Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

Das II. Capitel

1483. bey Malaga harte Stösse bekamen
die sie doch bald wieder rächeten/ und nah-
Granada
wird ero-
bert.men einen Platz nach dem andern ein/ biß
endlich die Stadt Granada mit 50000.
Mann zu Fuß/ und 12000. zu Roß ange-
griffen/ und der König Boabdiles zur U-
ber gab gezwungen ward/ A. 1492. wormit
die Herrschafft der Maurer in Spanien zu
Grunde gieng/ so über 700. Jahr gestan-
den: Und damit selbige mit der Zeit nicht
möchte wieder angrünen/ verjagte Ferdi-
nand 170000. Familien Juden und Ma-
ranen auß Spanien/ welche jedoch gros-
sen Reichthum außm Lande mit sich weg-
geführet/ auch an vielen Orten Mangel
an Einwohnern verursachet. Nach der
Zeit nahm er auch Mazalquivis, Oran,
Pennon de Velez und Melille auf der Cust
von Barbarie ein. Dieses Glücks bedie-
nete sich Ferdinand auch darzu/ daß er sei-
ne Grandes, so die Nase allzuhoch trugen/
zu Bescheidenheit und Gehorsam gegen
den König anwiese; inmassen er auch die
Meisterschafft über die Ritterschafft in
Spanien an sich zog/ die zu grossem Reich-
thum/ so den Königen selbst formidabel
fiel/ auffgestiegen waren. Eben umb sel-
America
wird ent-
deckt.bige Zeit/ nemlich Anno 1494. entdeckte
Christophorus Columbus ein Genueser
Americam/ nachdem er vorhin mit seinem

Vor-

Das II. Capitel

1483. bey Malaga harte Stoͤſſe bekamen
die ſie doch bald wieder raͤcheten/ und nah-
Granada
wird ero-
bert.men einen Platz nach dem andern ein/ biß
endlich die Stadt Granada mit 50000.
Mann zu Fuß/ und 12000. zu Roß ange-
griffen/ und der Koͤnig Boabdiles zur U-
ber gab gezwungen waꝛd/ A. 1492. woꝛmit
die Herꝛſchafft der Maurer in Spanien zu
Grunde gieng/ ſo uͤber 700. Jahr geſtan-
den: Und damit ſelbige mit der Zeit nicht
moͤchte wiedeꝛ angruͤnen/ verjagte Ferdi-
nand 170000. Familien Juden und Ma-
ranen auß Spanien/ welche jedoch groſ-
ſen Reichthum außm Lande mit ſich weg-
gefuͤhret/ auch an vielen Orten Mangel
an Einwohnern verurſachet. Nach der
Zeit nahm er auch Mazalquivis, Oran,
Pennon de Velez uñ Melille auf der Cuſt
von Barbarie ein. Dieſes Gluͤcks bedie-
nete ſich Ferdinand auch darzu/ daß er ſei-
ne Grandes, ſo die Naſe allzuhoch trugen/
zu Beſcheidenheit und Gehorſam gegen
den Koͤnig anwieſe; inmaſſen er auch die
Meiſterſchafft uͤber die Ritterſchafft in
Spaniẽ an ſich zog/ die zu groſſem Reich-
thum/ ſo den Koͤnigen ſelbſt formidabel
fiel/ auffgeſtiegen waren. Eben umb ſel-
America
wird ent-
deckt.bige Zeit/ nemlich Anno 1494. entdeckte
Chriſtophorus Columbus ein Genueſer
Americam/ nachdem er voꝛhin mit ſeinem

Vor-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0110" n="80"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">II.</hi> Capitel</hi></fw><lb/>
1483. bey Malaga harte Sto&#x0364;&#x017F;&#x017F;e bekamen<lb/>
die &#x017F;ie doch bald wieder ra&#x0364;cheten/ und nah-<lb/><note place="left">Granada<lb/>
wird ero-<lb/>
bert.</note>men einen Platz nach dem andern ein/ biß<lb/>
endlich die Stadt Granada mit 50000.<lb/>
Mann zu Fuß/ und 12000. zu Roß ange-<lb/>
griffen/ und der Ko&#x0364;nig <hi rendition="#aq">Boabdiles</hi> zur U-<lb/>
ber gab gezwungen wa&#xA75B;d/ <hi rendition="#aq">A.</hi> 1492. wo&#xA75B;mit<lb/>
die Her&#xA75B;&#x017F;chafft der <hi rendition="#aq">Maurer</hi> in Spanien zu<lb/>
Grunde gieng/ &#x017F;o u&#x0364;ber 700. Jahr ge&#x017F;tan-<lb/>
den: Und damit &#x017F;elbige mit der Zeit nicht<lb/>
mo&#x0364;chte wiede&#xA75B; angru&#x0364;nen/ verjagte Ferdi-<lb/>
nand 170000. Familien Juden und Ma-<lb/>
ranen auß Spanien/ welche jedoch gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Reichthum außm Lande mit &#x017F;ich weg-<lb/>
gefu&#x0364;hret/ auch an vielen Orten Mangel<lb/>
an Einwohnern verur&#x017F;achet. Nach der<lb/>
Zeit nahm er auch <hi rendition="#aq">Mazalquivis, Oran,<lb/>
Pennon de Velez</hi> un&#x0303; <hi rendition="#aq">Melille</hi> auf der Cu&#x017F;t<lb/>
von Barbarie ein. Die&#x017F;es Glu&#x0364;cks bedie-<lb/>
nete &#x017F;ich Ferdinand auch darzu/ daß er &#x017F;ei-<lb/>
ne <hi rendition="#aq">Grandes,</hi> &#x017F;o die Na&#x017F;e allzuhoch trugen/<lb/>
zu Be&#x017F;cheidenheit und Gehor&#x017F;am gegen<lb/>
den Ko&#x0364;nig anwie&#x017F;e; inma&#x017F;&#x017F;en er auch die<lb/>
Mei&#x017F;ter&#x017F;chafft u&#x0364;ber die Ritter&#x017F;chafft in<lb/>
Spanie&#x0303; an &#x017F;ich zog/ die zu gro&#x017F;&#x017F;em Reich-<lb/>
thum/ &#x017F;o den Ko&#x0364;nigen &#x017F;elb&#x017F;t <hi rendition="#aq">formidabel</hi><lb/>
fiel/ auffge&#x017F;tiegen waren. Eben umb &#x017F;el-<lb/><note place="left">America<lb/>
wird ent-<lb/>
deckt.</note>bige Zeit/ nemlich <hi rendition="#aq">Anno</hi> 1494. entdeckte<lb/><hi rendition="#aq">Chri&#x017F;tophorus Columbus</hi> ein Genue&#x017F;er<lb/>
Americam/ nachdem er vo&#xA75B;hin mit &#x017F;einem<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Vor-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[80/0110] Das II. Capitel 1483. bey Malaga harte Stoͤſſe bekamen die ſie doch bald wieder raͤcheten/ und nah- men einen Platz nach dem andern ein/ biß endlich die Stadt Granada mit 50000. Mann zu Fuß/ und 12000. zu Roß ange- griffen/ und der Koͤnig Boabdiles zur U- ber gab gezwungen waꝛd/ A. 1492. woꝛmit die Herꝛſchafft der Maurer in Spanien zu Grunde gieng/ ſo uͤber 700. Jahr geſtan- den: Und damit ſelbige mit der Zeit nicht moͤchte wiedeꝛ angruͤnen/ verjagte Ferdi- nand 170000. Familien Juden und Ma- ranen auß Spanien/ welche jedoch groſ- ſen Reichthum außm Lande mit ſich weg- gefuͤhret/ auch an vielen Orten Mangel an Einwohnern verurſachet. Nach der Zeit nahm er auch Mazalquivis, Oran, Pennon de Velez uñ Melille auf der Cuſt von Barbarie ein. Dieſes Gluͤcks bedie- nete ſich Ferdinand auch darzu/ daß er ſei- ne Grandes, ſo die Naſe allzuhoch trugen/ zu Beſcheidenheit und Gehorſam gegen den Koͤnig anwieſe; inmaſſen er auch die Meiſterſchafft uͤber die Ritterſchafft in Spaniẽ an ſich zog/ die zu groſſem Reich- thum/ ſo den Koͤnigen ſelbſt formidabel fiel/ auffgeſtiegen waren. Eben umb ſel- bige Zeit/ nemlich Anno 1494. entdeckte Chriſtophorus Columbus ein Genueſer Americam/ nachdem er voꝛhin mit ſeinem Vor- Granada wird ero- bert. America wird ent- deckt.

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): CC BY-SA 4.0.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/110
Zitationshilfe:	Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/110>, abgerufen am 25.11.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.