Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.Das XII. Capitel Caroli V. Zeit durch Spanische Anschlä-ge die gute Gelegenheit das Reich zu re- formiren versäumet/ hat seithero der Käyser par raison d' Etat vom Pabst- thum nicht können abgehen/ wenn er gleich gewolt hätte. Denn jetzo sind die Geistliche Fürsten im Reich obligiret es mit ihm zu halten/ damit sie einen Rü- ckenhalt wider die weltliche Fürsten hät- ten. Wolte aber der Käyser vom Pabst abgehen/ so hätte er erstlich die gantze Clerisey wider sich; von den weltlichen Fürsten aber würde er so sichern Bey- stand nicht haben/ sonderlich weil die al- ten Fürstlichen Häuser/ die nur umb der Religion willen nicht wohl Hofnung ha- ben das Käyserthum zubekommen/ her- nach praetendiren würden eben so nahe darzu zuseyn/ als die von Oesterreich. Es würde auch der Pabst Himmel und Höl- le wider ihn erregen/ und Franckreich würde bey solcher Gelegenheit nicht ver- säumen einen Sprung nach der Käyser- Cron zu thun/ dem sich auf diesen Fall vielleicht viele von der Clerisey würden in die Arme werffen. Die Spanier geben sich für grosse Eifferer für den Päbstli- chen Stuhl aus/ weil ihnen des Pabsts Gunst sonderlich nöthig ist zu ruhiger Erhaltung des Staats von Napoli und Mi-
Das XII. Capitel Caroli V. Zeit durch Spaniſche Anſchlaͤ-ge die gute Gelegenheit das Reich zu re- formiren verſaͤumet/ hat ſeithero der Käyſer par raiſon d’ Etat vom Pabſt- thum nicht koͤnnen abgehen/ wenn er gleich gewolt haͤtte. Denn jetzo ſind die Geiſtliche Fuͤrſten im Reich obligiret es mit ihm zu halten/ damit ſie einen Ruͤ- ckenhalt wider die weltliche Fuͤrſten haͤt- ten. Wolte aber der Kaͤyſer vom Pabſt abgehen/ ſo haͤtte er erſtlich die gantze Cleriſey wider ſich; von den weltlichen Fuͤrſten aber wuͤrde er ſo ſichern Bey- ſtand nicht haben/ ſonderlich weil die al- ten Fuͤrſtlichen Haͤuſer/ die nur umb der Religion willen nicht wohl Hofnung ha- ben das Kaͤyſerthum zubekommen/ her- nach prætendiren wuͤrden eben ſo nahe darzu zuſeyn/ als die von Oeſterreich. Es wuͤrde auch der Pabſt Himmel und Hoͤl- le wider ihn erregen/ und Franckreich wuͤrde bey ſolcher Gelegenheit nicht ver- ſaͤumen einen Sprung nach der Kaͤyſer- Cron zu thun/ dem ſich auf dieſen Fall vielleicht viele von der Cleriſey wuͤrden in die Arme werffen. Die Spanier geben ſich fuͤr groſſe Eifferer fuͤr den Paͤbſtli- chen Stuhl aus/ weil ihnen des Pabſts Gunſt ſonderlich noͤthig iſt zu ruhiger Erhaltung des Staats von Napoli und Mi-
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Das XII. Capitel
Caroli V. Zeit durch Spaniſche Anſchlaͤ-
ge die gute Gelegenheit das Reich zu re-
formiren verſaͤumet/ hat ſeithero der
Käyſer par raiſon d’ Etat vom Pabſt-
thum nicht koͤnnen abgehen/ wenn er
gleich gewolt haͤtte. Denn jetzo ſind die
Geiſtliche Fuͤrſten im Reich obligiret es
mit ihm zu halten/ damit ſie einen Ruͤ-
ckenhalt wider die weltliche Fuͤrſten haͤt-
ten. Wolte aber der Kaͤyſer vom Pabſt
abgehen/ ſo haͤtte er erſtlich die gantze
Cleriſey wider ſich; von den weltlichen
Fuͤrſten aber wuͤrde er ſo ſichern Bey-
ſtand nicht haben/ ſonderlich weil die al-
ten Fuͤrſtlichen Haͤuſer/ die nur umb der
Religion willen nicht wohl Hofnung ha-
ben das Kaͤyſerthum zubekommen/ her-
nach prætendiren wuͤrden eben ſo nahe
darzu zuſeyn/ als die von Oeſterreich. Es
wuͤrde auch der Pabſt Himmel und Hoͤl-
le wider ihn erregen/ und Franckreich
wuͤrde bey ſolcher Gelegenheit nicht ver-
ſaͤumen einen Sprung nach der Kaͤyſer-
Cron zu thun/ dem ſich auf dieſen Fall
vielleicht viele von der Cleriſey wuͤrden in
die Arme werffen. Die Spanier geben
ſich fuͤr groſſe Eifferer fuͤr den Paͤbſtli-
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Gunſt ſonderlich noͤthig iſt zu ruhiger
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