Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

von Franckreich.
nichts mehr bekommen/ als die Souverai-
ni
tät oder Protection über die Kirche zu
Rom/ und dero Patrimonium, (im Fall
er auch diese nicht schon zuvor gehabt/)
weil er das andere/ was damahls zu sei-
nem Reich gehörete/ unter andern Ti-
teln besaß. Er starb Anno 814.

§. 5.

Nach Carolo Magno hub dieLudovi-
cus Pius.

Frantzösische Monarchie an wiederumb
abzunehmen/ weil sein Sohn und Nachfol-
ger Ludovicus Pius mehr das Gemüthe
eines guten Priesters/ als eines Kriegs-
manns hatte: Da doch ein Herr von
militarischem Geiste nöthig war in einem
so grossen Reiche/ dessen Conquesten noch
nicht alle gebendiget waren. Wiewohl
er nun einige schwürige Völcker glücklich
gnug wiedrumb zu Gehorsam brachte/
begieng er doch hernach zwey schädliche
Jrthümer/ in dem er bey seinem Leben
seinen Söhnen den Königlichen Nah-
men gegeben/ und das Reich unter sie
getheilet. Deren das erste ihme/ das
andere der Monarchie zu Schaden ge-
reichet. Denn die Söhne aus Un-
danckbarkeit und Gottlosigkeit kunten
des Vaters Todt nicht erwarten/ sondern
empöreten sich wider ihn/ und nahmen
ihn von den Seinigen verlassen in gefäng-
liche Haft. Worauff die Bischöffe/ die

vor-

von Franckreich.
nichts mehr bekommen/ als die Souverai-
ni
taͤt oder Protection uͤber die Kirche zu
Rom/ und dero Patrimonium, (im Fall
er auch dieſe nicht ſchon zuvor gehabt/)
weil er das andere/ was damahls zu ſei-
nem Reich gehoͤrete/ unter andern Ti-
teln beſaß. Er ſtarb Anno 814.

§. 5.

Nach Carolo Magno hub dieLudovi-
cus Pius.

Frantzoͤſiſche Monarchie an wiederumb
abzunehmẽ/ weil ſein Sohn uñ Nachfol-
ger Ludovicus Pius mehr das Gemuͤthe
eines guten Prieſters/ als eines Kriegs-
manns hatte: Da doch ein Herr von
militariſchem Geiſte noͤthig war in einem
ſo groſſen Reiche/ deſſen Conqueſten noch
nicht alle gebendiget waren. Wiewohl
er nun einige ſchwuͤrige Voͤlcker gluͤcklich
gnug wiedrumb zu Gehorſam brachte/
begieng er doch hernach zwey ſchaͤdliche
Jrthuͤmer/ in dem er bey ſeinem Leben
ſeinen Soͤhnen den Koͤniglichen Nah-
men gegeben/ und das Reich unter ſie
getheilet. Deren das erſte ihme/ das
andere der Monarchie zu Schaden ge-
reichet. Denn die Soͤhne aus Un-
danckbarkeit und Gottloſigkeit kunten
des Vaters Todt nicht erwarten/ ſondeꝛn
empoͤreten ſich wider ihn/ und nahmen
ihn von den Seinigen verlaſſen in gefaͤng-
liche Haft. Worauff die Biſchoͤffe/ die

vor-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0365" n="335"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von Franckreich.</hi></fw><lb/>
nichts mehr bekommen/ als die <hi rendition="#aq">Souverai-<lb/>
ni</hi>ta&#x0364;t oder <hi rendition="#aq">Protection</hi> u&#x0364;ber die Kirche zu<lb/>
Rom/ und dero <hi rendition="#aq">Patrimonium,</hi> (im Fall<lb/>
er auch die&#x017F;e nicht &#x017F;chon zuvor gehabt/)<lb/>
weil er das andere/ was damahls zu &#x017F;ei-<lb/>
nem Reich geho&#x0364;rete/ unter andern Ti-<lb/>
teln be&#x017F;aß. Er &#x017F;tarb Anno 814.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 5.</head>
            <p>Nach <hi rendition="#aq">Carolo Magno</hi> hub die<note place="right"><hi rendition="#aq">Ludovi-<lb/>
cus Pius.</hi></note><lb/>
Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;che <hi rendition="#aq">Monarchie</hi> an wiederumb<lb/>
abzunehme&#x0303;/ weil &#x017F;ein Sohn un&#x0303; Nachfol-<lb/>
ger <hi rendition="#aq">Ludovicus Pius</hi> mehr das Gemu&#x0364;the<lb/>
eines guten Prie&#x017F;ters/ als eines Kriegs-<lb/>
manns hatte: Da doch ein Herr von<lb/><hi rendition="#aq">militari</hi>&#x017F;chem Gei&#x017F;te no&#x0364;thig war in einem<lb/>
&#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;en Reiche/ de&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">Conque&#x017F;ten</hi> noch<lb/>
nicht alle gebendiget waren. Wiewohl<lb/>
er nun einige &#x017F;chwu&#x0364;rige Vo&#x0364;lcker glu&#x0364;cklich<lb/>
gnug wiedrumb zu Gehor&#x017F;am brachte/<lb/>
begieng er doch hernach zwey &#x017F;cha&#x0364;dliche<lb/>
Jrthu&#x0364;mer/ in dem er bey &#x017F;einem Leben<lb/>
&#x017F;einen So&#x0364;hnen den Ko&#x0364;niglichen Nah-<lb/>
men gegeben/ und das Reich unter &#x017F;ie<lb/>
getheilet. Deren das er&#x017F;te ihme/ das<lb/>
andere der <hi rendition="#aq">Monarchie</hi> zu Schaden ge-<lb/>
reichet. Denn die So&#x0364;hne aus Un-<lb/>
danckbarkeit und Gottlo&#x017F;igkeit kunten<lb/>
des Vaters Todt nicht erwarten/ &#x017F;onde&#xA75B;n<lb/>
empo&#x0364;reten &#x017F;ich wider ihn/ und nahmen<lb/>
ihn von den Seinigen verla&#x017F;&#x017F;en in gefa&#x0364;ng-<lb/>
liche Haft. Worauff die Bi&#x017F;cho&#x0364;ffe/ die<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">vor-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[335/0365] von Franckreich. nichts mehr bekommen/ als die Souverai- nitaͤt oder Protection uͤber die Kirche zu Rom/ und dero Patrimonium, (im Fall er auch dieſe nicht ſchon zuvor gehabt/) weil er das andere/ was damahls zu ſei- nem Reich gehoͤrete/ unter andern Ti- teln beſaß. Er ſtarb Anno 814. §. 5. Nach Carolo Magno hub die Frantzoͤſiſche Monarchie an wiederumb abzunehmẽ/ weil ſein Sohn uñ Nachfol- ger Ludovicus Pius mehr das Gemuͤthe eines guten Prieſters/ als eines Kriegs- manns hatte: Da doch ein Herr von militariſchem Geiſte noͤthig war in einem ſo groſſen Reiche/ deſſen Conqueſten noch nicht alle gebendiget waren. Wiewohl er nun einige ſchwuͤrige Voͤlcker gluͤcklich gnug wiedrumb zu Gehorſam brachte/ begieng er doch hernach zwey ſchaͤdliche Jrthuͤmer/ in dem er bey ſeinem Leben ſeinen Soͤhnen den Koͤniglichen Nah- men gegeben/ und das Reich unter ſie getheilet. Deren das erſte ihme/ das andere der Monarchie zu Schaden ge- reichet. Denn die Soͤhne aus Un- danckbarkeit und Gottloſigkeit kunten des Vaters Todt nicht erwarten/ ſondeꝛn empoͤreten ſich wider ihn/ und nahmen ihn von den Seinigen verlaſſen in gefaͤng- liche Haft. Worauff die Biſchoͤffe/ die vor- Ludovi- cus Pius.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/365
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/365>, abgerufen am 22.11.2024.