Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

Das XII. Capitel
anzustreichen mit den Distinctionen, In-
tensive & Extensive, Potentialiter & Actu-
aliter;
worin die jungen Studenten einen
treslichen Schmack finden/ und die Unge-
lehrten grosse Geheimnüsse darunter ver-
muthen. Nach demmahl auch zu Lu-
theri
Zeiten der Clerisey Unwissenheit
und Haß gegen die Gelehrten dem Pabst-
thum so grossen Schaden gethan/ haben
die Päbstische/ und sonderlich die Jesui-
ten nach der Zeit diese Sachen gantz ge-
ändert/ und sich vielmehr der Informati-
on
der Jugend angenommen/ und an ih-
ren Orten fast ein Monopolium von der
Erudition sich wollen anmassen; so daß
die Studia ihnen nicht allein keinen Scha-
den thun/ sondern auch grossen Nutzen
bringen. Endlich brauchet man auch
nicht mehr lauter Feuer und Schwerd
das Pabsthum zu erweitern/ sondern
man locket die Häupter unter den Prote-
stan
ten mit guten Worten/ mit Verheis-
sungen/ und würcklichen Gutthaten. Wer
zu ihnen übergehen will/ und sonsten von
Geschicklichkeit ist/ kan bey ihnen gute
Fortun machen/ worzu sie wegen Reich-
thum ihrer Kirchen die beste Gelegenheit
haben; können auch leicht einen unnützen
Bauch füllen. Da hingegen wenn einer
zun Protestanten wolte übergehen/ und

selbst

Das XII. Capitel
anzuſtreichen mit den Diſtinctionen, In-
tenſive & Extenſive, Potentialiter & Actu-
aliter;
worin die jungen Studenten einen
treſlichen Schmack finden/ und die Unge-
lehrten groſſe Geheimnuͤſſe darunter ver-
muthen. Nach demmahl auch zu Lu-
theri
Zeiten der Cleriſey Unwiſſenheit
und Haß gegen die Gelehrten dem Pabſt-
thum ſo groſſen Schaden gethan/ haben
die Paͤbſtiſche/ und ſonderlich die Jeſui-
ten nach der Zeit dieſe Sachen gantz ge-
aͤndert/ und ſich vielmehr der Informati-
on
der Jugend angenommen/ und an ih-
ren Orten faſt ein Monopolium von der
Erudition ſich wollen anmaſſen; ſo daß
die Studia ihnen nicht allein keinen Scha-
den thun/ ſondern auch groſſen Nutzen
bringen. Endlich brauchet man auch
nicht mehr lauter Feuer und Schwerd
das Pabſthum zu erweitern/ ſondern
man locket die Haͤupter unter den Prote-
ſtan
ten mit guten Worten/ mit Verheiſ-
ſungen/ und wuͤrcklichen Gutthatẽ. Wer
zu ihnen uͤbergehen will/ und ſonſten von
Geſchicklichkeit iſt/ kan bey ihnen gute
Fortun machen/ worzu ſie wegen Reich-
thum ihrer Kirchen die beſte Gelegenheit
haben; koͤnnen auch leicht einen unnuͤtzen
Bauch fuͤllen. Da hingegen wenn einer
zun Proteſtanten wolte uͤbergehen/ und

ſelbſt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0858" n="828"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">XII.</hi> Capitel</hi></fw><lb/>
anzu&#x017F;treichen mit den <hi rendition="#aq">Di&#x017F;tinctionen, In-<lb/>
ten&#x017F;ive &amp; Exten&#x017F;ive, Potentialiter &amp; Actu-<lb/>
aliter;</hi> worin die jungen Studenten einen<lb/>
tre&#x017F;lichen Schmack finden/ und die Unge-<lb/>
lehrten gro&#x017F;&#x017F;e Geheimnu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e darunter ver-<lb/>
muthen. Nach demmahl auch zu <hi rendition="#aq">Lu-<lb/>
theri</hi> Zeiten der Cleri&#x017F;ey Unwi&#x017F;&#x017F;enheit<lb/>
und Haß gegen die Gelehrten dem Pab&#x017F;t-<lb/>
thum &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;en Schaden gethan/ haben<lb/>
die Pa&#x0364;b&#x017F;ti&#x017F;che/ und &#x017F;onderlich die Je&#x017F;ui-<lb/>
ten nach der Zeit die&#x017F;e Sachen gantz ge-<lb/>
a&#x0364;ndert/ und &#x017F;ich vielmehr der <hi rendition="#aq">Informati-<lb/>
on</hi> der Jugend angenommen/ und an ih-<lb/>
ren Orten fa&#x017F;t ein <hi rendition="#aq">Monopolium</hi> von der<lb/><hi rendition="#aq">Erudition</hi> &#x017F;ich wollen anma&#x017F;&#x017F;en; &#x017F;o daß<lb/>
die <hi rendition="#aq">Studia</hi> ihnen nicht allein keinen Scha-<lb/>
den thun/ &#x017F;ondern auch gro&#x017F;&#x017F;en Nutzen<lb/>
bringen. Endlich brauchet man auch<lb/>
nicht mehr lauter Feuer und Schwerd<lb/>
das Pab&#x017F;thum zu erweitern/ &#x017F;ondern<lb/>
man locket die Ha&#x0364;upter unter den <hi rendition="#aq">Prote-<lb/>
&#x017F;tan</hi>ten mit guten Worten/ mit Verhei&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ungen/ und wu&#x0364;rcklichen Gutthate&#x0303;. Wer<lb/>
zu ihnen u&#x0364;bergehen will/ und &#x017F;on&#x017F;ten von<lb/>
Ge&#x017F;chicklichkeit i&#x017F;t/ kan bey ihnen gute<lb/><hi rendition="#aq">Fortun</hi> machen/ worzu &#x017F;ie wegen Reich-<lb/>
thum ihrer Kirchen die be&#x017F;te Gelegenheit<lb/>
haben; ko&#x0364;nnen auch leicht einen unnu&#x0364;tzen<lb/>
Bauch fu&#x0364;llen. Da hingegen wenn einer<lb/>
zun <hi rendition="#aq">Prote&#x017F;tant</hi>en wolte u&#x0364;bergehen/ und<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;elb&#x017F;t</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[828/0858] Das XII. Capitel anzuſtreichen mit den Diſtinctionen, In- tenſive & Extenſive, Potentialiter & Actu- aliter; worin die jungen Studenten einen treſlichen Schmack finden/ und die Unge- lehrten groſſe Geheimnuͤſſe darunter ver- muthen. Nach demmahl auch zu Lu- theri Zeiten der Cleriſey Unwiſſenheit und Haß gegen die Gelehrten dem Pabſt- thum ſo groſſen Schaden gethan/ haben die Paͤbſtiſche/ und ſonderlich die Jeſui- ten nach der Zeit dieſe Sachen gantz ge- aͤndert/ und ſich vielmehr der Informati- on der Jugend angenommen/ und an ih- ren Orten faſt ein Monopolium von der Erudition ſich wollen anmaſſen; ſo daß die Studia ihnen nicht allein keinen Scha- den thun/ ſondern auch groſſen Nutzen bringen. Endlich brauchet man auch nicht mehr lauter Feuer und Schwerd das Pabſthum zu erweitern/ ſondern man locket die Haͤupter unter den Prote- ſtanten mit guten Worten/ mit Verheiſ- ſungen/ und wuͤrcklichen Gutthatẽ. Wer zu ihnen uͤbergehen will/ und ſonſten von Geſchicklichkeit iſt/ kan bey ihnen gute Fortun machen/ worzu ſie wegen Reich- thum ihrer Kirchen die beſte Gelegenheit haben; koͤnnen auch leicht einen unnuͤtzen Bauch fuͤllen. Da hingegen wenn einer zun Proteſtanten wolte uͤbergehen/ und ſelbſt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/858
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 828. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/858>, abgerufen am 23.11.2024.