Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.

Bild:
<< vorherige Seite

Des ersten Buchs
sehr löblich handele/ wann er solche
gutwillig abstattet; Allein/ wofern
er solches zuthun unterlässet/ so kan
man sich nur über seine Grausam-
keit/ Härte/ und Unbarmhertzigkeit
beklagen/ sonst ihm aber weder durch
eigenen/ noch eines höhern Zwang
zu dessen Abtrag anstrengen. Wel-
ches doch wohl vergönnet ist/ wenn
einer denjenigen/ wozu er sich durch
ein vollkömmlich Versprechen/ oder
Pact verbündlich gemachet/ nachzu-
kommen verabsäumen solte. Dan-
nenhero heisset es auch/ daß man zu
jenen nur ein unvollkommenes/
zu diesen aber ein vollkommenes
Recht
habe/ wie sich im Gegentheil
jener unvollkommen/ dieser aber
vollkommen verpflichtet und ver-
bunden machet.

§. 5.

Man versichert einander
seiner Treue/ entweder durch eine
einseitige Handlung/
oder durch

ei-

Des erſten Buchs
ſehr loͤblich handele/ wann er ſolche
gutwillig abſtattet; Allein/ wofern
er ſolches zuthun unterlaͤſſet/ ſo kan
man ſich nur uͤber ſeine Grauſam-
keit/ Haͤrte/ und Unbarmhertzigkeit
beklagen/ ſonſt ihm aber weder durch
eigenen/ noch eines hoͤhern Zwang
zu deſſen Abtrag anſtrengen. Wel-
ches doch wohl vergoͤnnet iſt/ wenn
einer denjenigen/ wozu er ſich durch
ein vollkoͤmmlich Verſprechen/ oder
Pact verbuͤndlich gemachet/ nachzu-
kommen verabſaͤumen ſolte. Dan-
nenhero heiſſet es auch/ daß man zu
jenen nur ein unvollkommenes/
zu dieſen aber ein vollkommenes
Recht
habe/ wie ſich im Gegentheil
jener unvollkommen/ dieſer aber
vollkommen verpflichtet und ver-
bunden machet.

§. 5.

Man verſichert einander
ſeiner Treue/ entweder durch eine
einſeitige Handlung/
oder durch

ei-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0284" n="220"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Des er&#x017F;ten Buchs</hi></fw><lb/>
&#x017F;ehr lo&#x0364;blich handele/ wann er &#x017F;olche<lb/>
gutwillig ab&#x017F;tattet; Allein/ wofern<lb/>
er &#x017F;olches zuthun unterla&#x0364;&#x017F;&#x017F;et/ &#x017F;o kan<lb/>
man &#x017F;ich nur u&#x0364;ber &#x017F;eine Grau&#x017F;am-<lb/>
keit/ Ha&#x0364;rte/ und Unbarmhertzigkeit<lb/>
beklagen/ &#x017F;on&#x017F;t ihm aber weder durch<lb/>
eigenen/ noch eines ho&#x0364;hern Zwang<lb/>
zu de&#x017F;&#x017F;en Abtrag an&#x017F;trengen. Wel-<lb/>
ches doch wohl vergo&#x0364;nnet i&#x017F;t/ wenn<lb/>
einer denjenigen/ wozu er &#x017F;ich durch<lb/>
ein vollko&#x0364;mmlich Ver&#x017F;prechen/ oder<lb/>
Pact verbu&#x0364;ndlich gemachet/ nachzu-<lb/>
kommen verab&#x017F;a&#x0364;umen &#x017F;olte. Dan-<lb/>
nenhero hei&#x017F;&#x017F;et es auch/ daß man zu<lb/><hi rendition="#fr">jenen nur ein unvollkommenes/</hi><lb/>
zu <hi rendition="#fr">die&#x017F;en</hi> aber <hi rendition="#fr">ein vollkommenes<lb/>
Recht</hi> habe/ wie &#x017F;ich im Gegentheil<lb/><hi rendition="#fr">jener unvollkommen/ die&#x017F;er</hi> aber<lb/><hi rendition="#fr">vollkommen</hi> verpflichtet und ver-<lb/>
bunden machet.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 5.</head>
            <p>Man ver&#x017F;ichert einander<lb/>
&#x017F;einer Treue/ entweder <hi rendition="#fr">durch eine<lb/>
ein&#x017F;eitige Handlung/</hi> oder <hi rendition="#fr">durch</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">ei-</hi></fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[220/0284] Des erſten Buchs ſehr loͤblich handele/ wann er ſolche gutwillig abſtattet; Allein/ wofern er ſolches zuthun unterlaͤſſet/ ſo kan man ſich nur uͤber ſeine Grauſam- keit/ Haͤrte/ und Unbarmhertzigkeit beklagen/ ſonſt ihm aber weder durch eigenen/ noch eines hoͤhern Zwang zu deſſen Abtrag anſtrengen. Wel- ches doch wohl vergoͤnnet iſt/ wenn einer denjenigen/ wozu er ſich durch ein vollkoͤmmlich Verſprechen/ oder Pact verbuͤndlich gemachet/ nachzu- kommen verabſaͤumen ſolte. Dan- nenhero heiſſet es auch/ daß man zu jenen nur ein unvollkommenes/ zu dieſen aber ein vollkommenes Recht habe/ wie ſich im Gegentheil jener unvollkommen/ dieſer aber vollkommen verpflichtet und ver- bunden machet. §. 5. Man verſichert einander ſeiner Treue/ entweder durch eine einſeitige Handlung/ oder durch ei-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/284
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/284>, abgerufen am 28.11.2024.