Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.Das I. Capitel schlungen worden. Und muste Macedo-nien am ersten herhalten/ als welches J- talien am nächsten gelegen. Denn als die Römer/ nachdem sie Jtalien bezwungen/ ihre Regier sucht begunten über das Meer außzubreiten/ und vermerckten/ daß sich Philippus ziemlich begunte hervor zu thun/ und Griechenland unter sich zu bringen suchte; wolten sie nicht lassen ei- ne so grosse Macht in der Nachbarschafft auffwachsen/ die so leicht sich in Jtalien könte ergiessen. Und liessen demnach sich in Bund ein mit den Griechischen Städ- ten/ so von Philippo angefochten wur- den; und unter diesem Vorwand griffen sie Philippum an/ trieben ihn zurück in sein Macedonien/ aber gantz Griechen- land erkläreten sie frey. Wordurch die Kräffte selbiger Nation getheilet/ dero Gemüther aber den Römern sehr geneigt wurden/ die endlich Persen gantz übern Hauffen wurffen/ und Macedonien sich gäntzlich unterwürffig machten. Nach dem traff die Reyhe das Königreich Sy- rien/ dessen König Antiocho dem Grossen die Römer Asien biß an den Berg Tau- rum abnahmen. Wiewohl aber selbiges Reich noch eine Weile stund/ ward es doch durch innerliche Unruhe elendiglich zerrüttet/ biß endlich die Unterthanen von
Das I. Capitel ſchlungen worden. Und muſte Macedo-nien am erſten herhalten/ als welches J- talien am naͤchſten gelegen. Denn als die Roͤmer/ nachdem ſie Jtalien bezwungen/ ihre Regier ſucht beguntẽ uͤber das Meer außzubreiten/ und vermerckten/ daß ſich Philippus ziemlich begunte hervor zu thun/ und Griechenland unter ſich zu bringen ſuchte; wolten ſie nicht laſſen ei- ne ſo groſſe Macht in der Nachbarſchafft auffwachſen/ die ſo leicht ſich in Jtalien koͤnte ergieſſen. Und lieſſen demnach ſich in Bund ein mit den Griechiſchen Staͤd- ten/ ſo von Philippo angefochten wur- den; und unter dieſem Vorwand griffen ſie Philippum an/ trieben ihn zuruͤck in ſein Macedonien/ aber gantz Griechen- land erklaͤreten ſie frey. Wordurch die Kraͤffte ſelbiger Nation getheilet/ dero Gemuͤther abeꝛ den Roͤmern ſehr geneigt wurden/ die endlich Perſen gantz uͤbern Hauffen wurffen/ und Macedonien ſich gaͤntzlich unterwuͤrffig machten. Nach dem traff die Reyhe das Koͤnigreich Sy- rien/ deſſen Koͤnig Antiocho dem Groſſen die Roͤmer Aſien biß an den Berg Tau- rum abnahmen. Wiewohl aber ſelbiges Reich noch eine Weile ſtund/ ward es doch durch innerliche Unruhe elendiglich zerruͤttet/ biß endlich die Unterthanen von
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Das I. Capitel
ſchlungen worden. Und muſte Macedo-
nien am erſten herhalten/ als welches J-
talien am naͤchſten gelegen. Denn als die
Roͤmer/ nachdem ſie Jtalien bezwungen/
ihre Regier ſucht beguntẽ uͤber das Meer
außzubreiten/ und vermerckten/ daß ſich
Philippus ziemlich begunte hervor zu
thun/ und Griechenland unter ſich zu
bringen ſuchte; wolten ſie nicht laſſen ei-
ne ſo groſſe Macht in der Nachbarſchafft
auffwachſen/ die ſo leicht ſich in Jtalien
koͤnte ergieſſen. Und lieſſen demnach ſich
in Bund ein mit den Griechiſchen Staͤd-
ten/ ſo von Philippo angefochten wur-
den; und unter dieſem Vorwand griffen
ſie Philippum an/ trieben ihn zuruͤck in
ſein Macedonien/ aber gantz Griechen-
land erklaͤreten ſie frey. Wordurch die
Kraͤffte ſelbiger Nation getheilet/ dero
Gemuͤther abeꝛ den Roͤmern ſehr geneigt
wurden/ die endlich Perſen gantz uͤbern
Hauffen wurffen/ und Macedonien ſich
gaͤntzlich unterwuͤrffig machten. Nach
dem traff die Reyhe das Koͤnigreich Sy-
rien/ deſſen Koͤnig Antiocho dem Groſſen
die Roͤmer Aſien biß an den Berg Tau-
rum abnahmen. Wiewohl aber ſelbiges
Reich noch eine Weile ſtund/ ward es
doch durch innerliche Unruhe elendiglich
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