Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

vom Pabst.
durch Heiligkeit und Unschuld ihres Le-
bens ihrer Religion ein Ansehen unter
den Heyden machen/ zumahl auch ver-
schiedene Laster waren/ so nach der Hey-
den Gesetze mit keiner weltlichen Straffe
angesehen wurden. Deswegen man in
der ersten Kirche den Christen/ so durch
öffentliche Sünden Aergernüß gegeben/
gewisse Poenitentz oder Kirchen-Busse
auflegete/ so zum höchsten auf die Aus-
schliessung von der Christlichen Gemein
ankahm/ welcher Gebrauch auch unter
Christlicher Obrigkeit seinen guten Nu-
tzen und Raison haben kan/ im Fall nur
diese das Directorium hierinne behält/
damit solche Censura sacra durch Eigen-
willigkeit/ privat-passion und Interesse
nicht mißbrauchet werde/ zumahl wenn
dergleichen Censurae & Notae eine merckli-
che Würckung in foro & vita civili ha-
ben: inmassen im achten Seculo niemand
mehr mit einem Excommunicirten wolte
umbgehen. Dergleichen Macht in ei-
nem Staat souverainement keinem oh-
ne der hohen Obrigkeit Direction kan ver-
stattet werden/ wo man die höchste Ge-
walt nicht zertheilen will. Aber wie
weit der Pabst nachmahls diese Kirchen-
Censur erstrecket und mißgebrauchet/
in dem er Käyser/ Könige/ und
gantze Republicquen/ die nach seiner

Pfeiffe
Bbb ij

vom Pabſt.
durch Heiligkeit und Unſchuld ihres Le-
bens ihrer Religion ein Anſehen unter
den Heyden machen/ zumahl auch ver-
ſchiedene Laſter waren/ ſo nach der Hey-
den Geſetze mit keiner weltlichen Straffe
angeſehen wurden. Deswegen man in
der erſten Kirche den Chriſten/ ſo durch
oͤffentliche Suͤnden Aergernuͤß gegeben/
gewiſſe Pœnitentz oder Kirchen-Buſſe
auflegete/ ſo zum hoͤchſten auf die Aus-
ſchlieſſung von der Chriſtlichen Gemein
ankahm/ welcher Gebrauch auch unter
Chriſtlicher Obrigkeit ſeinen guten Nu-
tzen und Raiſon haben kan/ im Fall nur
dieſe das Directorium hierinne behaͤlt/
damit ſolche Cenſura ſacra durch Eigen-
willigkeit/ privat-paſſion und Intereſſe
nicht mißbrauchet werde/ zumahl wenn
dergleichen Cenſuræ & Notæ eine merckli-
che Wuͤrckung in foro & vita civili ha-
ben: inmaſſen im achten Seculo niemand
mehr mit einem Excommunicirten wolte
umbgehen. Dergleichen Macht in ei-
nem Staat ſouverainement keinem oh-
ne der hohen Obrigkeit Direction kan ver-
ſtattet werden/ wo man die hoͤchſte Ge-
walt nicht zertheilen will. Aber wie
weit der Pabſt nachmahls dieſe Kirchen-
Cenſur erſtrecket und mißgebrauchet/
in dem er Kaͤyſer/ Koͤnige/ und
gantze Republicquen/ die nach ſeiner

Pfeiffe
Bbb ij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0785" n="755"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">vom Pab&#x017F;t.</hi></fw><lb/>
durch Heiligkeit und Un&#x017F;chuld ihres Le-<lb/>
bens ihrer Religion ein An&#x017F;ehen unter<lb/>
den Heyden machen/ zumahl auch ver-<lb/>
&#x017F;chiedene La&#x017F;ter waren/ &#x017F;o nach der Hey-<lb/>
den Ge&#x017F;etze mit keiner weltlichen Straffe<lb/>
ange&#x017F;ehen wurden. Deswegen man in<lb/>
der er&#x017F;ten Kirche den Chri&#x017F;ten/ &#x017F;o durch<lb/>
o&#x0364;ffentliche Su&#x0364;nden Aergernu&#x0364;ß gegeben/<lb/>
gewi&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq">P&#x0153;niten</hi>tz oder Kirchen-Bu&#x017F;&#x017F;e<lb/>
auflegete/ &#x017F;o zum ho&#x0364;ch&#x017F;ten auf die Aus-<lb/>
&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;ung von der Chri&#x017F;tlichen Gemein<lb/>
ankahm/ welcher Gebrauch auch unter<lb/>
Chri&#x017F;tlicher Obrigkeit &#x017F;einen guten Nu-<lb/>
tzen und <hi rendition="#aq">Rai&#x017F;on</hi> haben kan/ im Fall nur<lb/>
die&#x017F;e das <hi rendition="#aq">Directorium</hi> hierinne beha&#x0364;lt/<lb/>
damit &#x017F;olche <hi rendition="#aq">Cen&#x017F;ura &#x017F;acra</hi> durch Eigen-<lb/>
willigkeit/ <hi rendition="#aq">privat-pa&#x017F;&#x017F;ion</hi> und <hi rendition="#aq">Intere&#x017F;&#x017F;e</hi><lb/>
nicht mißbrauchet werde/ zumahl wenn<lb/>
dergleichen <hi rendition="#aq">Cen&#x017F;uræ &amp; Notæ</hi> eine merckli-<lb/>
che Wu&#x0364;rckung <hi rendition="#aq">in foro &amp; vita civili</hi> ha-<lb/>
ben: inma&#x017F;&#x017F;en im achten <hi rendition="#aq">Seculo</hi> niemand<lb/>
mehr mit einem <hi rendition="#aq">Excommunicirt</hi>en wolte<lb/>
umbgehen. Dergleichen Macht in ei-<lb/>
nem Staat <hi rendition="#aq">&#x017F;ouverainement</hi> keinem oh-<lb/>
ne der hohen Obrigkeit <hi rendition="#aq">Direction</hi> kan ver-<lb/>
&#x017F;tattet werden/ wo man die ho&#x0364;ch&#x017F;te Ge-<lb/>
walt nicht zertheilen will. Aber wie<lb/>
weit der Pab&#x017F;t nachmahls die&#x017F;e Kirchen-<lb/><hi rendition="#aq">Cen&#x017F;ur</hi> er&#x017F;trecket und mißgebrauchet/<lb/>
in dem er Ka&#x0364;y&#x017F;er/ Ko&#x0364;nige/ und<lb/>
gantze <hi rendition="#aq">Republicqu</hi>en/ die nach &#x017F;einer<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Bbb ij</fw><fw place="bottom" type="catch">Pfeiffe</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[755/0785] vom Pabſt. durch Heiligkeit und Unſchuld ihres Le- bens ihrer Religion ein Anſehen unter den Heyden machen/ zumahl auch ver- ſchiedene Laſter waren/ ſo nach der Hey- den Geſetze mit keiner weltlichen Straffe angeſehen wurden. Deswegen man in der erſten Kirche den Chriſten/ ſo durch oͤffentliche Suͤnden Aergernuͤß gegeben/ gewiſſe Pœnitentz oder Kirchen-Buſſe auflegete/ ſo zum hoͤchſten auf die Aus- ſchlieſſung von der Chriſtlichen Gemein ankahm/ welcher Gebrauch auch unter Chriſtlicher Obrigkeit ſeinen guten Nu- tzen und Raiſon haben kan/ im Fall nur dieſe das Directorium hierinne behaͤlt/ damit ſolche Cenſura ſacra durch Eigen- willigkeit/ privat-paſſion und Intereſſe nicht mißbrauchet werde/ zumahl wenn dergleichen Cenſuræ & Notæ eine merckli- che Wuͤrckung in foro & vita civili ha- ben: inmaſſen im achten Seculo niemand mehr mit einem Excommunicirten wolte umbgehen. Dergleichen Macht in ei- nem Staat ſouverainement keinem oh- ne der hohen Obrigkeit Direction kan ver- ſtattet werden/ wo man die hoͤchſte Ge- walt nicht zertheilen will. Aber wie weit der Pabſt nachmahls dieſe Kirchen- Cenſur erſtrecket und mißgebrauchet/ in dem er Kaͤyſer/ Koͤnige/ und gantze Republicquen/ die nach ſeiner Pfeiffe Bbb ij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/785
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 755. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/785>, abgerufen am 23.11.2024.