Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.

Bild:
<< vorherige Seite

erstes Capitel.
die jenige Beschaffenheit/ darein er
von GOtt seinem Schöpffer gesetzet/
und vor allen andern Thieren mit
einer sonderbaren Vortrefligkeit ist
begabet worden. Aus welchem
Stande denn dieses erfolget/ daß er
GOtt vor seinen Urheber erkennen/
ihn ehren/ seine Wercke bewundern/
und sein Leben auf eine von der un-
vernünfftigen Thiere ihrer gantz un-
terschiedene Weise anstellen solle.
Dannenhero auch diesem Stande
das wüste Leben und Zustand de-
rer Bestien
entgegen gesetzet wird.

§. 4.

Nach der andern Art
kan man den Natürlichen Stand ei-
nes Menschen also betrachten/ daß
man sich in seinem Gemüthe fürstel-
lig mache/ was es doch vor eine Be-
wandniß mit ihm haben würde/
wenn ein jeder sich selbst gelassen/ sich
ohne einiges andern Menschen zu-
thun bey demjenigen Zustande der

mensch-
R 7

erſtes Capitel.
die jenige Beſchaffenheit/ darein er
von GOtt ſeinem Schoͤpffer geſetzet/
und vor allen andern Thieren mit
einer ſonderbaren Vortrefligkeit iſt
begabet worden. Aus welchem
Stande denn dieſes erfolget/ daß er
GOtt vor ſeinen Urheber erkennen/
ihn ehren/ ſeine Wercke bewundern/
und ſein Leben auf eine von der un-
vernuͤnfftigen Thiere ihrer gantz un-
terſchiedene Weiſe anſtellen ſolle.
Dannenhero auch dieſem Stande
das wuͤſte Leben und Zuſtand de-
rer Beſtien
entgegen geſetzet wird.

§. 4.

Nach der andern Art
kan man den Natuͤrlichen Stand ei-
nes Menſchen alſo betrachten/ daß
man ſich in ſeinem Gemuͤthe fuͤrſtel-
lig mache/ was es doch vor eine Be-
wandniß mit ihm haben würde/
wenn ein jeder ſich ſelbſt gelaſſen/ ſich
ohne einiges andern Menſchen zu-
thun bey demjenigen Zuſtande der

menſch-
R 7
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0449" n="385"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">er&#x017F;tes Capitel.</hi></fw><lb/>
die jenige Be&#x017F;chaffenheit/ darein er<lb/>
von GOtt &#x017F;einem Scho&#x0364;pffer ge&#x017F;etzet/<lb/>
und vor allen andern Thieren mit<lb/>
einer &#x017F;onderbaren Vortrefligkeit i&#x017F;t<lb/>
begabet worden. Aus welchem<lb/>
Stande denn die&#x017F;es erfolget/ daß er<lb/>
GOtt vor &#x017F;einen Urheber erkennen/<lb/>
ihn ehren/ &#x017F;eine Wercke bewundern/<lb/>
und &#x017F;ein Leben auf eine von der un-<lb/>
vernu&#x0364;nfftigen Thiere ihrer gantz un-<lb/>
ter&#x017F;chiedene Wei&#x017F;e an&#x017F;tellen &#x017F;olle.<lb/>
Dannenhero auch die&#x017F;em Stande<lb/><hi rendition="#fr">das wu&#x0364;&#x017F;te Leben und Zu&#x017F;tand de-<lb/>
rer Be&#x017F;tien</hi> entgegen ge&#x017F;etzet wird.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 4.</head>
            <p><hi rendition="#fr">Nach der andern Art</hi><lb/>
kan man den Natu&#x0364;rlichen Stand ei-<lb/>
nes Men&#x017F;chen al&#x017F;o betrachten/ daß<lb/>
man &#x017F;ich in &#x017F;einem Gemu&#x0364;the fu&#x0364;r&#x017F;tel-<lb/>
lig mache/ was es doch vor eine Be-<lb/>
wandniß mit ihm haben würde/<lb/>
wenn ein jeder &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t gela&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;ich<lb/>
ohne einiges andern Men&#x017F;chen zu-<lb/>
thun bey demjenigen Zu&#x017F;tande der<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">R 7</fw><fw place="bottom" type="catch">men&#x017F;ch-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[385/0449] erſtes Capitel. die jenige Beſchaffenheit/ darein er von GOtt ſeinem Schoͤpffer geſetzet/ und vor allen andern Thieren mit einer ſonderbaren Vortrefligkeit iſt begabet worden. Aus welchem Stande denn dieſes erfolget/ daß er GOtt vor ſeinen Urheber erkennen/ ihn ehren/ ſeine Wercke bewundern/ und ſein Leben auf eine von der un- vernuͤnfftigen Thiere ihrer gantz un- terſchiedene Weiſe anſtellen ſolle. Dannenhero auch dieſem Stande das wuͤſte Leben und Zuſtand de- rer Beſtien entgegen geſetzet wird. §. 4. Nach der andern Art kan man den Natuͤrlichen Stand ei- nes Menſchen alſo betrachten/ daß man ſich in ſeinem Gemuͤthe fuͤrſtel- lig mache/ was es doch vor eine Be- wandniß mit ihm haben würde/ wenn ein jeder ſich ſelbſt gelaſſen/ ſich ohne einiges andern Menſchen zu- thun bey demjenigen Zuſtande der menſch- R 7

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/449
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691, S. 385. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/449>, abgerufen am 24.11.2024.