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Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

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Das V. Capitel
wo gehestu hin/ du bist verrathen; und
darauf verschwunden. Bald darauf
entschlief ein Page aufm Pferde/ und
ließ seine Lantze fallen auf das Casquet
desjenigen/ der nechst für dem König rit-
te: welches dem König also vorkahm/
als wäre die Lantze auf ihn gerichtet ge-
wesen/ und er dardurch hefftig alteriret
worden. Wiewohl nun das Delirium
wieder nachließ/ war doch sein Verstand
allzeit schwach/ und that sich die Kranck-
heit bey leichten Begebenheiten wieder
hervor. Welcher Zufall denn Anlaß
gab zu dem unglücklichen Streit umb die
Regierung/ darzu der König selbst un-
düchtig war/ zwischen Ludvvig Hertzog
von Orleans des Königs Bruder/ und
Philipp Hertzog von Burgund des Va-
tern Bruder/ deren jener sich auf den
nechsten Grad der Verwandschafft/ die-
ser aber auf sein Alter und Erfahrenheit
berieff; inmassen auch die Stände diesem
Beyfall gaben/ und ihn zum Regenten
erkläreten/ wiewohl nachmahls der von
Orleans des obersten Platzes durch in-
trigu
en sich zu bemächtigen nicht unter-
ließ; darüber der Hoff sich in schädliche
Parteyen zertheilete. Und wiewohl
der Burgunder darüber sturb Anno
1404. setzte doch sein Sohn Joannes

eben

Das V. Capitel
wo geheſtu hin/ du biſt verrathen; und
darauf verſchwunden. Bald darauf
entſchlief ein Page aufm Pferde/ und
ließ ſeine Lantze fallen auf das Caſquet
desjenigen/ der nechſt fuͤr dem Koͤnig rit-
te: welches dem Koͤnig alſo vorkahm/
als waͤre die Lantze auf ihn gerichtet ge-
weſen/ und er dardurch hefftig alteriret
worden. Wiewohl nun das Delirium
wieder nachließ/ war doch ſein Verſtand
allzeit ſchwach/ und that ſich die Kranck-
heit bey leichten Begebenheiten wieder
hervor. Welcher Zufall denn Anlaß
gab zu dem ungluͤcklichen Streit umb die
Regierung/ darzu der Koͤnig ſelbſt un-
duͤchtig war/ zwiſchen Ludvvig Hertzog
von Orleans des Koͤnigs Bruder/ und
Philipp Hertzog von Burgund des Va-
tern Bruder/ deren jener ſich auf den
nechſten Grad der Verwandſchafft/ die-
ſer aber auf ſein Alter und Erfahrenheit
berieff; inmaſſen auch die Staͤnde dieſem
Beyfall gaben/ und ihn zum Regenten
erklaͤreten/ wiewohl nachmahls der von
Orleans des oberſten Platzes durch in-
trigu
en ſich zu bemaͤchtigen nicht unter-
ließ; daruͤber der Hoff ſich in ſchaͤdliche
Parteyen zertheilete. Und wiewohl
der Burgunder daruͤber ſturb Anno
1404. ſetzte doch ſein Sohn Joannes

eben
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[366/0396] Das V. Capitel wo geheſtu hin/ du biſt verrathen; und darauf verſchwunden. Bald darauf entſchlief ein Page aufm Pferde/ und ließ ſeine Lantze fallen auf das Caſquet desjenigen/ der nechſt fuͤr dem Koͤnig rit- te: welches dem Koͤnig alſo vorkahm/ als waͤre die Lantze auf ihn gerichtet ge- weſen/ und er dardurch hefftig alteriret worden. Wiewohl nun das Delirium wieder nachließ/ war doch ſein Verſtand allzeit ſchwach/ und that ſich die Kranck- heit bey leichten Begebenheiten wieder hervor. Welcher Zufall denn Anlaß gab zu dem ungluͤcklichen Streit umb die Regierung/ darzu der Koͤnig ſelbſt un- duͤchtig war/ zwiſchen Ludvvig Hertzog von Orleans des Koͤnigs Bruder/ und Philipp Hertzog von Burgund des Va- tern Bruder/ deren jener ſich auf den nechſten Grad der Verwandſchafft/ die- ſer aber auf ſein Alter und Erfahrenheit berieff; inmaſſen auch die Staͤnde dieſem Beyfall gaben/ und ihn zum Regenten erklaͤreten/ wiewohl nachmahls der von Orleans des oberſten Platzes durch in- triguen ſich zu bemaͤchtigen nicht unter- ließ; daruͤber der Hoff ſich in ſchaͤdliche Parteyen zertheilete. Und wiewohl der Burgunder daruͤber ſturb Anno 1404. ſetzte doch ſein Sohn Joannes eben

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Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/396>, abgerufen am 22.11.2024.