Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

Das X. Capitel
Piastos zu nennen pflegen die Einheimi-
schen/ so zu Königen erwehlet werden.
Dessen Nachkommen lange Zeit Polen
besessen/ und von deme die Hertzoge von
Liegnitz und Brieg in Schlesten/ derer
Stamm jüngsthin ausgangen/ ent-
sprossen sind. Er soll 120. Jahr alt
Ziemovi-
tus.
worden seyn. Sein Sohn Ziemovitus
kam zur Regierung Anno 895. ein tapf-
fer und streitbarer Fürst. Dem sein
Lescus IVSohn Lescus IV. Anno 902. folgete/ ein
stiller friedsamer Herr. Von gleichem
Ziemo-
mislus.
humeur war sein Sohn Ziemomislus,
der Anno 921. zur Regierung kam. Die-
ser hatte einen eintzigen blinden Sohn/
der im siebenden Jahr seines Alters/ da
man ihme nach dem damahligen Ge-
brauch der Nation das Haar abschee-
ren/ und den Nahmen geben solte/ un-
versehens das Gesicht bekam/ welches
für ein omen gehalten worden/ daß er
mit dem Christlichen Glauben erleuch-
Miecis-
laus I.
tet solte werden. Er hieß Miecislaus I.
und kam zur Regierung Anno 962. Die
Gelegenheit/ daß er das Christenthum
annahm/ war diese/ weil er viel Wei-
ber/ und keine Kinder hatte. Weswe-
gen einige Teutsche ihn anfingen zu bere-
den/ er würde Kinder bekommen/ wenn
er die Heidnische Religion verließ. Die-

sen

Das X. Capitel
Piaſtos zu nennen pflegen die Einheimi-
ſchen/ ſo zu Koͤnigen erwehlet werden.
Deſſen Nachkommen lange Zeit Polen
beſeſſen/ und von deme die Hertzoge von
Liegnitz und Brieg in Schleſten/ derer
Stamm juͤngſthin ausgangen/ ent-
ſproſſen ſind. Er ſoll 120. Jahr alt
Ziemovi-
tus.
worden ſeyn. Sein Sohn Ziemovitus
kam zur Regierung Anno 895. ein tapf-
fer und ſtreitbarer Fuͤrſt. Dem ſein
Leſcus IVSohn Leſcus IV. Anno 902. folgete/ ein
ſtiller friedſamer Herr. Von gleichem
Ziemo-
mislus.
humeur war ſein Sohn Ziemomislus,
der Anno 921. zur Regierung kam. Die-
ſer hatte einen eintzigen blinden Sohn/
der im ſiebenden Jahr ſeines Alters/ da
man ihme nach dem damahligen Ge-
brauch der Nation das Haar abſchee-
ren/ und den Nahmen geben ſolte/ un-
verſehens das Geſicht bekam/ welches
fuͤr ein omen gehalten worden/ daß er
mit dem Chriſtlichen Glauben erleuch-
Miecis-
laus I.
tet ſolte werden. Er hieß Miecislaus I.
und kam zur Regierung Anno 962. Die
Gelegenheit/ daß er das Chriſtenthum
annahm/ war dieſe/ weil er viel Wei-
ber/ und keine Kinder hatte. Weswe-
gen einige Teutſche ihn anfingen zu bere-
den/ er wuͤrde Kinder bekommen/ wenn
er die Heidniſche Religion verließ. Die-

ſen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0692" n="662"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">X.</hi> Capitel</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">Pia&#x017F;tos</hi> zu nennen pflegen die Einheimi-<lb/>
&#x017F;chen/ &#x017F;o zu Ko&#x0364;nigen erwehlet werden.<lb/>
De&#x017F;&#x017F;en Nachkommen lange Zeit Polen<lb/>
be&#x017F;e&#x017F;&#x017F;en/ und von deme die Hertzoge von<lb/>
Liegnitz und Brieg in Schle&#x017F;ten/ derer<lb/>
Stamm ju&#x0364;ng&#x017F;thin ausgangen/ ent-<lb/>
&#x017F;pro&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ind. Er &#x017F;oll 120. Jahr alt<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Ziemovi-<lb/>
tus.</hi></note>worden &#x017F;eyn. Sein Sohn <hi rendition="#aq">Ziemovitus</hi><lb/>
kam zur Regierung <hi rendition="#aq">Anno</hi> 895. ein tapf-<lb/>
fer und &#x017F;treitbarer Fu&#x0364;r&#x017F;t. Dem &#x017F;ein<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Le&#x017F;cus IV</hi></note>Sohn <hi rendition="#aq">Le&#x017F;cus IV. Anno</hi> 902. folgete/ ein<lb/>
&#x017F;tiller fried&#x017F;amer Herr. Von gleichem<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Ziemo-<lb/>
mislus.</hi></note><hi rendition="#aq">humeur</hi> war &#x017F;ein Sohn <hi rendition="#aq">Ziemomislus,</hi><lb/>
der <hi rendition="#aq">Anno</hi> 921. zur Regierung kam. Die-<lb/>
&#x017F;er hatte einen eintzigen blinden Sohn/<lb/>
der im &#x017F;iebenden Jahr &#x017F;eines Alters/ da<lb/>
man ihme nach dem damahligen Ge-<lb/>
brauch der <hi rendition="#aq">Nation</hi> das Haar ab&#x017F;chee-<lb/>
ren/ und den Nahmen geben &#x017F;olte/ un-<lb/>
ver&#x017F;ehens das Ge&#x017F;icht bekam/ welches<lb/>
fu&#x0364;r ein <hi rendition="#aq">omen</hi> gehalten worden/ daß er<lb/>
mit dem Chri&#x017F;tlichen Glauben erleuch-<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Miecis-<lb/>
laus I.</hi></note>tet &#x017F;olte werden. Er hieß <hi rendition="#aq">Miecislaus I.</hi><lb/>
und kam zur Regierung <hi rendition="#aq">Anno</hi> 962. Die<lb/>
Gelegenheit/ daß er das Chri&#x017F;tenthum<lb/>
annahm/ war die&#x017F;e/ weil er viel Wei-<lb/>
ber/ und keine Kinder hatte. Weswe-<lb/>
gen einige Teut&#x017F;che ihn anfingen zu bere-<lb/>
den/ er wu&#x0364;rde Kinder bekommen/ wenn<lb/>
er die Heidni&#x017F;che Religion verließ. Die-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;en</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[662/0692] Das X. Capitel Piaſtos zu nennen pflegen die Einheimi- ſchen/ ſo zu Koͤnigen erwehlet werden. Deſſen Nachkommen lange Zeit Polen beſeſſen/ und von deme die Hertzoge von Liegnitz und Brieg in Schleſten/ derer Stamm juͤngſthin ausgangen/ ent- ſproſſen ſind. Er ſoll 120. Jahr alt worden ſeyn. Sein Sohn Ziemovitus kam zur Regierung Anno 895. ein tapf- fer und ſtreitbarer Fuͤrſt. Dem ſein Sohn Leſcus IV. Anno 902. folgete/ ein ſtiller friedſamer Herr. Von gleichem humeur war ſein Sohn Ziemomislus, der Anno 921. zur Regierung kam. Die- ſer hatte einen eintzigen blinden Sohn/ der im ſiebenden Jahr ſeines Alters/ da man ihme nach dem damahligen Ge- brauch der Nation das Haar abſchee- ren/ und den Nahmen geben ſolte/ un- verſehens das Geſicht bekam/ welches fuͤr ein omen gehalten worden/ daß er mit dem Chriſtlichen Glauben erleuch- tet ſolte werden. Er hieß Miecislaus I. und kam zur Regierung Anno 962. Die Gelegenheit/ daß er das Chriſtenthum annahm/ war dieſe/ weil er viel Wei- ber/ und keine Kinder hatte. Weswe- gen einige Teutſche ihn anfingen zu bere- den/ er wuͤrde Kinder bekommen/ wenn er die Heidniſche Religion verließ. Die- ſen Ziemovi- tus. Leſcus IV Ziemo- mislus. Miecis- laus I.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/692
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 662. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/692>, abgerufen am 23.11.2024.