Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.Das V. Capitel sten in gantz Franckreich. Dieses aberwar ein Zweig vom Hause Lothringen. Jenes Haupt war Annas von Mommo- rancy, Connestabel von Franckreich: des- sen aber Claudius Hertzog von Guise. Beyde waren in grossen Gnaden und Ansehen bey Francisco I. Aber in seinen letzten Jahren kamen sie beyde in Ungna- den/ und musten sich von Hofe retiriren/ und soll Franciscus in seinem letzten Be- fehl seinem Sohn Henrico gerathen ha- ben/ er solte diese beyde nicht zu den affai- ren ziehen/ weil allzu grosse und capable ministri gefährlich wären. Dessen aber ungeachtet nahm Henricus II. Annam Mommorancy und Franciscum von Gui- se Claudii Sohn in grosse Gnade/ unter welchen aber eine jalousie entstund/ weil jener mit Staats-Klugheit und Gravität/ dieser aber mit Kriegsruhm und Gunst des Volcks sich viel einbildete/ und sonder- lich wuchs des von Guise Ansehen/ nach dem er Carolum V. von der Belagerung für Metz abgetrieben/ und Calais einge- nommen; da hingegen dem von Mom- morancy die verlohrne Schlacht bey St. Quintin, und der darauf erfolgte schädliche Friede nit wenig nachtheilig war. Noch grössern Vortheil bekahm das Hauß Guise, nach dem Franciscus II. die Königin Mariam
Das V. Capitel ſten in gantz Franckreich. Dieſes aberwar ein Zweig vom Hauſe Lothringen. Jenes Haupt war Annas von Mommo- rancy, Conneſtabel von Franckreich: deſ- ſen aber Claudius Hertzog von Guiſe. Beyde waren in groſſen Gnaden und Anſehen bey Franciſco I. Aber in ſeinen letzten Jahren kamen ſie beyde in Ungna- den/ und muſten ſich von Hofe retiriren/ und ſoll Franciſcus in ſeinem letzten Be- fehl ſeinem Sohn Henrico gerathen ha- ben/ er ſolte dieſe beyde nicht zu den affai- ren ziehen/ weil allzu groſſe und capable miniſtri gefaͤhrlich waͤren. Deſſen aber ungeachtet nahm Henricus II. Annam Mommorancy und Franciſcum von Gui- ſe Claudii Sohn in groſſe Gnade/ unter welchen aber eine jalouſie entſtund/ weil jener mit Staats-Klugheit und Gravitaͤt/ dieſer aber mit Kriegsruhm und Gunſt des Volcks ſich viel einbildete/ und ſonder- lich wuchs des von Guiſe Anſehen/ nach dem er Carolum V. von der Belagerung fuͤr Metz abgetrieben/ und Calais einge- nommen; da hingegen dem von Mom- morancy die verlohrne Schlacht bey St. Quintin, uñ der daꝛauf erfolgte ſchaͤdliche Friede nit wenig nachtheilig war. Noch groͤſſern Vortheil bekahm das Hauß Guiſe, nach dem Franciſcus II. die Koͤnigin Mariam
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Das V. Capitel
ſten in gantz Franckreich. Dieſes aber
war ein Zweig vom Hauſe Lothringen.
Jenes Haupt war Annas von Mommo-
rancy, Conneſtabel von Franckreich: deſ-
ſen aber Claudius Hertzog von Guiſe.
Beyde waren in groſſen Gnaden und
Anſehen bey Franciſco I. Aber in ſeinen
letzten Jahren kamen ſie beyde in Ungna-
den/ und muſten ſich von Hofe retiriren/
und ſoll Franciſcus in ſeinem letzten Be-
fehl ſeinem Sohn Henrico gerathen ha-
ben/ er ſolte dieſe beyde nicht zu den affai-
ren ziehen/ weil allzu groſſe und capable
miniſtri gefaͤhrlich waͤren. Deſſen aber
ungeachtet nahm Henricus II. Annam
Mommorancy und Franciſcum von Gui-
ſe Claudii Sohn in groſſe Gnade/ unter
welchen aber eine jalouſie entſtund/ weil
jener mit Staats-Klugheit und Gravitaͤt/
dieſer aber mit Kriegsruhm und Gunſt
des Volcks ſich viel einbildete/ und ſonder-
lich wuchs des von Guiſe Anſehen/ nach
dem er Carolum V. von der Belagerung
fuͤr Metz abgetrieben/ und Calais einge-
nommen; da hingegen dem von Mom-
morancy die verlohrne Schlacht bey St.
Quintin, uñ der daꝛauf erfolgte ſchaͤdliche
Friede nit wenig nachtheilig war. Noch
groͤſſern Vortheil bekahm das Hauß
Guiſe, nach dem Franciſcus II. die Koͤnigin
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