Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.von Spanien. der Schildwache zustehen/ weil ihnen dieWürde des Degens/ und die Hofnung höherer Chargen allen Verdruß versüs- set. Es machet auch ihr Ubermuth/ Strengigkeit und Geitz sie bey denen/ ü- ber welche sie herrschen/ sehr verhasset; welche Qualitäten zu Erhaltung grosser conquesten gar undienlich sind: Zumahl ohne dem niemand gerne frembde Herr- schafft vertragen kan/ wenn er siehet/ daß er von selbigen gering gehalten wird. Es ist auch dieses ein grosser Fehler so grosse Länder zubehaupten/ daß Spanien an Mannschaft sehr erschöpffet ist/ und un- bequem grosse Armeen aus sich selbst auf- zubringen/ worzu verschiedene Ursachen sind. Denn es sind die Weiber alldar nicht so fruchtbar/ wie in den Nordlichen Ländern/ welches der hitzigen Luft und truckenen Leibern zugeschrieben wird. Es sind noch viel Oerter mitten im Lande un- bewohnet/ weil der unfruchtbare Boden nichts hervor bringt/ was zu Erhaltung des Menschlichen Lebens dienet/ weil auch die Hurerey alldar öffentlich gedul- det wird/ so wollen viele sich lieber mit Huren behelffen/ als Weib und Kinder ernehren. Wie auch alle/ die in Geistli- chen Stand sich begeben/ deren eine gros- se Menge ist/ ihr Leben ausser der Ehe zu- brin-
von Spanien. der Schildwache zuſtehen/ weil ihnen dieWuͤrde des Degens/ und die Hofnung hoͤherer Chargen allen Verdruß verſuͤſ- ſet. Es machet auch ihr Ubermuth/ Strengigkeit und Geitz ſie bey denen/ uͤ- ber welche ſie herrſchen/ ſehr verhaſſet; welche Qualitaͤten zu Erhaltung groſſer conqueſten gar undienlich ſind: Zumahl ohne dem niemand gerne frembde Herr- ſchafft vertragen kan/ wenn er ſiehet/ daß er von ſelbigen gering gehalten wird. Es iſt auch dieſes ein groſſer Fehler ſo groſſe Laͤnder zubehaupten/ daß Spanien an Mannſchaft ſehr erſchoͤpffet iſt/ und un- bequem groſſe Armeen aus ſich ſelbſt auf- zubringen/ worzu verſchiedene Urſachen ſind. Denn es ſind die Weiber alldar nicht ſo fruchtbar/ wie in den Nordlichen Laͤndern/ welches der hitzigen Luft und truckenen Leibern zugeſchrieben wird. Es ſind noch viel Oerter mitten im Lande un- bewohnet/ weil der unfruchtbare Boden nichts hervor bringt/ was zu Erhaltung des Menſchlichen Lebens dienet/ weil auch die Hurerey alldar oͤffentlich gedul- det wird/ ſo wollen viele ſich lieber mit Huren behelffen/ als Weib und Kinder ernehren. Wie auch alle/ die in Geiſtli- chen Stand ſich begeben/ deren eine groſ- ſe Menge iſt/ ihr Leben auſſer der Ehe zu- brin-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0155" n="125"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von Spanien.</hi></fw><lb/> der Schildwache zuſtehen/ weil ihnen die<lb/> Wuͤrde des Degens/ und die Hofnung<lb/> hoͤherer <hi rendition="#aq">Chargen</hi> allen Verdruß verſuͤſ-<lb/> ſet. Es machet auch ihr Ubermuth/<lb/> Strengigkeit und Geitz ſie bey denen/ uͤ-<lb/> ber welche ſie herrſchen/ ſehr verhaſſet;<lb/> welche <hi rendition="#aq">Qualit</hi>aͤten zu Erhaltung groſſer<lb/><hi rendition="#aq">conqueſten</hi> gar undienlich ſind: Zumahl<lb/> ohne dem niemand gerne frembde Herr-<lb/> ſchafft vertragen kan/ wenn er ſiehet/ daß<lb/> er von ſelbigen gering gehalten wird. Es<lb/> iſt auch dieſes ein groſſer Fehler ſo groſſe<lb/> Laͤnder zubehaupten/ daß Spanien an<lb/> Mannſchaft ſehr erſchoͤpffet iſt/ und un-<lb/> bequem groſſe Armeen aus ſich ſelbſt auf-<lb/> zubringen/ worzu verſchiedene Urſachen<lb/> ſind. Denn es ſind die Weiber alldar<lb/> nicht ſo fruchtbar/ wie in den Nordlichen<lb/> Laͤndern/ welches der hitzigen Luft und<lb/> truckenen Leibern zugeſchrieben wird. Es<lb/> ſind noch viel Oerter mitten im Lande un-<lb/> bewohnet/ weil der unfruchtbare Boden<lb/> nichts hervor bringt/ was zu Erhaltung<lb/> des Menſchlichen Lebens dienet/ weil<lb/> auch die Hurerey alldar oͤffentlich gedul-<lb/> det wird/ ſo wollen viele ſich lieber mit<lb/> Huren behelffen/ als Weib und Kinder<lb/> ernehren. Wie auch alle/ die in Geiſtli-<lb/> chen Stand ſich begeben/ deren eine groſ-<lb/> ſe Menge iſt/ ihr Leben auſſer der Ehe zu-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">brin-</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [125/0155]
von Spanien.
der Schildwache zuſtehen/ weil ihnen die
Wuͤrde des Degens/ und die Hofnung
hoͤherer Chargen allen Verdruß verſuͤſ-
ſet. Es machet auch ihr Ubermuth/
Strengigkeit und Geitz ſie bey denen/ uͤ-
ber welche ſie herrſchen/ ſehr verhaſſet;
welche Qualitaͤten zu Erhaltung groſſer
conqueſten gar undienlich ſind: Zumahl
ohne dem niemand gerne frembde Herr-
ſchafft vertragen kan/ wenn er ſiehet/ daß
er von ſelbigen gering gehalten wird. Es
iſt auch dieſes ein groſſer Fehler ſo groſſe
Laͤnder zubehaupten/ daß Spanien an
Mannſchaft ſehr erſchoͤpffet iſt/ und un-
bequem groſſe Armeen aus ſich ſelbſt auf-
zubringen/ worzu verſchiedene Urſachen
ſind. Denn es ſind die Weiber alldar
nicht ſo fruchtbar/ wie in den Nordlichen
Laͤndern/ welches der hitzigen Luft und
truckenen Leibern zugeſchrieben wird. Es
ſind noch viel Oerter mitten im Lande un-
bewohnet/ weil der unfruchtbare Boden
nichts hervor bringt/ was zu Erhaltung
des Menſchlichen Lebens dienet/ weil
auch die Hurerey alldar oͤffentlich gedul-
det wird/ ſo wollen viele ſich lieber mit
Huren behelffen/ als Weib und Kinder
ernehren. Wie auch alle/ die in Geiſtli-
chen Stand ſich begeben/ deren eine groſ-
ſe Menge iſt/ ihr Leben auſſer der Ehe zu-
brin-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |