Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

Das V. Capitel
zu erst confusion entstund; wie auch die
Englische vier oder fünff Stücken grob
Geschütze hatten/ welche groß Schrecken
verursachten/ weil man sie dar das erste
mahl in Franckreich hörete. So waren
auch viel Frantzösische Herren mit dem
König übel zu frieden/ und gönneten ihm
gerne eine Schlappe. Und war der Sieg
auf Seiten der Englischen desto berühm-
ter/ weil (nach der Frantzösischen Histo-
rien Bericht) sie nicht mehr als 24000. die
Frantzosen aber über 100000. Mann
starck waren/ von denen an Fußvolck
30000. und an Cavallerie 1200. blieben;
worunter auch König Joannes von Böh-
men war/ der ob er wohl blind/ sich doch
durch zwey seiner Freunde/ die sein
Pferd auf beyden Seiten an die ihrige
fest gebunden/ mitten in die dicksten Fein-
de führen ließ; inmassen sie auch alle drey
so zusammen gebunden todt gefunden
wurden. So wurde auch folgenden Ta-
ges ein greulich metzeln gehalten unter
denjenigen/ die unwissend was vorgan-
gen war/ das Frantzösische Lager zu ver-
stärcken/ ankommen waren. Worauff
die Englische Calais einnahmen/ welche
Belägerung auffzuschlagen Philippus
mit 150000. Mann vergeblich gesuchet
hatte/ An. 1347. Doch kam diesem un-

glück-

Das V. Capitel
zu erſt confuſion entſtund; wie auch die
Engliſche vier oder fuͤnff Stuͤcken grob
Geſchuͤtze hatten/ welche groß Schrecken
verurſachten/ weil man ſie dar das erſte
mahl in Franckreich hoͤrete. So waren
auch viel Frantzoͤſiſche Herren mit dem
Koͤnig uͤbel zu frieden/ und goͤnneten ihm
gerne eine Schlappe. Und war der Sieg
auf Seiten der Engliſchen deſto beruͤhm-
ter/ weil (nach der Frantzoͤſiſchen Hiſto-
rien Bericht) ſie nicht mehr als 24000. die
Frantzoſen aber uͤber 100000. Mann
ſtarck waren/ von denen an Fußvolck
30000. und an Cavallerie 1200. blieben;
worunter auch Koͤnig Joannes von Boͤh-
men war/ der ob er wohl blind/ ſich doch
durch zwey ſeiner Freunde/ die ſein
Pferd auf beyden Seiten an die ihrige
feſt gebunden/ mitten in die dickſten Fein-
de fuͤhren ließ; inmaſſen ſie auch alle drey
ſo zuſammen gebunden todt gefunden
wurden. So wurde auch folgenden Ta-
ges ein greulich metzeln gehalten unter
denjenigen/ die unwiſſend was vorgan-
gen war/ das Frantzoͤſiſche Lager zu ver-
ſtaͤrcken/ ankommen waren. Worauff
die Engliſche Calais einnahmen/ welche
Belaͤgerung auffzuſchlagen Philippus
mit 150000. Mann vergeblich geſuchet
hatte/ An. 1347. Doch kam dieſem un-

gluͤck-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0386" n="356"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">V.</hi> Capitel</hi></fw><lb/>
zu er&#x017F;t <hi rendition="#aq">confu&#x017F;ion</hi> ent&#x017F;tund; wie auch die<lb/>
Engli&#x017F;che vier oder fu&#x0364;nff Stu&#x0364;cken grob<lb/>
Ge&#x017F;chu&#x0364;tze hatten/ welche groß Schrecken<lb/>
verur&#x017F;achten/ weil man &#x017F;ie dar das er&#x017F;te<lb/>
mahl in Franckreich ho&#x0364;rete. So waren<lb/>
auch viel Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;che Herren mit dem<lb/>
Ko&#x0364;nig u&#x0364;bel zu frieden/ und go&#x0364;nneten ihm<lb/>
gerne eine Schlappe. Und war der Sieg<lb/>
auf Seiten der Engli&#x017F;chen de&#x017F;to beru&#x0364;hm-<lb/>
ter/ weil (nach der Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen Hi&#x017F;to-<lb/>
rien Bericht) &#x017F;ie nicht mehr als 24000. die<lb/>
Frantzo&#x017F;en aber u&#x0364;ber 100000. Mann<lb/>
&#x017F;tarck waren/ von denen an Fußvolck<lb/>
30000. und an <hi rendition="#aq">Cavallerie</hi> 1200. blieben;<lb/>
worunter auch Ko&#x0364;nig <hi rendition="#aq">Joannes</hi> von Bo&#x0364;h-<lb/>
men war/ der ob er wohl blind/ &#x017F;ich doch<lb/>
durch zwey &#x017F;einer Freunde/ die &#x017F;ein<lb/>
Pferd auf beyden Seiten an die ihrige<lb/>
fe&#x017F;t gebunden/ mitten in die dick&#x017F;ten Fein-<lb/>
de fu&#x0364;hren ließ; inma&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie auch alle drey<lb/>
&#x017F;o zu&#x017F;ammen gebunden todt gefunden<lb/>
wurden. So wurde auch folgenden Ta-<lb/>
ges ein greulich metzeln gehalten unter<lb/>
denjenigen/ die unwi&#x017F;&#x017F;end was vorgan-<lb/>
gen war/ das Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;che Lager zu ver-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;rcken/ ankommen waren. Worauff<lb/>
die Engli&#x017F;che <hi rendition="#aq">Calais</hi> einnahmen/ welche<lb/>
Bela&#x0364;gerung auffzu&#x017F;chlagen <hi rendition="#aq">Philippus</hi><lb/>
mit 150000. Mann vergeblich ge&#x017F;uchet<lb/>
hatte/ An. 1347. Doch kam die&#x017F;em un-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">glu&#x0364;ck-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[356/0386] Das V. Capitel zu erſt confuſion entſtund; wie auch die Engliſche vier oder fuͤnff Stuͤcken grob Geſchuͤtze hatten/ welche groß Schrecken verurſachten/ weil man ſie dar das erſte mahl in Franckreich hoͤrete. So waren auch viel Frantzoͤſiſche Herren mit dem Koͤnig uͤbel zu frieden/ und goͤnneten ihm gerne eine Schlappe. Und war der Sieg auf Seiten der Engliſchen deſto beruͤhm- ter/ weil (nach der Frantzoͤſiſchen Hiſto- rien Bericht) ſie nicht mehr als 24000. die Frantzoſen aber uͤber 100000. Mann ſtarck waren/ von denen an Fußvolck 30000. und an Cavallerie 1200. blieben; worunter auch Koͤnig Joannes von Boͤh- men war/ der ob er wohl blind/ ſich doch durch zwey ſeiner Freunde/ die ſein Pferd auf beyden Seiten an die ihrige feſt gebunden/ mitten in die dickſten Fein- de fuͤhren ließ; inmaſſen ſie auch alle drey ſo zuſammen gebunden todt gefunden wurden. So wurde auch folgenden Ta- ges ein greulich metzeln gehalten unter denjenigen/ die unwiſſend was vorgan- gen war/ das Frantzoͤſiſche Lager zu ver- ſtaͤrcken/ ankommen waren. Worauff die Engliſche Calais einnahmen/ welche Belaͤgerung auffzuſchlagen Philippus mit 150000. Mann vergeblich geſuchet hatte/ An. 1347. Doch kam dieſem un- gluͤck-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/386
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/386>, abgerufen am 23.11.2024.