
getaſtet zu laſſen; Alſo iſt es auch ei-
nen vorſichtigen und auf ſeine Wohl-
fahrt befliſſenen Menſchen nicht zu
verargen/ weñ er zwar alle Leute vor
Freunde haͤlt/ doch aber ſolcher ge-
ſtalt/ und mit der Behutſamkeit/ als
ob ſie ebenfalls wiederum ſeine Fein-
de werden koͤnten; ja wenn er mit je-
derman im Fride lebet/ doch anders
nicht/ als ob ſelbiger leicht in einen
Krieg verwandelt werden koͤnne.
Um des Willen haͤlt man diejenige
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