Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

Das II. Capitel

CarolusCarolus/ unter den Keysern der V. ge-
nannt/ welcher sich stracks durch den Car-
dinal Ximenes der Regierung gäntzlich
annahm/ weil seine Mutter Joanna/ der
eigentlich das Reich zukahm/ zum Regi-
ment untüchtig war. Dieser Herr/ dem
keiner nach Carolum Magnum in Euro-
pa an Macht übergangen/ hat seinen Le-
benslauf meistens mit reysen und kriegen
zugebracht. Und zwar Anfangs erregte
sich in Spanien einige innerliche Unruhe/
so aber bald gedämpfet ward. Es fiel auch
Jean d' Albret in Navarra ein/ solches wie-
der zugewinnen; ward aber bald wieder-
umb abgetrieben. Aber mit dem Frantzo-
sen hat er sich fast die gantze Zeit seiner Re-
gierung herumbgezogen. Denn wiewohl
er A. 1516. mit König Francisco I Bünd-
nüß und Freundschafft machte/ zu dero
Bekräftigung er sich dessen noch uner-
wachsene Tochter bedung; war doch die-
ses Band viel zu schwach die Jalousie der
jungen großmüthigen Printzen zu hem-
men. Denn Carolus/ dessen Hause das
Glück bißhero sehr gestutzet/ hatte sein
plus ultra stets für Augen. Franciscus aber/
der sich von jenes Macht fast umbzingelt
sahe/ setzte sich ihme auf alle masse entge-
gen/ damit nit dessen allzugrosses Wachs-
thum ihn benebenst dem Rest von Europa
verschlünge. Und zwar bekam Carolus ein

groß

Das II. Capitel

CarolusCarolus/ unter den Keyſern der V. ge-
nannt/ welcher ſich ſtracks durch den Car-
dinal Ximenes der Regierung gaͤntzlich
annahm/ weil ſeine Mutter Joanna/ der
eigentlich das Reich zukahm/ zum Regi-
ment untuͤchtig war. Dieſer Herr/ dem
keiner nach Carolum Magnum in Euro-
pa an Macht uͤbergangen/ hat ſeinen Le-
benslauf meiſtens mit reyſen und kriegen
zugebracht. Und zwar Anfangs erregte
ſich in Spanien einige innerliche Unruhe/
ſo aber bald gedaͤmpfet ward. Es fiel auch
Jean d’ Albret in Navarꝛa ein/ ſolches wie-
der zugewinnen; ward aber bald wieder-
umb abgetrieben. Aber mit dem Frantzo-
ſen hat er ſich faſt die gantze Zeit ſeiner Re-
gierung herumbgezogen. Denn wiewohl
er A. 1516. mit Koͤnig Franciſco I Buͤnd-
nuͤß und Freundſchafft machte/ zu dero
Bekraͤftigung er ſich deſſen noch uner-
wachſene Tochter bedung; war doch die-
ſes Band viel zu ſchwach die Jalouſie der
jungen großmuͤthigen Printzen zu hem-
men. Denn Carolus/ deſſen Hauſe das
Gluͤck bißhero ſehr geſtutzet/ hatte ſein
plus ultra ſtets fuͤr Augẽ. Fꝛanciſcus aber/
der ſich von jenes Macht faſt umbzingelt
ſahe/ ſetzte ſich ihme auf alle maſſe entge-
gen/ damit nit deſſen allzugroſſes Wachs-
thum ihn benebenſt dem Reſt von Euꝛopa
verſchluͤnge. Uñ zwar bekam Carolus ein

groß

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0116" n="86"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">II.</hi> Capitel</hi></fw><lb/><note place="left">Carolus</note>Carolus/ unter den Key&#x017F;ern der <hi rendition="#aq">V.</hi> ge-<lb/>
nannt/ welcher &#x017F;ich &#x017F;tracks durch den Car-<lb/>
dinal <hi rendition="#aq">Ximenes</hi> der Regierung ga&#x0364;ntzlich<lb/>
annahm/ weil &#x017F;eine Mutter Joanna/ der<lb/>
eigentlich das Reich zukahm/ zum Regi-<lb/>
ment untu&#x0364;chtig war. Die&#x017F;er Herr/ dem<lb/>
keiner nach Carolum Magnum in Euro-<lb/>
pa an Macht u&#x0364;bergangen/ hat &#x017F;einen Le-<lb/>
benslauf mei&#x017F;tens mit rey&#x017F;en und kriegen<lb/>
zugebracht. Und zwar Anfangs erregte<lb/>
&#x017F;ich in Spanien einige innerliche Unruhe/<lb/>
&#x017F;o aber bald geda&#x0364;mpfet ward. Es fiel auch<lb/><hi rendition="#aq">Jean d&#x2019; Albret</hi> in Navar&#xA75B;a ein/ &#x017F;olches wie-<lb/>
der zugewinnen; ward aber bald wieder-<lb/>
umb abgetrieben. Aber mit dem Frantzo-<lb/>
&#x017F;en hat er &#x017F;ich fa&#x017F;t die gantze Zeit &#x017F;einer Re-<lb/>
gierung herumbgezogen. Denn wiewohl<lb/>
er A. 1516. mit Ko&#x0364;nig <hi rendition="#aq">Franci&#x017F;co I</hi> Bu&#x0364;nd-<lb/>
nu&#x0364;ß und Freund&#x017F;chafft machte/ zu dero<lb/>
Bekra&#x0364;ftigung er &#x017F;ich de&#x017F;&#x017F;en noch uner-<lb/>
wach&#x017F;ene Tochter bedung; war doch die-<lb/>
&#x017F;es Band viel zu &#x017F;chwach die <hi rendition="#aq">Jalou&#x017F;ie</hi> der<lb/>
jungen großmu&#x0364;thigen Printzen zu hem-<lb/>
men. Denn Carolus/ de&#x017F;&#x017F;en Hau&#x017F;e das<lb/>
Glu&#x0364;ck bißhero &#x017F;ehr ge&#x017F;tutzet/ hatte &#x017F;ein<lb/><hi rendition="#aq">plus ultra</hi> &#x017F;tets fu&#x0364;r Auge&#x0303;. F&#xA75B;anci&#x017F;cus aber/<lb/>
der &#x017F;ich von jenes Macht fa&#x017F;t umbzingelt<lb/>
&#x017F;ahe/ &#x017F;etzte &#x017F;ich ihme auf alle ma&#x017F;&#x017F;e entge-<lb/>
gen/ damit nit de&#x017F;&#x017F;en allzugro&#x017F;&#x017F;es Wachs-<lb/>
thum ihn beneben&#x017F;t dem Re&#x017F;t von Eu&#xA75B;opa<lb/>
ver&#x017F;chlu&#x0364;nge. Un&#x0303; zwar bekam Carolus ein<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">groß</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[86/0116] Das II. Capitel Carolus/ unter den Keyſern der V. ge- nannt/ welcher ſich ſtracks durch den Car- dinal Ximenes der Regierung gaͤntzlich annahm/ weil ſeine Mutter Joanna/ der eigentlich das Reich zukahm/ zum Regi- ment untuͤchtig war. Dieſer Herr/ dem keiner nach Carolum Magnum in Euro- pa an Macht uͤbergangen/ hat ſeinen Le- benslauf meiſtens mit reyſen und kriegen zugebracht. Und zwar Anfangs erregte ſich in Spanien einige innerliche Unruhe/ ſo aber bald gedaͤmpfet ward. Es fiel auch Jean d’ Albret in Navarꝛa ein/ ſolches wie- der zugewinnen; ward aber bald wieder- umb abgetrieben. Aber mit dem Frantzo- ſen hat er ſich faſt die gantze Zeit ſeiner Re- gierung herumbgezogen. Denn wiewohl er A. 1516. mit Koͤnig Franciſco I Buͤnd- nuͤß und Freundſchafft machte/ zu dero Bekraͤftigung er ſich deſſen noch uner- wachſene Tochter bedung; war doch die- ſes Band viel zu ſchwach die Jalouſie der jungen großmuͤthigen Printzen zu hem- men. Denn Carolus/ deſſen Hauſe das Gluͤck bißhero ſehr geſtutzet/ hatte ſein plus ultra ſtets fuͤr Augẽ. Fꝛanciſcus aber/ der ſich von jenes Macht faſt umbzingelt ſahe/ ſetzte ſich ihme auf alle maſſe entge- gen/ damit nit deſſen allzugroſſes Wachs- thum ihn benebenſt dem Reſt von Euꝛopa verſchluͤnge. Uñ zwar bekam Carolus ein groß Carolus

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): CC BY-SA 4.0.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/116
Zitationshilfe:	Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/116>, abgerufen am 25.11.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.