Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

Das VIII. Capitel
jene in Belagerung der Städte nicht
sonderlich gut seyn/ wolte auch gleich
Polen mit einem andern anspannen/
und von hinten eine Diversion machen; so
soll es doch den Teutschen leicht fallen
diese mit guter Müntze zubezahlen/ weil
nicht allein die Grentze längst offen stehet/
auch in Polen wenig Festungen sind/ die
einen starcken Feind aufhalten könten/ da
hingegen in Teutschland harte Nüsse auf-
zubeissen sind. Es wären auch wohl
Mittel zu finden auf selbigen Fall den
Russen ihnen in Rücken zu schicken/ wie-
wohl sothane Republicquen sich schwer-
lich zu einem Offensiv-Krieg resolviren.
Doch lieget Teutschland viel daran/ daß
Polen erhalten/ und weder vom Tür-
cken/ noch jemand anders übern Hauffen
geworffen werde. Es solten auch beyde
Reiche einander gute Dienste thun kön-
nen/ wenn sie mit gesammter Hand und
nach gewisser Abrede den Türcken wol-
ten angreiffen. Dennemarck hat gegen
Teutschland nichts zu sagen/ zumahl die
Land-Militz der Dänen/ so einiger mas-
sen in Consideration kommen kan/ aus
Teutschland gesammlet werden muß/
welche durch blosse Avocatorien kan rui-
nir
et werden/ im Fall sie sich wider
Teutschland auflehnen wolten. Jch

glau-

Das VIII. Capitel
jene in Belagerung der Staͤdte nicht
ſonderlich gut ſeyn/ wolte auch gleich
Polen mit einem andern anſpannen/
und von hinten eine Diverſion machen; ſo
ſoll es doch den Teutſchen leicht fallen
dieſe mit guter Muͤntze zubezahlen/ weil
nicht allein die Grentze laͤngſt offen ſtehet/
auch in Polen wenig Feſtungen ſind/ die
einen ſtarcken Feind aufhaltẽ koͤnten/ da
hingegen in Teutſchland harte Nuͤſſe auf-
zubeiſſen ſind. Es waͤren auch wohl
Mittel zu finden auf ſelbigen Fall den
Ruſſen ihnen in Ruͤcken zu ſchicken/ wie-
wohl ſothane Republicquen ſich ſchwer-
lich zu einem Offenſiv-Krieg reſolviren.
Doch lieget Teutſchland viel daran/ daß
Polen erhalten/ und weder vom Tuͤr-
cken/ noch jemand anders uͤbern Hauffen
geworffen werde. Es ſolten auch beyde
Reiche einander gute Dienſte thun koͤn-
nen/ wenn ſie mit geſammter Hand und
nach gewiſſer Abrede den Tuͤrcken wol-
ten angreiffen. Dennemarck hat gegen
Teutſchland nichts zu ſagen/ zumahl die
Land-Militz der Daͤnen/ ſo einiger maſ-
ſen in Conſideration kommen kan/ aus
Teutſchland geſammlet werden muß/
welche durch bloſſe Avocatorien kan rui-
nir
et werden/ im Fall ſie ſich wider
Teutſchland auflehnen wolten. Jch

glau-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0654" n="624"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">VIII.</hi> Capitel</hi></fw><lb/>
jene in Belagerung der Sta&#x0364;dte nicht<lb/>
&#x017F;onderlich gut &#x017F;eyn/ wolte auch gleich<lb/>
Polen mit einem andern an&#x017F;pannen/<lb/>
und von hinten eine <hi rendition="#aq">Diver&#x017F;ion</hi> machen; &#x017F;o<lb/>
&#x017F;oll es doch den Teut&#x017F;chen leicht fallen<lb/>
die&#x017F;e mit guter Mu&#x0364;ntze zubezahlen/ weil<lb/>
nicht allein die Grentze la&#x0364;ng&#x017F;t offen &#x017F;tehet/<lb/>
auch in Polen wenig Fe&#x017F;tungen &#x017F;ind/ die<lb/>
einen &#x017F;tarcken Feind aufhalte&#x0303; ko&#x0364;nten/ da<lb/>
hingegen in Teut&#x017F;chland harte Nu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e auf-<lb/>
zubei&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ind. Es wa&#x0364;ren auch wohl<lb/>
Mittel zu finden auf &#x017F;elbigen Fall den<lb/>
Ru&#x017F;&#x017F;en ihnen in Ru&#x0364;cken zu &#x017F;chicken/ wie-<lb/>
wohl &#x017F;othane <hi rendition="#aq">Republicquen</hi> &#x017F;ich &#x017F;chwer-<lb/>
lich zu einem <hi rendition="#aq">Offen&#x017F;iv-</hi>Krieg <hi rendition="#aq">re&#x017F;olvir</hi>en.<lb/>
Doch lieget Teut&#x017F;chland viel daran/ daß<lb/>
Polen erhalten/ und weder vom Tu&#x0364;r-<lb/>
cken/ noch jemand anders u&#x0364;bern Hauffen<lb/>
geworffen werde. Es &#x017F;olten auch beyde<lb/>
Reiche einander gute Dien&#x017F;te thun ko&#x0364;n-<lb/>
nen/ wenn &#x017F;ie mit ge&#x017F;ammter Hand und<lb/>
nach gewi&#x017F;&#x017F;er Abrede den Tu&#x0364;rcken wol-<lb/>
ten angreiffen. Dennemarck hat gegen<lb/>
Teut&#x017F;chland nichts zu &#x017F;agen/ zumahl die<lb/>
Land-Militz der Da&#x0364;nen/ &#x017F;o einiger ma&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en in <hi rendition="#aq">Con&#x017F;ideration</hi> kommen kan/ aus<lb/>
Teut&#x017F;chland ge&#x017F;ammlet werden muß/<lb/>
welche durch blo&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq">Avocatori</hi>en kan <hi rendition="#aq">rui-<lb/>
nir</hi>et werden/ im Fall &#x017F;ie &#x017F;ich wider<lb/>
Teut&#x017F;chland auflehnen wolten. Jch<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">glau-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[624/0654] Das VIII. Capitel jene in Belagerung der Staͤdte nicht ſonderlich gut ſeyn/ wolte auch gleich Polen mit einem andern anſpannen/ und von hinten eine Diverſion machen; ſo ſoll es doch den Teutſchen leicht fallen dieſe mit guter Muͤntze zubezahlen/ weil nicht allein die Grentze laͤngſt offen ſtehet/ auch in Polen wenig Feſtungen ſind/ die einen ſtarcken Feind aufhaltẽ koͤnten/ da hingegen in Teutſchland harte Nuͤſſe auf- zubeiſſen ſind. Es waͤren auch wohl Mittel zu finden auf ſelbigen Fall den Ruſſen ihnen in Ruͤcken zu ſchicken/ wie- wohl ſothane Republicquen ſich ſchwer- lich zu einem Offenſiv-Krieg reſolviren. Doch lieget Teutſchland viel daran/ daß Polen erhalten/ und weder vom Tuͤr- cken/ noch jemand anders uͤbern Hauffen geworffen werde. Es ſolten auch beyde Reiche einander gute Dienſte thun koͤn- nen/ wenn ſie mit geſammter Hand und nach gewiſſer Abrede den Tuͤrcken wol- ten angreiffen. Dennemarck hat gegen Teutſchland nichts zu ſagen/ zumahl die Land-Militz der Daͤnen/ ſo einiger maſ- ſen in Conſideration kommen kan/ aus Teutſchland geſammlet werden muß/ welche durch bloſſe Avocatorien kan rui- niret werden/ im Fall ſie ſich wider Teutſchland auflehnen wolten. Jch glau-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/654
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 624. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/654>, abgerufen am 23.11.2024.