Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

von Engeland.

Schotten/ bekommt auch ihren General
Hamilton gefangen. Jn Cromwels Ab-
wesenheit aber hub das Parlament neue
Tractaten mit dem König an/ war auch so
weit kommen/ daß man gute Hofnung
zu einem gäntzlichen Vergleich geschöpf-
fet hatte. Allein die Soldaten durch
Cromwels Tochter-Mann Ireton auf-
gehetzet/ zerstörten die Tractaten/ und
nahmen die Parlaments-Herren beym
Kopffe/ die ihrem Vorhaben zuwider
waren. So daß das Parlament kaum
mehr aus vierzig Personen bestund/ die
meists Officirer/ oder den Soldaten zu-
gethan waren. Diese machten ein De-
cret, daß man mit dem König nichts
mehr tractiren solte; und daß die höchste
Gewalt bey dem Volck seyn solte/ welches
durch das Unter-Hauß repraesentiret
würde: Die Gewalt aber des Königs
und des Ober-Hauses solte gantz abge-
schaffet seyn. Daraufverordneten sie einDer Kö-
nig wird
verurth ei-
let und
exsequi-
ret.
Gericht von 150. Personen/ mit Gewalt/
den König für zu fordern/ zu urtheilen
und abzustraffen; ungeachtet fast män-
niglich für diesem Gericht ein Abscheu
hatte/ auch die Presbyterianischen Priester
heftig darwider predigten/ die Schot-
ten protestirten/ die Holländische Ge-
sandten/ und andere Herren sich äusserst

solches

T iiij

von Engeland.

Schotten/ bekommt auch ihren General
Hamilton gefangen. Jn Cromwels Ab-
weſenheit aber hub das Parlament neue
Tractaten mit dem Koͤnig an/ war auch ſo
weit kommen/ daß man gute Hofnung
zu einem gaͤntzlichen Vergleich geſchoͤpf-
fet hatte. Allein die Soldaten durch
Cromwels Tochter-Mann Ireton auf-
gehetzet/ zerſtoͤrten die Tractaten/ und
nahmen die Parlaments-Herren beym
Kopffe/ die ihrem Vorhaben zuwider
waren. So daß das Parlament kaum
mehr aus vierzig Perſonen beſtund/ die
meiſts Officirer/ oder den Soldaten zu-
gethan waren. Dieſe machten ein De-
cret, daß man mit dem Koͤnig nichts
mehr tractiren ſolte; und daß die hoͤchſte
Gewalt bey dem Volck ſeyn ſolte/ welches
durch das Unter-Hauß repræſentiret
wuͤrde: Die Gewalt aber des Koͤnigs
und des Ober-Hauſes ſolte gantz abge-
ſchaffet ſeyn. Daraufverordneten ſie einDer Koͤ-
nig wird
verurth ei-
let und
exſequi-
ret.
Gericht von 150. Perſonen/ mit Gewalt/
den Koͤnig fuͤr zu fordern/ zu urtheilen
und abzuſtraffen; ungeachtet faſt maͤn-
niglich fuͤr dieſem Gericht ein Abſcheu
hatte/ auch die Presbyterianiſchen Pꝛieſter
heftig darwider predigten/ die Schot-
ten proteſtirten/ die Hollaͤndiſche Ge-
ſandten/ und andere Herren ſich aͤuſſerſt

ſolches

T iiij

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0325" n="295"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von Engeland.</hi></fw><lb/>
Schotten/ bekommt auch ihren <hi rendition="#aq">General<lb/>
Hamilton</hi> gefangen. Jn <hi rendition="#aq">Cromwels</hi> Ab-<lb/>
we&#x017F;enheit aber hub das <hi rendition="#aq">Parlament</hi> neue<lb/><hi rendition="#aq">Tractat</hi>en mit dem Ko&#x0364;nig an/ war auch &#x017F;o<lb/>
weit kommen/ daß man gute Hofnung<lb/>
zu einem ga&#x0364;ntzlichen Vergleich ge&#x017F;cho&#x0364;pf-<lb/>
fet hatte. Allein die Soldaten durch<lb/><hi rendition="#aq">Cromwels</hi> Tochter-Mann <hi rendition="#aq">Ireton</hi> auf-<lb/>
gehetzet/ zer&#x017F;to&#x0364;rten die <hi rendition="#aq">Tracta</hi>ten/ und<lb/>
nahmen die <hi rendition="#aq">Parlaments-</hi>Herren beym<lb/>
Kopffe/ die ihrem Vorhaben zuwider<lb/>
waren. So daß das <hi rendition="#aq">Parlament</hi> kaum<lb/>
mehr aus vierzig Per&#x017F;onen be&#x017F;tund/ die<lb/>
mei&#x017F;ts <hi rendition="#aq">Officir</hi>er/ oder den Soldaten zu-<lb/>
gethan waren. Die&#x017F;e machten ein <hi rendition="#aq">De-<lb/>
cret,</hi> daß man mit dem Ko&#x0364;nig nichts<lb/>
mehr <hi rendition="#aq">tracti</hi>ren &#x017F;olte; und daß die ho&#x0364;ch&#x017F;te<lb/>
Gewalt bey dem Volck &#x017F;eyn &#x017F;olte/ welches<lb/>
durch das Unter-Hauß <hi rendition="#aq">repræ&#x017F;enti</hi>ret<lb/>
wu&#x0364;rde: Die Gewalt aber des Ko&#x0364;nigs<lb/>
und des Ober-Hau&#x017F;es &#x017F;olte gantz abge-<lb/>
&#x017F;chaffet &#x017F;eyn. Daraufverordneten &#x017F;ie ein<note place="right">Der Ko&#x0364;-<lb/>
nig wird<lb/>
verurth ei-<lb/>
let und<lb/><hi rendition="#aq">ex&#x017F;equi-</hi><lb/>
ret.</note><lb/>
Gericht von 150. Per&#x017F;onen/ mit Gewalt/<lb/>
den Ko&#x0364;nig fu&#x0364;r zu fordern/ zu urtheilen<lb/>
und abzu&#x017F;traffen; ungeachtet fa&#x017F;t ma&#x0364;n-<lb/>
niglich fu&#x0364;r die&#x017F;em Gericht ein Ab&#x017F;cheu<lb/>
hatte/ auch die <hi rendition="#aq">Presbyteriani</hi>&#x017F;chen P&#xA75B;ie&#x017F;ter<lb/>
heftig darwider predigten/ die Schot-<lb/>
ten <hi rendition="#aq">prote&#x017F;tir</hi>ten/ die Holla&#x0364;ndi&#x017F;che Ge-<lb/>
&#x017F;andten/ und andere Herren &#x017F;ich a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;t<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">T iiij</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;olches</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[295/0325] von Engeland. Schotten/ bekommt auch ihren General Hamilton gefangen. Jn Cromwels Ab- weſenheit aber hub das Parlament neue Tractaten mit dem Koͤnig an/ war auch ſo weit kommen/ daß man gute Hofnung zu einem gaͤntzlichen Vergleich geſchoͤpf- fet hatte. Allein die Soldaten durch Cromwels Tochter-Mann Ireton auf- gehetzet/ zerſtoͤrten die Tractaten/ und nahmen die Parlaments-Herren beym Kopffe/ die ihrem Vorhaben zuwider waren. So daß das Parlament kaum mehr aus vierzig Perſonen beſtund/ die meiſts Officirer/ oder den Soldaten zu- gethan waren. Dieſe machten ein De- cret, daß man mit dem Koͤnig nichts mehr tractiren ſolte; und daß die hoͤchſte Gewalt bey dem Volck ſeyn ſolte/ welches durch das Unter-Hauß repræſentiret wuͤrde: Die Gewalt aber des Koͤnigs und des Ober-Hauſes ſolte gantz abge- ſchaffet ſeyn. Daraufverordneten ſie ein Gericht von 150. Perſonen/ mit Gewalt/ den Koͤnig fuͤr zu fordern/ zu urtheilen und abzuſtraffen; ungeachtet faſt maͤn- niglich fuͤr dieſem Gericht ein Abſcheu hatte/ auch die Presbyterianiſchen Pꝛieſter heftig darwider predigten/ die Schot- ten proteſtirten/ die Hollaͤndiſche Ge- ſandten/ und andere Herren ſich aͤuſſerſt ſolches Der Koͤ- nig wird verurth ei- let und exſequi- ret. T iiij

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): CC BY-SA 4.0.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/325
Zitationshilfe:	Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/325>, abgerufen am 25.11.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.