Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.

Bild:
<< vorherige Seite

fünftes Capitel.
satz hat/ bey fügender Gelegenheit
ihnen den Werth deroselben wieder
zu erstatten. Denn ein Reicher ist/
Krafft derer Natürlichen Liebes-Ge-
setze verbunden/ solchen nothleiden-
den beyzuspringen. Ob nun wohl
die daher rührende Schuldigkeiten
regulariter sonst niemanden abge-
zwungen werden können/ so machet
doch disfalls die andringende äusser-
ste Noth/ daß man mit diesen eben so
scharff/ als mit denjenigen/ die einen
etwas aus vollkommenen Rechte
schuldig seyn/ verfahren möge. Je-
doch ist vonnöthen/ daß der Arme
zuvor alle Mittel und Wege versu-
che/ den andern mit guten Willen
zur Erleuchterung seiner Dürfftig-
keit zu bringen; Es muß auch der
Eigenthums-Herr nicht etwa in
gleicher Noth stecken/ oder in dem
Stande seyn/ daß er bald selbst dar-
ein gerathen könne. So muß auch

die
H 6

fuͤnftes Capitel.
ſatz hat/ bey fuͤgender Gelegenheit
ihnen den Werth deroſelben wieder
zu erſtatten. Denn ein Reicher iſt/
Krafft derer Natuͤrlichen Liebes-Ge-
ſetze verbunden/ ſolchen nothleiden-
den beyzuſpringen. Ob nun wohl
die daher ruͤhrende Schuldigkeiten
regulariter ſonſt niemanden abge-
zwungen werden koͤnnen/ ſo machet
doch disfalls die andringende aͤuſſer-
ſte Noth/ daß man mit dieſen eben ſo
ſcharff/ als mit denjenigen/ die einen
etwas aus vollkommenen Rechte
ſchuldig ſeyn/ verfahren moͤge. Je-
doch iſt vonnoͤthen/ daß der Arme
zuvor alle Mittel und Wege verſu-
che/ den andern mit guten Willen
zur Erleuchterung ſeiner Duͤrfftig-
keit zu bringen; Es muß auch der
Eigenthums-Herꝛ nicht etwa in
gleicher Noth ſtecken/ oder in dem
Stande ſeyn/ daß er bald ſelbſt dar-
ein gerathen koͤnne. So muß auch

die
H 6
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0231" n="167"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">fu&#x0364;nftes Capitel.</hi></fw><lb/>
&#x017F;atz hat/ bey fu&#x0364;gender Gelegenheit<lb/>
ihnen den Werth dero&#x017F;elben wieder<lb/>
zu er&#x017F;tatten. Denn ein Reicher i&#x017F;t/<lb/>
Krafft derer Natu&#x0364;rlichen Liebes-Ge-<lb/>
&#x017F;etze verbunden/ &#x017F;olchen nothleiden-<lb/>
den beyzu&#x017F;pringen. Ob nun wohl<lb/>
die daher ru&#x0364;hrende Schuldigkeiten<lb/><hi rendition="#aq">regulariter</hi> &#x017F;on&#x017F;t niemanden abge-<lb/>
zwungen werden ko&#x0364;nnen/ &#x017F;o machet<lb/>
doch disfalls die andringende a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er-<lb/>
&#x017F;te Noth/ daß man mit die&#x017F;en eben &#x017F;o<lb/>
&#x017F;charff/ als mit denjenigen/ die einen<lb/>
etwas aus vollkommenen Rechte<lb/>
&#x017F;chuldig &#x017F;eyn/ verfahren mo&#x0364;ge. Je-<lb/>
doch i&#x017F;t vonno&#x0364;then/ daß der Arme<lb/>
zuvor alle Mittel und Wege ver&#x017F;u-<lb/>
che/ den andern mit guten Willen<lb/>
zur Erleuchterung &#x017F;einer Du&#x0364;rfftig-<lb/>
keit zu bringen; Es muß auch der<lb/>
Eigenthums-Her&#xA75B; nicht etwa in<lb/>
gleicher Noth &#x017F;tecken/ oder in dem<lb/>
Stande &#x017F;eyn/ daß er bald &#x017F;elb&#x017F;t dar-<lb/>
ein gerathen ko&#x0364;nne. So muß auch<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">H 6</fw><fw place="bottom" type="catch">die</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[167/0231] fuͤnftes Capitel. ſatz hat/ bey fuͤgender Gelegenheit ihnen den Werth deroſelben wieder zu erſtatten. Denn ein Reicher iſt/ Krafft derer Natuͤrlichen Liebes-Ge- ſetze verbunden/ ſolchen nothleiden- den beyzuſpringen. Ob nun wohl die daher ruͤhrende Schuldigkeiten regulariter ſonſt niemanden abge- zwungen werden koͤnnen/ ſo machet doch disfalls die andringende aͤuſſer- ſte Noth/ daß man mit dieſen eben ſo ſcharff/ als mit denjenigen/ die einen etwas aus vollkommenen Rechte ſchuldig ſeyn/ verfahren moͤge. Je- doch iſt vonnoͤthen/ daß der Arme zuvor alle Mittel und Wege verſu- che/ den andern mit guten Willen zur Erleuchterung ſeiner Duͤrfftig- keit zu bringen; Es muß auch der Eigenthums-Herꝛ nicht etwa in gleicher Noth ſtecken/ oder in dem Stande ſeyn/ daß er bald ſelbſt dar- ein gerathen koͤnne. So muß auch die H 6

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/231
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/231>, abgerufen am 24.11.2024.