Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

von Polen.

welche der König mit dem Adel zu Felde
gieng/ und sie in einer Schlacht über-
wand/ worauf zwar ein Vergleich ge-
troffen ward/ darüber aber der Adel mit
dem König sehr expostulirte, als hätte
man den Cossacken zu viel eingeräumet. Jn
diesem innerlichen Mißtrauen brach der
Moscowiter auch loß A. 1653. brachte die
Cossacken auf seine Seite/ und belagerte
Smolensko, so er auch folgendes Jahr ein-
bekahm; verwüstete auch Litthauen weit
und breit/ nahm Wilda/ und viel andere
Plätze ein/ und hausirte sehr übel darin-
nen. Anno 1655. überfiel Polen noch ein
Sturm/ in dem König Carl Gustav von
Schweden mit einer ausserlesenen Armee
daselbst einbrach; welcher erstlich Groß-
Polen/ und Masuren/ hernach Klein-Po-
len mit der Hauptstadt Cracau einnahm;
und ferners herab in Preussen gieng. Alwo
alle Städte sich ergaben/ Dantzig ausge-
nommen/ darin zwar Anfangs viel Bürger
gut Schwedisch waren/ aber bald vermit-
telst einiger Prediger gantz umgewendet/
und in Polnischer Devotion gehalten
wurden. Und half unter andern dieser
einzigen Stadt Widerstand nicht wenig
darzu/ daß die so grosse Progressen end-
lich zu nichte wurden/ und Preussen von
den Schweden nicht konte behauptet wer-
den; ungeachtet nicht allein die Polnische

Ordi-

X x ij

von Polen.

welche der Koͤnig mit dem Adel zu Felde
gieng/ und ſie in einer Schlacht uͤber-
wand/ worauf zwar ein Vergleich ge-
troffen ward/ daruͤber aber der Adel mit
dem Koͤnig ſehr expoſtulirte, als haͤtte
man den Coſſackẽ zu viel eingeꝛaͤumet. Jn
dieſem innerlichen Mißtrauen brach der
Moſcowiter auch loß A. 1653. brachte die
Coſſacken auf ſeine Seite/ und belagerte
Smolensko, ſo er auch folgendes Jahꝛ ein-
bekahm; verwuͤſtete auch Litthauen weit
und breit/ nahm Wilda/ und viel andere
Plaͤtze ein/ und hauſirte ſehr uͤbel darin-
nen. Anno 1655. uͤberfiel Polen noch ein
Sturm/ in dem Koͤnig Carl Guſtav von
Schweden mit einer auſſerleſenen Armee
daſelbſt einbrach; welcher erſtlich Groß-
Polen/ und Maſurẽ/ hernach Klein-Po-
len mit der Hauptſtadt Cracau einnahm;
uñ ferners herab in Pꝛeuſſen gieng. Alwo
alle Staͤdte ſich ergaben/ Dantzig ausge-
nom̃en/ darin zwar Anfangs viel Buͤrger
gut Schwediſch waꝛen/ aber bald vermit-
telſt einiger Prediger gantz umgewendet/
und in Polniſcher Devotion gehalten
wurden. Und half unter andern dieſer
einzigen Stadt Widerſtand nicht wenig
darzu/ daß die ſo groſſe Progreſſen end-
lich zu nichte wurden/ und Preuſſen von
den Schweden nicht konte behauptet wer-
den; ungeachtet nicht allein die Polniſche

Ordi-

X x ij

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0721" n="691"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von Polen.</hi></fw><lb/>
welche der Ko&#x0364;nig mit dem Adel zu Felde<lb/>
gieng/ und &#x017F;ie in einer Schlacht u&#x0364;ber-<lb/>
wand/ worauf zwar ein Vergleich ge-<lb/>
troffen ward/ daru&#x0364;ber aber der Adel mit<lb/>
dem Ko&#x0364;nig &#x017F;ehr <hi rendition="#aq">expo&#x017F;tulirte,</hi> als ha&#x0364;tte<lb/>
man den Co&#x017F;&#x017F;acke&#x0303; zu viel einge&#xA75B;a&#x0364;umet. Jn<lb/>
die&#x017F;em innerlichen Mißtrauen brach der<lb/>
Mo&#x017F;cowiter auch loß A. 1653. brachte die<lb/>
Co&#x017F;&#x017F;acken auf &#x017F;eine Seite/ und belagerte<lb/><hi rendition="#aq">Smolensko,</hi> &#x017F;o er auch folgendes Jah&#xA75B; ein-<lb/>
bekahm; verwu&#x0364;&#x017F;tete auch Litthauen weit<lb/>
und breit/ nahm Wilda/ und viel andere<lb/>
Pla&#x0364;tze ein/ und hau&#x017F;irte &#x017F;ehr u&#x0364;bel darin-<lb/>
nen. Anno 1655. u&#x0364;berfiel Polen noch ein<lb/>
Sturm/ in dem Ko&#x0364;nig Carl Gu&#x017F;tav von<lb/>
Schweden mit einer au&#x017F;&#x017F;erle&#x017F;enen Armee<lb/>
da&#x017F;elb&#x017F;t einbrach; welcher er&#x017F;tlich Groß-<lb/>
Polen/ und Ma&#x017F;ure&#x0303;/ hernach Klein-Po-<lb/>
len mit der Haupt&#x017F;tadt Cracau einnahm;<lb/>
un&#x0303; ferners herab in P&#xA75B;eu&#x017F;&#x017F;en gieng. Alwo<lb/>
alle Sta&#x0364;dte &#x017F;ich ergaben/ Dantzig ausge-<lb/>
nom&#x0303;en/ darin zwar Anfangs viel Bu&#x0364;rger<lb/>
gut Schwedi&#x017F;ch wa&#xA75B;en/ aber bald vermit-<lb/>
tel&#x017F;t einiger Prediger gantz umgewendet/<lb/>
und in Polni&#x017F;cher <hi rendition="#aq">Devotion</hi> gehalten<lb/>
wurden. Und half unter andern die&#x017F;er<lb/>
einzigen Stadt Wider&#x017F;tand nicht wenig<lb/>
darzu/ daß die &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq">Progre&#x017F;&#x017F;en</hi> end-<lb/>
lich zu nichte wurden/ und Preu&#x017F;&#x017F;en von<lb/>
den Schweden nicht konte behauptet wer-<lb/>
den; ungeachtet nicht allein die Polni&#x017F;che<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">X x ij</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">Ordi-</hi></fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[691/0721] von Polen. welche der Koͤnig mit dem Adel zu Felde gieng/ und ſie in einer Schlacht uͤber- wand/ worauf zwar ein Vergleich ge- troffen ward/ daruͤber aber der Adel mit dem Koͤnig ſehr expoſtulirte, als haͤtte man den Coſſackẽ zu viel eingeꝛaͤumet. Jn dieſem innerlichen Mißtrauen brach der Moſcowiter auch loß A. 1653. brachte die Coſſacken auf ſeine Seite/ und belagerte Smolensko, ſo er auch folgendes Jahꝛ ein- bekahm; verwuͤſtete auch Litthauen weit und breit/ nahm Wilda/ und viel andere Plaͤtze ein/ und hauſirte ſehr uͤbel darin- nen. Anno 1655. uͤberfiel Polen noch ein Sturm/ in dem Koͤnig Carl Guſtav von Schweden mit einer auſſerleſenen Armee daſelbſt einbrach; welcher erſtlich Groß- Polen/ und Maſurẽ/ hernach Klein-Po- len mit der Hauptſtadt Cracau einnahm; uñ ferners herab in Pꝛeuſſen gieng. Alwo alle Staͤdte ſich ergaben/ Dantzig ausge- nom̃en/ darin zwar Anfangs viel Buͤrger gut Schwediſch waꝛen/ aber bald vermit- telſt einiger Prediger gantz umgewendet/ und in Polniſcher Devotion gehalten wurden. Und half unter andern dieſer einzigen Stadt Widerſtand nicht wenig darzu/ daß die ſo groſſe Progreſſen end- lich zu nichte wurden/ und Preuſſen von den Schweden nicht konte behauptet wer- den; ungeachtet nicht allein die Polniſche Ordi- X x ij

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): CC BY-SA 4.0.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/721
Zitationshilfe:	Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 691. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/721>, abgerufen am 23.11.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.