Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

von Holland.
zusammen hält. So sind auch die grossen
Städte mit vieler und schlimmer Canail-
le
angefüllet/ welche wo sie einmahl koll
wird/ lose Händel anstellen kan. Wie
denn auch der Magistrat grosse Vorsorge
tragen muß/ daß selbige an ihre Kost
kommen könne/ damit sie durch Hunger
nicht zu tumult gereitzet werde. Es ist
auch eine heimliche jalousie zwischen Hol-
land und den andern Provintzien/ weil je-
nes wegen seiner Macht/ und weil es die
meiste Last trägt/ gerne den Vorzug hät-
te; diese aber die Gleichheit der Freyheit
allerdings behaupten wollen. Jnsonder-
heit sind alle Städte auf Amsterdam
jaloux, weil diese Stadt alles an sich zie-
hen will/ und vielleicht endlich gar nach
der Herrschafft über sie streben möchte.
Aber die meiste irregularität machet ihnenPrintz von
Oranien.

der Printz von Oranien/ der ihrer Freyheit
gar gefährlich fället/ indem er die Gunst
der Canaille, der Militz zu Lande/ und der
Priesterschafft hat/ (denn die Prie-
ster hassen die Arminianer/ so der
Barneveldischen faction, die den Printz
hassen/ zugethan sind.) Weßwegen müs-
sen die Optimates, die sonsten von
Rechts wegen in den Städten die
höchste Gewalt haben/ ihre Macht
in Fure[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]t besitzen/ und meist nach des

Prin-

von Holland.
zuſammen haͤlt. So ſind auch die groſſen
Staͤdte mit vieler und ſchlimmer Canail-
le
angefuͤllet/ welche wo ſie einmahl koll
wird/ loſe Haͤndel anſtellen kan. Wie
denn auch der Magiſtrat groſſe Vorſorge
tragen muß/ daß ſelbige an ihre Koſt
kommen koͤnne/ damit ſie durch Hunger
nicht zu tumult gereitzet werde. Es iſt
auch eine heimliche jalouſie zwiſchen Hol-
land und den andern Provintzien/ weil je-
nes wegen ſeiner Macht/ und weil es die
meiſte Laſt traͤgt/ gerne den Vorzug haͤt-
te; dieſe aber die Gleichheit der Freyheit
allerdings behaupten wollen. Jnſonder-
heit ſind alle Staͤdte auf Amſterdam
jaloux, weil dieſe Stadt alles an ſich zie-
hen will/ und vielleicht endlich gar nach
der Herrſchafft uͤber ſie ſtreben moͤchte.
Aber die meiſte irregularitaͤt machet ihnenPrintz von
Oranien.

deꝛ Printz von Oranien/ der ihreꝛ Freyheit
gar gefaͤhrlich faͤllet/ indem er die Gunſt
der Canaille, der Militz zu Lande/ und der
Prieſterſchafft hat/ (denn die Prie-
ſter haſſen die Arminianer/ ſo der
Barneveldiſchen faction, die den Printz
haſſen/ zugethan ſind.) Weßwegen muͤſ-
ſen die Optimates, die ſonſten von
Rechts wegen in den Staͤdten die
hoͤchſte Gewalt haben/ ihre Macht
in Fure[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]t beſitzen/ und meiſt nach des

Prin-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0569" n="539"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von Holland.</hi></fw><lb/>
zu&#x017F;ammen ha&#x0364;lt. So &#x017F;ind auch die gro&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Sta&#x0364;dte mit vieler und &#x017F;chlimmer <hi rendition="#aq">Canail-<lb/>
le</hi> angefu&#x0364;llet/ welche wo &#x017F;ie einmahl koll<lb/>
wird/ lo&#x017F;e Ha&#x0364;ndel an&#x017F;tellen kan. Wie<lb/>
denn auch der <hi rendition="#aq">Magi&#x017F;trat</hi> gro&#x017F;&#x017F;e Vor&#x017F;orge<lb/>
tragen muß/ daß &#x017F;elbige an ihre Ko&#x017F;t<lb/>
kommen ko&#x0364;nne/ damit &#x017F;ie durch Hunger<lb/>
nicht zu <hi rendition="#aq">tumult</hi> gereitzet werde. Es i&#x017F;t<lb/>
auch eine heimliche <hi rendition="#aq">jalou&#x017F;ie</hi> zwi&#x017F;chen Hol-<lb/>
land und den andern Provintzien/ weil je-<lb/>
nes wegen &#x017F;einer Macht/ und weil es die<lb/>
mei&#x017F;te La&#x017F;t tra&#x0364;gt/ gerne den Vorzug ha&#x0364;t-<lb/>
te; die&#x017F;e aber die Gleichheit der Freyheit<lb/>
allerdings behaupten wollen. Jn&#x017F;onder-<lb/>
heit &#x017F;ind alle Sta&#x0364;dte auf Am&#x017F;terdam<lb/><hi rendition="#aq">jaloux,</hi> weil die&#x017F;e Stadt alles an &#x017F;ich zie-<lb/>
hen will/ und vielleicht endlich gar nach<lb/>
der Herr&#x017F;chafft u&#x0364;ber &#x017F;ie &#x017F;treben mo&#x0364;chte.<lb/>
Aber die mei&#x017F;te <hi rendition="#aq">irregularit</hi>a&#x0364;t machet ihnen<note place="right">Printz von<lb/>
Oranien.</note><lb/>
de&#xA75B; Printz von Oranien/ der ihre&#xA75B; Freyheit<lb/>
gar gefa&#x0364;hrlich fa&#x0364;llet/ indem er die Gun&#x017F;t<lb/>
der <hi rendition="#aq">Canaille,</hi> der <hi rendition="#aq">Mili</hi>tz zu Lande/ und der<lb/>
Prie&#x017F;ter&#x017F;chafft hat/ (denn die Prie-<lb/>
&#x017F;ter ha&#x017F;&#x017F;en die <hi rendition="#aq">Arminian</hi>er/ &#x017F;o der<lb/>
Barneveldi&#x017F;chen <hi rendition="#aq">faction,</hi> die den Printz<lb/>
ha&#x017F;&#x017F;en/ zugethan &#x017F;ind.) Weßwegen mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en die <hi rendition="#aq">Optimates,</hi> die &#x017F;on&#x017F;ten von<lb/>
Rechts wegen in den Sta&#x0364;dten die<lb/>
ho&#x0364;ch&#x017F;te Gewalt haben/ ihre Macht<lb/>
in Fure<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/>t be&#x017F;itzen/ und mei&#x017F;t nach des<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Prin-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[539/0569] von Holland. zuſammen haͤlt. So ſind auch die groſſen Staͤdte mit vieler und ſchlimmer Canail- le angefuͤllet/ welche wo ſie einmahl koll wird/ loſe Haͤndel anſtellen kan. Wie denn auch der Magiſtrat groſſe Vorſorge tragen muß/ daß ſelbige an ihre Koſt kommen koͤnne/ damit ſie durch Hunger nicht zu tumult gereitzet werde. Es iſt auch eine heimliche jalouſie zwiſchen Hol- land und den andern Provintzien/ weil je- nes wegen ſeiner Macht/ und weil es die meiſte Laſt traͤgt/ gerne den Vorzug haͤt- te; dieſe aber die Gleichheit der Freyheit allerdings behaupten wollen. Jnſonder- heit ſind alle Staͤdte auf Amſterdam jaloux, weil dieſe Stadt alles an ſich zie- hen will/ und vielleicht endlich gar nach der Herrſchafft uͤber ſie ſtreben moͤchte. Aber die meiſte irregularitaͤt machet ihnen deꝛ Printz von Oranien/ der ihreꝛ Freyheit gar gefaͤhrlich faͤllet/ indem er die Gunſt der Canaille, der Militz zu Lande/ und der Prieſterſchafft hat/ (denn die Prie- ſter haſſen die Arminianer/ ſo der Barneveldiſchen faction, die den Printz haſſen/ zugethan ſind.) Weßwegen muͤſ- ſen die Optimates, die ſonſten von Rechts wegen in den Staͤdten die hoͤchſte Gewalt haben/ ihre Macht in Fure_t beſitzen/ und meiſt nach des Prin- Printz von Oranien.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/569
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 539. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/569>, abgerufen am 22.11.2024.