Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

Das XII. Capitel
Ende das Fegfeuer erdichtet/ als daß die
Sterbenden/ die ohne dem ihr Gut/ so sie
andern hinterlassen müssen/ nicht viel
mehr achten/ der Clerisey etwas zu lösen
möchten geben/ durch ihre Messen und
Fürbitt desto eher aus dem durstigen Ort
zu kommen. Die Beehrung der Reli-
qui
en hat auch der Clerisey viel gutes ge-
bracht; und dienen selbige unter andern
auch darzu/ daß man vornehme Leute/ die
grosse Dienste und Wolthaten an dem
Pabst gethan/ mit einem alten Knochen
kan wieder ablegen. Durch die Anruf-
fung der Heiligen hat man Vorwand de-
sto mehr Kirchen zu bauen:/ Feyertage
anzustellen/ Priester zu employren und
zu ernehren. Daß aber die Heiligen durch
des Pabsts Erklärung zu dieser Dignität
gelangen/ giebt ihme grosses Ansehen/
gleich als ob er auch im Himmel könte
chargen austheilen/ und Gott eben so-
thane Referendarios müste annehmen/
als der Pabst ihm praesentiret. Durch
welches Mittel er auch die Leute in an-
dern Republicquen zu seinem Willen nei-
gen kan/ indem er dero Ambition und
Leichtglaubigkeit so grosse Belohnung
vorstellet/ wenn sie aufs äusserste für sein
Interesse gestrebet. Jnmassen man auch/
sonderlich nachdem der Aberglauben ü-

ber-

Das XII. Capitel
Ende das Fegfeuer erdichtet/ als daß die
Sterbenden/ die ohne dem ihr Gut/ ſo ſie
andern hinterlaſſen muͤſſen/ nicht viel
mehr achten/ der Cleriſey etwas zu loͤſen
moͤchten geben/ durch ihre Meſſen und
Fuͤrbitt deſto eher aus dem durſtigen Ort
zu kommen. Die Beehrung der Reli-
qui
en hat auch der Cleriſey viel gutes ge-
bracht; und dienen ſelbige unter andern
auch darzu/ daß man vornehme Leute/ die
groſſe Dienſte und Wolthaten an dem
Pabſt gethan/ mit einem alten Knochen
kan wieder ablegen. Durch die Anruf-
fung der Heiligen hat man Vorwand de-
ſto mehr Kirchen zu bauen:/ Feyertage
anzuſtellen/ Prieſter zu employren und
zu ernehren. Daß aber die Heiligen duꝛch
des Pabſts Erklaͤrung zu dieſer Dignitaͤt
gelangen/ giebt ihme groſſes Anſehen/
gleich als ob er auch im Himmel koͤnte
chargen austheilen/ und Gott eben ſo-
thane Referendarios muͤſte annehmen/
als der Pabſt ihm præſentiret. Durch
welches Mittel er auch die Leute in an-
dern Republicquen zu ſeinem Willen nei-
gen kan/ indem er dero Ambition und
Leichtglaubigkeit ſo groſſe Belohnung
vorſtellet/ wenn ſie aufs aͤuſſerſte fuͤr ſein
Intereſſe geſtrebet. Jnmaſſen man auch/
ſonderlich nachdem der Aberglauben uͤ-

ber-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0890" n="860"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">XII.</hi> Capitel</hi></fw><lb/>
Ende das Fegfeuer erdichtet/ als daß die<lb/>
Sterbenden/ die ohne dem ihr Gut/ &#x017F;o &#x017F;ie<lb/>
andern hinterla&#x017F;&#x017F;en mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ nicht viel<lb/>
mehr achten/ der Cleri&#x017F;ey etwas zu lo&#x0364;&#x017F;en<lb/>
mo&#x0364;chten geben/ durch ihre Me&#x017F;&#x017F;en und<lb/>
Fu&#x0364;rbitt de&#x017F;to eher aus dem dur&#x017F;tigen Ort<lb/>
zu kommen. Die Beehrung der <hi rendition="#aq">Reli-<lb/>
qui</hi>en hat auch der Cleri&#x017F;ey viel gutes ge-<lb/>
bracht; und dienen &#x017F;elbige unter andern<lb/>
auch darzu/ daß man vornehme Leute/ die<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;e Dien&#x017F;te und Wolthaten an dem<lb/>
Pab&#x017F;t gethan/ mit einem alten Knochen<lb/>
kan wieder ablegen. Durch die Anruf-<lb/>
fung der Heiligen hat man Vorwand de-<lb/>
&#x017F;to mehr Kirchen zu bauen:/ Feyertage<lb/>
anzu&#x017F;tellen/ Prie&#x017F;ter zu <hi rendition="#aq">employr</hi>en und<lb/>
zu ernehren. Daß aber die Heiligen du&#xA75B;ch<lb/>
des Pab&#x017F;ts Erkla&#x0364;rung zu die&#x017F;er <hi rendition="#aq">Dignit</hi>a&#x0364;t<lb/>
gelangen/ giebt ihme gro&#x017F;&#x017F;es An&#x017F;ehen/<lb/>
gleich als ob er auch im Himmel ko&#x0364;nte<lb/><hi rendition="#aq">charg</hi>en austheilen/ und Gott eben &#x017F;o-<lb/>
thane <hi rendition="#aq">Referendarios</hi> mu&#x0364;&#x017F;te annehmen/<lb/>
als der Pab&#x017F;t ihm <hi rendition="#aq">præ&#x017F;entir</hi>et. Durch<lb/>
welches Mittel er auch die Leute in an-<lb/>
dern <hi rendition="#aq">Republicqu</hi>en zu &#x017F;einem Willen nei-<lb/>
gen kan/ indem er dero <hi rendition="#aq">Ambition</hi> und<lb/>
Leichtglaubigkeit &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;e Belohnung<lb/>
vor&#x017F;tellet/ wenn &#x017F;ie aufs a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;te fu&#x0364;r &#x017F;ein<lb/><hi rendition="#aq">Intere&#x017F;&#x017F;e</hi> ge&#x017F;trebet. Jnma&#x017F;&#x017F;en man auch/<lb/>
&#x017F;onderlich nachdem der Aberglauben u&#x0364;-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ber-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[860/0890] Das XII. Capitel Ende das Fegfeuer erdichtet/ als daß die Sterbenden/ die ohne dem ihr Gut/ ſo ſie andern hinterlaſſen muͤſſen/ nicht viel mehr achten/ der Cleriſey etwas zu loͤſen moͤchten geben/ durch ihre Meſſen und Fuͤrbitt deſto eher aus dem durſtigen Ort zu kommen. Die Beehrung der Reli- quien hat auch der Cleriſey viel gutes ge- bracht; und dienen ſelbige unter andern auch darzu/ daß man vornehme Leute/ die groſſe Dienſte und Wolthaten an dem Pabſt gethan/ mit einem alten Knochen kan wieder ablegen. Durch die Anruf- fung der Heiligen hat man Vorwand de- ſto mehr Kirchen zu bauen:/ Feyertage anzuſtellen/ Prieſter zu employren und zu ernehren. Daß aber die Heiligen duꝛch des Pabſts Erklaͤrung zu dieſer Dignitaͤt gelangen/ giebt ihme groſſes Anſehen/ gleich als ob er auch im Himmel koͤnte chargen austheilen/ und Gott eben ſo- thane Referendarios muͤſte annehmen/ als der Pabſt ihm præſentiret. Durch welches Mittel er auch die Leute in an- dern Republicquen zu ſeinem Willen nei- gen kan/ indem er dero Ambition und Leichtglaubigkeit ſo groſſe Belohnung vorſtellet/ wenn ſie aufs aͤuſſerſte fuͤr ſein Intereſſe geſtrebet. Jnmaſſen man auch/ ſonderlich nachdem der Aberglauben uͤ- ber-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/890
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 860. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/890>, abgerufen am 23.11.2024.