Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

Das VI. Capitel
Oranien
wird er-
mordet.
Delft durch einen Burgunder Nahmens
Balthasar Gerhard in seinem Zimmer nie-
dergeschossen ward. Und damit stund
Niederland ohne Haupt in höchster Be-
stürtzung.

§. 9.

Nach Printz Wilhelms Todt
trugen zwar die Stände des verstorbe-
nen Sohne Graf Moritzen/ einem Herrn
von achtzehen Jahren alt/ die Stadthal-
terschaft über Holland/ Seeland/ und
Utrecht auf/ zu dessen Lieutenant der
Graf von Hohenloh geordnet ward. A-
ber die Souverainität bothen sie dem Kö-
nig in Franckreich an/ der wegen innerli-
cher Unruhe solche anzunehmen nicht
Zeit hatte. Dieser Conjuncturen bediene-
te sich Parma wohl/ und zwang binnen
Jahres Frist Antwerpen mit Hunger;
unter welcher Zeit er sich auch Meister
von Dendermonde/ Gent/ Brüssel/
Mecheln/ und Nimmegen gemacht.
Nach Verlust von Antwerpen trugen
die Stände/ als die lieber einen jeden an-
dern/ als den Spanier zum Herrn haben
wolten/ die Souverainität über sich der Kö-
Englische
Bündnüß
nigin Elisabeth auf; die aber selbige nicht
annehmen wolte. Jedoch machte sie ein
genauer Bündnüs mit ihnen/ dadurch
sie sich anheischig machte eine gewisse An-
zahl Soldaten auf ihre Unkosten in

Nie-

Das VI. Capitel
Oranien
wird er-
mordet.
Delft durch einen Burgunder Nahmens
Balthaſar Gerhard in ſeinem Zimmer nie-
dergeſchoſſen ward. Und damit ſtund
Niederland ohne Haupt in hoͤchſter Be-
ſtuͤrtzung.

§. 9.

Nach Printz Wilhelms Todt
trugen zwar die Staͤnde des verſtorbe-
nen Sohne Graf Moritzen/ einem Herrn
von achtzehen Jahren alt/ die Stadthal-
terſchaft uͤber Holland/ Seeland/ und
Utrecht auf/ zu deſſen Lieutenant der
Graf von Hohenloh geordnet ward. A-
ber die Souverainitaͤt bothen ſie dem Koͤ-
nig in Franckreich an/ der wegen innerli-
cher Unruhe ſolche anzunehmen nicht
Zeit hatte. Dieſer Conjuncturen bediene-
te ſich Parma wohl/ und zwang binnen
Jahres Friſt Antwerpen mit Hunger;
unter welcher Zeit er ſich auch Meiſter
von Dendermonde/ Gent/ Bruͤſſel/
Mecheln/ und Nimmegen gemacht.
Nach Verluſt von Antwerpen trugen
die Staͤnde/ als die lieber einen jeden an-
dern/ als den Spanier zum Herrn haben
wolten/ die Souverainitaͤt uͤbeꝛ ſich der Koͤ-
Engliſche
Buͤndnuͤß
nigin Eliſabeth auf; die aber ſelbige nicht
annehmen wolte. Jedoch machte ſie ein
genauer Buͤndnuͤs mit ihnen/ dadurch
ſie ſich anheiſchig machte eine gewiſſe An-
zahl Soldaten auf ihre Unkoſten in

Nie-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0534" n="504"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">VI.</hi> Capitel</hi></fw><lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Oranien</hi><lb/>
wird er-<lb/>
mordet.</note>Delft durch einen Burgunder Nahmens<lb/><hi rendition="#aq">Baltha&#x017F;ar Gerhard</hi> in &#x017F;einem Zimmer nie-<lb/>
derge&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en ward. Und damit &#x017F;tund<lb/>
Niederland ohne Haupt in ho&#x0364;ch&#x017F;ter Be-<lb/>
&#x017F;tu&#x0364;rtzung.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 9.</head>
            <p>Nach Printz Wilhelms Todt<lb/>
trugen zwar die Sta&#x0364;nde des ver&#x017F;torbe-<lb/>
nen Sohne Graf Moritzen/ einem Herrn<lb/>
von achtzehen Jahren alt/ die Stadthal-<lb/>
ter&#x017F;chaft u&#x0364;ber Holland/ Seeland/ und<lb/>
Utrecht auf/ zu de&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">Lieutenant</hi> der<lb/>
Graf von Hohenloh geordnet ward. A-<lb/>
ber die <hi rendition="#aq">Souverainit</hi>a&#x0364;t bothen &#x017F;ie dem Ko&#x0364;-<lb/>
nig in Franckreich an/ der wegen innerli-<lb/>
cher Unruhe &#x017F;olche anzunehmen nicht<lb/>
Zeit hatte. Die&#x017F;er <hi rendition="#aq">Conjuncturen</hi> bediene-<lb/>
te &#x017F;ich <hi rendition="#aq">Parma</hi> wohl/ und zwang binnen<lb/>
Jahres Fri&#x017F;t Antwerpen mit Hunger;<lb/>
unter welcher Zeit er &#x017F;ich auch Mei&#x017F;ter<lb/>
von Dendermonde/ Gent/ Bru&#x0364;&#x017F;&#x017F;el/<lb/>
Mecheln/ und Nimmegen gemacht.<lb/>
Nach Verlu&#x017F;t von Antwerpen trugen<lb/>
die Sta&#x0364;nde/ als die lieber einen jeden an-<lb/>
dern/ als den Spanier zum Herrn haben<lb/>
wolten/ die <hi rendition="#aq">Souverainit</hi>a&#x0364;t u&#x0364;be&#xA75B; &#x017F;ich der Ko&#x0364;-<lb/><note place="left">Engli&#x017F;che<lb/>
Bu&#x0364;ndnu&#x0364;ß</note>nigin Eli&#x017F;abeth auf; die aber &#x017F;elbige nicht<lb/>
annehmen wolte. Jedoch machte &#x017F;ie ein<lb/>
genauer Bu&#x0364;ndnu&#x0364;s mit ihnen/ dadurch<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;ich anhei&#x017F;chig machte eine gewi&#x017F;&#x017F;e An-<lb/>
zahl Soldaten auf ihre Unko&#x017F;ten in<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Nie-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[504/0534] Das VI. Capitel Delft durch einen Burgunder Nahmens Balthaſar Gerhard in ſeinem Zimmer nie- dergeſchoſſen ward. Und damit ſtund Niederland ohne Haupt in hoͤchſter Be- ſtuͤrtzung. Oranien wird er- mordet. §. 9. Nach Printz Wilhelms Todt trugen zwar die Staͤnde des verſtorbe- nen Sohne Graf Moritzen/ einem Herrn von achtzehen Jahren alt/ die Stadthal- terſchaft uͤber Holland/ Seeland/ und Utrecht auf/ zu deſſen Lieutenant der Graf von Hohenloh geordnet ward. A- ber die Souverainitaͤt bothen ſie dem Koͤ- nig in Franckreich an/ der wegen innerli- cher Unruhe ſolche anzunehmen nicht Zeit hatte. Dieſer Conjuncturen bediene- te ſich Parma wohl/ und zwang binnen Jahres Friſt Antwerpen mit Hunger; unter welcher Zeit er ſich auch Meiſter von Dendermonde/ Gent/ Bruͤſſel/ Mecheln/ und Nimmegen gemacht. Nach Verluſt von Antwerpen trugen die Staͤnde/ als die lieber einen jeden an- dern/ als den Spanier zum Herrn haben wolten/ die Souverainitaͤt uͤbeꝛ ſich der Koͤ- nigin Eliſabeth auf; die aber ſelbige nicht annehmen wolte. Jedoch machte ſie ein genauer Buͤndnuͤs mit ihnen/ dadurch ſie ſich anheiſchig machte eine gewiſſe An- zahl Soldaten auf ihre Unkoſten in Nie- Engliſche Buͤndnuͤß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/534
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 504. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/534>, abgerufen am 22.11.2024.