Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.

Bild:
<< vorherige Seite

sechzehendes Capitel.
die Positiv-Gesetze solches nicht etwa
verhindern und verwehren. Wofern
aber der eine Theil schon etwas dar-
auf gethan hat/ so muß er selbiges
entweder so gut seyn lassen und über-
sehen/ oder es muß ihn anderer Ge-
stalt genügung davor geschehen.

§. 5.

Uber dis/ so wird die Ver-
bündung nicht so wohl aufgehoben/
als unterbrochen und zerrissen
durch des andern Theils Untreue.
Denn wenn einer nicht leistet/ was
ver accordiret worden; so ist auch der
andere zu nichts verbunden/ was er
sonst/ in Ansehung solches Accords,
über sich genommen. Denn die er-
sten Puncte/ so man im Vergleichen
zu halten oder zu leisten verspricht/
hangen dem andern/ gleichsam als
eine Bedingung/ an/ und hat damit
diese Meinung: ich wils thun/ wenn
du erst das Deinige wirst gethan ha-
ben.

§. 6.

ſechzehendes Capitel.
die Poſitiv-Geſetze ſolches nicht etwa
verhindern und verwehren. Wofern
aber der eine Theil ſchon etwas dar-
auf gethan hat/ ſo muß er ſelbiges
entweder ſo gut ſeyn laſſen und uͤber-
ſehen/ oder es muß ihn anderer Ge-
ſtalt genuͤgung davor geſchehen.

§. 5.

Uber dis/ ſo wird die Ver-
buͤndung nicht ſo wohl aufgehoben/
als unterbrochen und zerriſſen
durch des andern Theils Untreue.
Denn wenn einer nicht leiſtet/ was
ver accordiret worden; ſo iſt auch der
andere zu nichts verbunden/ was er
ſonſt/ in Anſehung ſolches Accords,
über ſich genommen. Denn die er-
ſten Puncte/ ſo man im Vergleichen
zu halten oder zu leiſten verſpricht/
hangen dem andern/ gleichſam als
eine Bedingung/ an/ und hat damit
dieſe Meinung: ich wils thun/ wenn
du erſt das Deinige wirſt gethan ha-
ben.

§. 6.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0427" n="363"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">&#x017F;echzehendes Capitel.</hi></fw><lb/>
die <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Po&#x017F;itiv</hi></hi>-Ge&#x017F;etze &#x017F;olches nicht etwa<lb/>
verhindern und verwehren. Wofern<lb/>
aber der eine Theil &#x017F;chon etwas dar-<lb/>
auf gethan hat/ &#x017F;o muß er &#x017F;elbiges<lb/>
entweder &#x017F;o gut &#x017F;eyn la&#x017F;&#x017F;en und u&#x0364;ber-<lb/>
&#x017F;ehen/ oder es muß ihn anderer Ge-<lb/>
&#x017F;talt genu&#x0364;gung davor ge&#x017F;chehen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 5.</head>
            <p>Uber dis/ &#x017F;o wird die Ver-<lb/>
bu&#x0364;ndung nicht &#x017F;o wohl aufgehoben/<lb/>
als <hi rendition="#fr">unterbrochen</hi> und zerri&#x017F;&#x017F;en<lb/>
durch des andern Theils <hi rendition="#fr">Untreue.</hi><lb/>
Denn wenn einer nicht lei&#x017F;tet/ was<lb/>
ver <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">accordiret</hi></hi> worden; &#x017F;o i&#x017F;t auch der<lb/>
andere zu nichts verbunden/ was er<lb/>
&#x017F;on&#x017F;t/ in An&#x017F;ehung &#x017F;olches <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Accords</hi>,</hi><lb/>
über &#x017F;ich genommen. Denn die er-<lb/>
&#x017F;ten Puncte/ &#x017F;o man im Vergleichen<lb/>
zu halten oder zu lei&#x017F;ten ver&#x017F;pricht/<lb/>
hangen dem andern/ gleich&#x017F;am als<lb/>
eine Bedingung/ an/ und hat damit<lb/>
die&#x017F;e Meinung: ich wils thun/ wenn<lb/>
du er&#x017F;t das Deinige wir&#x017F;t gethan ha-<lb/>
ben.</p>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">§. 6.</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[363/0427] ſechzehendes Capitel. die Poſitiv-Geſetze ſolches nicht etwa verhindern und verwehren. Wofern aber der eine Theil ſchon etwas dar- auf gethan hat/ ſo muß er ſelbiges entweder ſo gut ſeyn laſſen und uͤber- ſehen/ oder es muß ihn anderer Ge- ſtalt genuͤgung davor geſchehen. §. 5. Uber dis/ ſo wird die Ver- buͤndung nicht ſo wohl aufgehoben/ als unterbrochen und zerriſſen durch des andern Theils Untreue. Denn wenn einer nicht leiſtet/ was ver accordiret worden; ſo iſt auch der andere zu nichts verbunden/ was er ſonſt/ in Anſehung ſolches Accords, über ſich genommen. Denn die er- ſten Puncte/ ſo man im Vergleichen zu halten oder zu leiſten verſpricht/ hangen dem andern/ gleichſam als eine Bedingung/ an/ und hat damit dieſe Meinung: ich wils thun/ wenn du erſt das Deinige wirſt gethan ha- ben. §. 6.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/427
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/427>, abgerufen am 24.11.2024.