Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.von Portugal. keit/ und ist sonderlich Goa eine grosseStadt/ wo gute Handlung von allerhand Nationen getrieben wird. Allein es hat klugen Leuten vorlängst die Portugesi- sche Regierung von Ost-Jndien nicht an- stehen wollen; weil die daselbst befindlichen Portugesen des Kriegswesens so wenig sich beflissen/ und sich in allerhand schänd- lichen Lüsten herumbgeweltzet; und ver- meynet/ es sey gnug/ wenn sie mit Hoffart und Ubermuth andern Leuten pravirten. Weßwegen auch den Holländern so leicht gewesen/ diese Nation/ die sich so verhasset und verachtet gemacht/ auß dem meisten Theil von Jndien zu vertreiben. Doch ha- ben die Portugesen dieses noch vor den Holländern behalten/ daß ihnen der Han- del auf China vergönnet/ allwo sie die Stadt Macao auf einer Jnsel unterm fe- sten Land von China gelegen/ inne haben- welche auch die Holländer bey den Chi- nesern dermassen schwartz gemacht/ daß diese meines wissens den freyen Handel auf China noch nicht erhalten können. VorPortuge- sen wer- den auß Jappan vertrieben diesem stunden die Portugesen auch in Jappan sehr wohl; worzu die Jesuiten nicht wenig holffen/ die sich liessen angele- gen seyn die Japponeser zum Christlichen Glauben zu bringen. Jnmassen denn be- reits derer bey 400000. sich hatten tauffen lassen/ M
von Portugal. keit/ und iſt ſonderlich Goa eine groſſeStadt/ wo gute Handlung von alleꝛhand Nationen getrieben wird. Allein es hat klugen Leuten vorlaͤngſt die Portugeſi- ſche Regierung von Oſt-Jndien nicht an- ſtehen wollen; weil die daſelbſt befindlichẽ Portugeſen des Kriegsweſens ſo wenig ſich befliſſen/ und ſich in allerhand ſchaͤnd- lichen Luͤſten herumbgeweltzet; und ver- meynet/ es ſey gnug/ wenn ſie mit Hoffaꝛt und Ubermuth andeꝛn Leuten praviꝛten. Weßwegen auch den Hollaͤndeꝛn ſo leicht geweſen/ dieſe Nation/ die ſich ſo verhaſſet und verachtet gemacht/ auß dem meiſten Theil von Jndien zu veꝛtreiben. Doch ha- ben die Portugeſen dieſes noch vor den Hollaͤndern behalten/ daß ihnen der Han- del auf China vergoͤnnet/ allwo ſie die Stadt Macao auf einer Jnſel unterm fe- ſten Land von China gelegen/ inne haben- welche auch die Hollaͤnder bey den Chi- neſern dermaſſen ſchwartz gemacht/ daß dieſe meines wiſſens den freyẽ Handel auf China noch nicht erhalten koͤnnen. VorPortuge- ſen wer- den auß Jappan vertrieben dieſem ſtunden die Portugeſen auch in Jappan ſehr wohl; worzu die Jeſuiten nicht wenig holffen/ die ſich lieſſen angele- gen ſeyn die Japponeſeꝛ zum Chriſtlichen Glauben zu bringen. Jnmaſſen denn be- reits dereꝛ bey 400000. ſich hatten tauffen laſſen/ M
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keit/ und iſt ſonderlich Goa eine groſſe
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Nationen getrieben wird. Allein es hat
klugen Leuten vorlaͤngſt die Portugeſi-
ſche Regierung von Oſt-Jndien nicht an-
ſtehen wollen; weil die daſelbſt befindlichẽ
Portugeſen des Kriegsweſens ſo wenig
ſich befliſſen/ und ſich in allerhand ſchaͤnd-
lichen Luͤſten herumbgeweltzet; und ver-
meynet/ es ſey gnug/ wenn ſie mit Hoffaꝛt
und Ubermuth andeꝛn Leuten praviꝛten.
Weßwegen auch den Hollaͤndeꝛn ſo leicht
geweſen/ dieſe Nation/ die ſich ſo verhaſſet
und verachtet gemacht/ auß dem meiſten
Theil von Jndien zu veꝛtreiben. Doch ha-
ben die Portugeſen dieſes noch vor den
Hollaͤndern behalten/ daß ihnen der Han-
del auf China vergoͤnnet/ allwo ſie die
Stadt Macao auf einer Jnſel unterm fe-
ſten Land von China gelegen/ inne haben-
welche auch die Hollaͤnder bey den Chi-
neſern dermaſſen ſchwartz gemacht/ daß
dieſe meines wiſſens den freyẽ Handel auf
China noch nicht erhalten koͤnnen. Vor
dieſem ſtunden die Portugeſen auch in
Jappan ſehr wohl; worzu die Jeſuiten
nicht wenig holffen/ die ſich lieſſen angele-
gen ſeyn die Japponeſeꝛ zum Chriſtlichen
Glauben zu bringen. Jnmaſſen denn be-
reits dereꝛ bey 400000. ſich hatten tauffen
laſſen/
Portuge-
ſen wer-
den auß
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