Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

von Holland.
rat, und werden nicht leicht etwas begin-
nen/ sie haben denn alles darzu eingerich-
tet. So daß nicht leicht eine Nation zu-
finden/ die zur Kaufmannschafft beque-
mer ist/ als die Holländische/ bey der auch
dieses zu loben/ daß sie ins gemein lieber
mit ihrem Fleiß etwas gewinnen/ als an-
dern mit Betrug und Gewalt entziehen
wollen. Wiewohl auch ihre freye Regie-
rung nicht wenig zu ihrer grossen Trafic
thut. Das gröste Laster unter ihnen ist
der Geitz/ der aber bey ihnen so schädliche
Wirckung nicht hat/ weil er sie zur Ar-
beitsamkeit und Sparsamkeit antreibet.
Endlich verwundern sich viel über die
Weißheit/ die selbige Nation in ihrer Con-
duite
hat verspüren lassen/ da sie doch
durchgehends von keinem vortrefflichen
esprit und merite ist. Dessen Ursach ei-
nige anführen/ weil Kälte und Mittel-
mässigkeit der Affecten ein Grund der
Geschickligkeit in Staatsgeschäfften ist.

§. 20.

Die sieben vereinigte Provin-Beschaf-
fenheit
des Lan-
des.

tzien erstrecken sich zwar in ihrem Bezirck
gar nicht weit/ und sind nur für einen
kleinen Rand von Teutschland zu halten.
Sind aber mit einer Menge schöner/ gros-
ser und Volckreicher Städte dermassen
angefüllet/ als nicht leicht ein ander

Ort
L l ij

von Holland.
rat, und werden nicht leicht etwas begin-
nen/ ſie haben denn alles darzu eingerich-
tet. So daß nicht leicht eine Nation zu-
finden/ die zur Kaufmannſchafft beque-
mer iſt/ als die Hollaͤndiſche/ bey der auch
dieſes zu loben/ daß ſie ins gemein lieber
mit ihrem Fleiß etwas gewinnen/ als an-
dern mit Betrug und Gewalt entziehen
wollen. Wiewohl auch ihre freye Regie-
rung nicht wenig zu ihrer groſſen Trafic
thut. Das groͤſte Laſter unter ihnen iſt
der Geitz/ der aber bey ihnen ſo ſchaͤdliche
Wirckung nicht hat/ weil er ſie zur Ar-
beitſamkeit und Sparſamkeit antreibet.
Endlich verwundern ſich viel uͤber die
Weißheit/ die ſelbige Nation in ihrer Con-
duite
hat verſpuͤren laſſen/ da ſie doch
durchgehends von keinem vortrefflichen
eſprit und merite iſt. Deſſen Urſach ei-
nige anfuͤhren/ weil Kaͤlte und Mittel-
maͤſſigkeit der Affecten ein Grund der
Geſchickligkeit in Staatsgeſchaͤfften iſt.

§. 20.

Die ſieben vereinigte Provin-Beſchaf-
fenheit
des Lan-
des.

tzien erſtrecken ſich zwar in ihrem Bezirck
gar nicht weit/ und ſind nur fuͤr einen
kleinen Rand von Teutſchland zu halten.
Sind aber mit einer Menge ſchoͤner/ gꝛoſ-
ſer und Volckreicher Staͤdte dermaſſen
angefuͤllet/ als nicht leicht ein ander

Ort
L l ij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0561" n="531"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von Holland.</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">rat,</hi> und werden nicht leicht etwas begin-<lb/>
nen/ &#x017F;ie haben denn alles darzu eingerich-<lb/>
tet. So daß nicht leicht eine <hi rendition="#aq">Nation</hi> zu-<lb/>
finden/ die zur Kaufmann&#x017F;chafft beque-<lb/>
mer i&#x017F;t/ als die Holla&#x0364;ndi&#x017F;che/ bey der auch<lb/>
die&#x017F;es zu loben/ daß &#x017F;ie ins gemein lieber<lb/>
mit ihrem Fleiß etwas gewinnen/ als an-<lb/>
dern mit Betrug und Gewalt entziehen<lb/>
wollen. Wiewohl auch ihre freye Regie-<lb/>
rung nicht wenig zu ihrer gro&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">Trafic</hi><lb/>
thut. Das gro&#x0364;&#x017F;te La&#x017F;ter unter ihnen i&#x017F;t<lb/>
der Geitz/ der aber bey ihnen &#x017F;o &#x017F;cha&#x0364;dliche<lb/>
Wirckung nicht hat/ weil er &#x017F;ie zur Ar-<lb/>
beit&#x017F;amkeit und Spar&#x017F;amkeit antreibet.<lb/>
Endlich verwundern &#x017F;ich viel u&#x0364;ber die<lb/>
Weißheit/ die &#x017F;elbige <hi rendition="#aq">Nation</hi> in ihrer <hi rendition="#aq">Con-<lb/>
duite</hi> hat ver&#x017F;pu&#x0364;ren la&#x017F;&#x017F;en/ da &#x017F;ie doch<lb/>
durchgehends von keinem vortrefflichen<lb/><hi rendition="#aq">e&#x017F;prit</hi> und <hi rendition="#aq">merite</hi> i&#x017F;t. De&#x017F;&#x017F;en Ur&#x017F;ach ei-<lb/>
nige anfu&#x0364;hren/ weil Ka&#x0364;lte und Mittel-<lb/>
ma&#x0364;&#x017F;&#x017F;igkeit der <hi rendition="#aq">Affect</hi>en ein Grund der<lb/>
Ge&#x017F;chickligkeit in Staatsge&#x017F;cha&#x0364;fften i&#x017F;t.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 20.</head>
            <p>Die &#x017F;ieben vereinigte Provin-<note place="right">Be&#x017F;chaf-<lb/>
fenheit<lb/>
des Lan-<lb/>
des.</note><lb/>
tzien er&#x017F;trecken &#x017F;ich zwar in ihrem Bezirck<lb/>
gar nicht weit/ und &#x017F;ind nur fu&#x0364;r einen<lb/>
kleinen Rand von Teut&#x017F;chland zu halten.<lb/>
Sind aber mit einer Menge &#x017F;cho&#x0364;ner/ g&#xA75B;o&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er und Volckreicher Sta&#x0364;dte derma&#x017F;&#x017F;en<lb/>
angefu&#x0364;llet/ als nicht leicht ein ander<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">L l ij</fw><fw place="bottom" type="catch">Ort</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[531/0561] von Holland. rat, und werden nicht leicht etwas begin- nen/ ſie haben denn alles darzu eingerich- tet. So daß nicht leicht eine Nation zu- finden/ die zur Kaufmannſchafft beque- mer iſt/ als die Hollaͤndiſche/ bey der auch dieſes zu loben/ daß ſie ins gemein lieber mit ihrem Fleiß etwas gewinnen/ als an- dern mit Betrug und Gewalt entziehen wollen. Wiewohl auch ihre freye Regie- rung nicht wenig zu ihrer groſſen Trafic thut. Das groͤſte Laſter unter ihnen iſt der Geitz/ der aber bey ihnen ſo ſchaͤdliche Wirckung nicht hat/ weil er ſie zur Ar- beitſamkeit und Sparſamkeit antreibet. Endlich verwundern ſich viel uͤber die Weißheit/ die ſelbige Nation in ihrer Con- duite hat verſpuͤren laſſen/ da ſie doch durchgehends von keinem vortrefflichen eſprit und merite iſt. Deſſen Urſach ei- nige anfuͤhren/ weil Kaͤlte und Mittel- maͤſſigkeit der Affecten ein Grund der Geſchickligkeit in Staatsgeſchaͤfften iſt. §. 20. Die ſieben vereinigte Provin- tzien erſtrecken ſich zwar in ihrem Bezirck gar nicht weit/ und ſind nur fuͤr einen kleinen Rand von Teutſchland zu halten. Sind aber mit einer Menge ſchoͤner/ gꝛoſ- ſer und Volckreicher Staͤdte dermaſſen angefuͤllet/ als nicht leicht ein ander Ort Beſchaf- fenheit des Lan- des. L l ij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/561
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 531. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/561>, abgerufen am 26.06.2024.