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Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

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vom Pabst.
se hinter sich hätte. Wenn man darf die
Ursachen nachforschen/ warumb der
Göttlichen Weisheit beliebet einen sotha-
nen Process in Pflantzung der Christli-
chen Religion zu führen/ so scheinet sehr
probabel, daß Gott nicht gefallen diese
Religion durch Gewalt und Ansehen der
hohen Obrigkeit/ oder Zuthun der Ge-
lehrten einzuführen/ damit man sie nicht
für eine Politische Erfindung/ oder Phi-
losophi
sche Speculation hielte; sondern
daß wenn man dero geringen Anfang
mit dem grossen Wachsthum vergliche/
man festiglich schliessen könte/ es stecke et-
was mehr als Menschenwerck darun-
ter/ weil auch die Gelehrte mit aller ihrer
Subtilität so wenig taugliches von Gött-
lichen Sachen hatten erfinden können;
auch Socrates und andere/ so den gemei-
nen Aberglauben erkandten und ver-
dammten/ in dessen Abschaffung/ und Ein-
führung einer bessern Religion so wenig
vermocht: wolte Gott die nichtige Weiß-
heit der Welt auf solche Weise zu Schan-
den machen/ und zeigen/ daß es ihme leicht
wäre durch arme ungelehrte Fischer die-
ses zuverrichten/ über diß kahm auch den
weltklugen Leuten die Predigt der Apo-
stel gar ungereimt vor/ als welche von
dem Gecreutzigten Jesu ansieng; daß sie e-
ben diesen für Gottes Sohn und ihren Erlöser

halten
Aaa ij

vom Pabſt.
ſe hinter ſich haͤtte. Wenn man darf die
Urſachen nachforſchen/ warumb der
Goͤttlichen Weisheit beliebet einen ſotha-
nen Proceſſ in Pflantzung der Chriſtli-
chen Religion zu fuͤhren/ ſo ſcheinet ſehr
probabel, daß Gott nicht gefallen dieſe
Religion durch Gewalt und Anſehen der
hohen Obrigkeit/ oder Zuthun der Ge-
lehrten einzufuͤhren/ damit man ſie nicht
fuͤr eine Politiſche Erfindung/ oder Phi-
loſophi
ſche Speculation hielte; ſondern
daß wenn man dero geringen Anfang
mit dem groſſen Wachsthum vergliche/
man feſtiglich ſchlieſſen koͤnte/ es ſtecke et-
was mehr als Menſchenwerck darun-
ter/ weil auch die Gelehrte mit aller ihrer
Subtilitaͤt ſo wenig taugliches von Goͤtt-
lichen Sachen hatten erfinden koͤnnen;
auch Socrates und andere/ ſo den gemei-
nen Aberglauben erkandten und ver-
dam̃ten/ in deſſen Abſchaffung/ und Ein-
fuͤhrung einer beſſern Religion ſo wenig
vermocht: wolte Gott die nichtige Weiß-
heit der Welt auf ſolche Weiſe zu Schan-
den machen/ und zeigen/ daß es ihme leicht
waͤre durch arme ungelehrte Fiſcher die-
ſes zuverrichten/ uͤber diß kahm auch den
weltklugen Leuten die Predigt der Apo-
ſtel gar ungereimt vor/ als welche von
dem Gecreutzigten Jeſu anſieng; daß ſie e-
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[739/0769] vom Pabſt. ſe hinter ſich haͤtte. Wenn man darf die Urſachen nachforſchen/ warumb der Goͤttlichen Weisheit beliebet einen ſotha- nen Proceſſ in Pflantzung der Chriſtli- chen Religion zu fuͤhren/ ſo ſcheinet ſehr probabel, daß Gott nicht gefallen dieſe Religion durch Gewalt und Anſehen der hohen Obrigkeit/ oder Zuthun der Ge- lehrten einzufuͤhren/ damit man ſie nicht fuͤr eine Politiſche Erfindung/ oder Phi- loſophiſche Speculation hielte; ſondern daß wenn man dero geringen Anfang mit dem groſſen Wachsthum vergliche/ man feſtiglich ſchlieſſen koͤnte/ es ſtecke et- was mehr als Menſchenwerck darun- ter/ weil auch die Gelehrte mit aller ihrer Subtilitaͤt ſo wenig taugliches von Goͤtt- lichen Sachen hatten erfinden koͤnnen; auch Socrates und andere/ ſo den gemei- nen Aberglauben erkandten und ver- dam̃ten/ in deſſen Abſchaffung/ und Ein- fuͤhrung einer beſſern Religion ſo wenig vermocht: wolte Gott die nichtige Weiß- heit der Welt auf ſolche Weiſe zu Schan- den machen/ und zeigen/ daß es ihme leicht waͤre durch arme ungelehrte Fiſcher die- ſes zuverrichten/ uͤber diß kahm auch den weltklugen Leuten die Predigt der Apo- ſtel gar ungereimt vor/ als welche von dem Gecreutzigten Jeſu anſieng; daß ſie e- bẽ dieſen fuͤr Gottes Sohn uñ ihrẽ Eꝛloͤſeꝛ halten Aaa ij

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Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 739. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/769>, abgerufen am 23.11.2024.