Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.

Bild:
<< vorherige Seite

sechstes Capitel.
ne Reue erkenntlich zu machen/ und
um Vergebung zu bitten Ursache
hat; Also soll sich in Gegentheil der
Beschädigte auf den ersten Fall/
nach erhaltener Erklärung/ und Ab-
trag des Schadens/ zu frieden stellen/
und da bey den andern über dis noch
Reue und Abbitte erfolget/ ihm
vergeben/
und sich wieder versöh-
nen lassen. Denn wer hiebey nicht
beruhen/ sondern die Rache mit ge-
waltsamer Hand suchen wil/ der thut
nichts anders/ als daß er der Ver-
bitterung seines Gemüths nachhän-
get/ und also die Ruhe der menschli-
chen Gesellschafft/ um nichtiger Ur-
sachen willen/ zerstöhret. Deßwegen
wird die Rache auch von den Na-
türlichen Gesetze so nachdrücklich
verboten/ als welche keinen andern
Zweck hat/ denn daß sie denenjeni-
gen/ die uns etwa beleidiget/ Wehe
anthue/ und daß ein Rachgieriger

sein
J 4

ſechſtes Capitel.
ne Reue erkeñtlich zu machen/ und
um Vergebung zu bitten Urſache
hat; Alſo ſoll ſich in Gegentheil der
Beſchaͤdigte auf den erſten Fall/
nach erhaltener Erklaͤrung/ und Ab-
trag des Schadens/ zu frieden ſtellen/
und da bey den andern uͤber dis noch
Reue und Abbitte erfolget/ ihm
vergeben/
und ſich wieder verſoͤh-
nen laſſen. Denn wer hiebey nicht
beruhen/ ſondern die Rache mit ge-
waltſamer Hand ſuchen wil/ der thut
nichts anders/ als daß er der Ver-
bitterung ſeines Gemuͤths nachhaͤn-
get/ und alſo die Ruhe der menſchli-
chen Geſellſchafft/ um nichtiger Ur-
ſachen willen/ zerſtoͤhret. Deßwegen
wird die Rache auch von den Na-
tuͤrlichen Geſetze ſo nachdruͤcklich
verboten/ als welche keinen andern
Zweck hat/ denn daß ſie denenjeni-
gen/ die uns etwa beleidiget/ Wehe
anthue/ und daß ein Rachgieriger

ſein
J 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0251" n="187"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">&#x017F;ech&#x017F;tes Capitel.</hi></fw><lb/>
ne Reue erkeñtlich zu machen/ und<lb/>
um Vergebung zu bitten Ur&#x017F;ache<lb/>
hat; Al&#x017F;o &#x017F;oll &#x017F;ich in Gegentheil der<lb/>
Be&#x017F;cha&#x0364;digte auf den er&#x017F;ten Fall/<lb/>
nach erhaltener Erkla&#x0364;rung/ und Ab-<lb/>
trag des Schadens/ zu frieden &#x017F;tellen/<lb/>
und da bey den andern u&#x0364;ber dis noch<lb/>
Reue und Abbitte erfolget/ <hi rendition="#fr">ihm<lb/>
vergeben/</hi> und &#x017F;ich wieder ver&#x017F;o&#x0364;h-<lb/>
nen la&#x017F;&#x017F;en. Denn wer hiebey nicht<lb/>
beruhen/ &#x017F;ondern die Rache mit ge-<lb/>
walt&#x017F;amer Hand &#x017F;uchen wil/ der thut<lb/>
nichts anders/ als daß er der Ver-<lb/>
bitterung &#x017F;eines Gemu&#x0364;ths nachha&#x0364;n-<lb/>
get/ und al&#x017F;o die Ruhe der men&#x017F;chli-<lb/>
chen Ge&#x017F;ell&#x017F;chafft/ um nichtiger Ur-<lb/>
&#x017F;achen willen/ zer&#x017F;to&#x0364;hret. Deßwegen<lb/>
wird <hi rendition="#fr">die Rache</hi> auch von den Na-<lb/>
tu&#x0364;rlichen Ge&#x017F;etze &#x017F;o nachdru&#x0364;cklich<lb/>
verboten/ als welche keinen andern<lb/>
Zweck hat/ denn daß &#x017F;ie denenjeni-<lb/>
gen/ die uns etwa beleidiget/ Wehe<lb/>
anthue/ und daß ein Rachgieriger<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">J 4</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ein</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[187/0251] ſechſtes Capitel. ne Reue erkeñtlich zu machen/ und um Vergebung zu bitten Urſache hat; Alſo ſoll ſich in Gegentheil der Beſchaͤdigte auf den erſten Fall/ nach erhaltener Erklaͤrung/ und Ab- trag des Schadens/ zu frieden ſtellen/ und da bey den andern uͤber dis noch Reue und Abbitte erfolget/ ihm vergeben/ und ſich wieder verſoͤh- nen laſſen. Denn wer hiebey nicht beruhen/ ſondern die Rache mit ge- waltſamer Hand ſuchen wil/ der thut nichts anders/ als daß er der Ver- bitterung ſeines Gemuͤths nachhaͤn- get/ und alſo die Ruhe der menſchli- chen Geſellſchafft/ um nichtiger Ur- ſachen willen/ zerſtoͤhret. Deßwegen wird die Rache auch von den Na- tuͤrlichen Geſetze ſo nachdruͤcklich verboten/ als welche keinen andern Zweck hat/ denn daß ſie denenjeni- gen/ die uns etwa beleidiget/ Wehe anthue/ und daß ein Rachgieriger ſein J 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/251
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/251>, abgerufen am 24.11.2024.