Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667.Vom Zustand nur auff diese weise verhindert/ daß nichtdie allzu grosse anzahl der Edelleute wegen der Armuth endlich verachtet würden: Ant- worten wir/ wo der Adel etwas zeuget das seines Nahmens würdig ist/ bringet die menge derselben Orden und dem gemeinen besten keinen schaden; Weil es der Tugend an einem Stande oder belohnung niemals fehlen wird. Wo sie aber befürchten/ sie/ welche ärger als ihre vorfahren/ möchten lasterhafftigere Kinder zeugen/ unterlassen sie gar recht/ in dem sie sich des Ehstandes enthalten/ die Welt mit faulen betriegern zu füllen. Man kan sich aber auch ausser- halb den geistlichen Ständen der Weiber enthalten. Oder wo ohne Huren die geil- heit nicht zu stillen/ weiß ich nicht wie es so erbärmlich scheinet/ daß die guten alten/ in dem sie gemeinet sie würden ihrer Seele wol rahten/ wenn sie dem Regiment oder ihren Erben etwas entzögen/ den mit schwar- tzen Decken behängten Hängsten Futter verschaffet haben. Weil
Vom Zuſtand nur auff dieſe weiſe verhindert/ daß nichtdie allzu groſſe anzahl der Edelleute wegen der Armuth endlich verachtet wuͤrdẽ: Ant- worten wir/ wo der Adel etwas zeuget das ſeines Nahmens wuͤrdig iſt/ bringet die menge derſelben Oꝛden und dem gemeinen beſten keinen ſchaden; Weil es der Tugend an einem Stande oder belohnung niemals fehlen wird. Wo ſie aber befuͤrchten/ ſie/ welche aͤrger als ihre vorfahren/ moͤchten laſterhafftigere Kinder zeugen/ unterlaſſen ſie gar recht/ in dem ſie ſich des Ehſtandes enthalten/ die Welt mit faulen betriegern zu fuͤllen. Man kan ſich aber auch auſſer- halb den geiſtlichen Staͤnden der Weiber enthalten. Oder wo ohne Huren die geil- heit nicht zu ſtillen/ weiß ich nicht wie es ſo erbaͤrmlich ſcheinet/ daß die guten alten/ in dem ſie gemeinet ſie wuͤrden ihrer Seele wol rahten/ wenn ſie dem Regiment oder ihꝛen Eꝛben etwas entzoͤgen/ den mit ſchwaꝛ- tzen Decken behaͤngten Haͤngſten Futter verſchaffet haben. Weil
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Vom Zuſtand
nur auff dieſe weiſe verhindert/ daß nicht
die allzu groſſe anzahl der Edelleute wegen
der Armuth endlich verachtet wuͤrdẽ: Ant-
worten wir/ wo der Adel etwas zeuget das
ſeines Nahmens wuͤrdig iſt/ bringet die
menge derſelben Oꝛden und dem gemeinen
beſten keinen ſchaden; Weil es der Tugend
an einem Stande oder belohnung niemals
fehlen wird. Wo ſie aber befuͤrchten/ ſie/
welche aͤrger als ihre vorfahren/ moͤchten
laſterhafftigere Kinder zeugen/ unterlaſſen
ſie gar recht/ in dem ſie ſich des Ehſtandes
enthalten/ die Welt mit faulen betriegern
zu fuͤllen. Man kan ſich aber auch auſſer-
halb den geiſtlichen Staͤnden der Weiber
enthalten. Oder wo ohne Huren die geil-
heit nicht zu ſtillen/ weiß ich nicht wie es ſo
erbaͤrmlich ſcheinet/ daß die guten alten/ in
dem ſie gemeinet ſie wuͤrden ihrer Seele
wol rahten/ wenn ſie dem Regiment oder
ihꝛen Eꝛben etwas entzoͤgen/ den mit ſchwaꝛ-
tzen Decken behaͤngten Haͤngſten Futter
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