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Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667.

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Vom Zustand
vergebung der Sünden Gott allein zu
lassen brachte keinen gewinn; Darumb ist
solche Macht den Priestern beygeleget/ wel-
che sich dieses zuträglichen Rechts nicht
überflüffig gebrauchen/ noch mit der ge-
meinen bekäntniß und einem kleinen ge
schenck/ so von des confitenten freygebig-
keit dependiret/ zu frieden seyn wolten.
Es wird eine gar genaue hersagung aller
undiglicher Sünden erfordert/ da dersel-
bigen Taxt in der Priester belieben stehet.
Wo allhir der Sünder Reich/ ist ein ge-
wisser gewinn verhanden wenn gleich auch
die Sünde umsonst vergeben wäre t Denn
wer wolte nicht gegen einem so gutthätigen
Vater einige freygebigkeit erweisen? Ge-
gen den armen darff man sicherer seine
autorität verüben. Und was für eine
hohe Sache ist es aller Menschen heimlig-
keiten zu wissen? Oder wer wolte nicht den
Schiedsmann seines Hertzen in Ehren
halten? Ferner ist nichts bequemer den
gewinn und das ansehen der Priester zu-

befor-

Vom Zuſtand
vergebung der Suͤnden Gott allein zu
laſſen brachte keinen gewinn; Darumb iſt
ſolche Macht den Prieſtern beygeleget/ wel-
che ſich dieſes zutraͤglichen Rechts nicht
uͤberfluͤffig gebrauchen/ noch mit der ge-
meinen bekaͤntniß und einem kleinen ge
ſchenck/ ſo von des confitenten freygebig-
keit dependiret/ zu frieden ſeyn wolten.
Es wird eine gar genaue herſagung aller
undiglicher Suͤnden erfordert/ da derſel-
bigen Taxt in der Prieſter belieben ſtehet.
Wo allhir der Suͤnder Reich/ iſt ein ge-
wiſſer gewinn verhanden wenn gleich auch
die Suͤnde umſonſt vergeben waͤre t Deñ
weꝛ wolte nicht gegen einem ſo gutthaͤtigen
Vater einige freygebigkeit erweiſen? Ge-
gen den armen darff man ſicherer ſeine
autorität veruͤben. Und was fuͤr eine
hohe Sache iſt es aller Menſchen heimlig-
keiten zu wiſſen? Oder wer wolte nicht den
Schiedsmann ſeines Hertzen in Ehren
halten? Ferner iſt nichts bequemer den
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[306/0328] Vom Zuſtand vergebung der Suͤnden Gott allein zu laſſen brachte keinen gewinn; Darumb iſt ſolche Macht den Prieſtern beygeleget/ wel- che ſich dieſes zutraͤglichen Rechts nicht uͤberfluͤffig gebrauchen/ noch mit der ge- meinen bekaͤntniß und einem kleinen ge ſchenck/ ſo von des confitenten freygebig- keit dependiret/ zu frieden ſeyn wolten. Es wird eine gar genaue herſagung aller undiglicher Suͤnden erfordert/ da derſel- bigen Taxt in der Prieſter belieben ſtehet. Wo allhir der Suͤnder Reich/ iſt ein ge- wiſſer gewinn verhanden wenn gleich auch die Suͤnde umſonſt vergeben waͤre t Deñ weꝛ wolte nicht gegen einem ſo gutthaͤtigen Vater einige freygebigkeit erweiſen? Ge- gen den armen darff man ſicherer ſeine autorität veruͤben. Und was fuͤr eine hohe Sache iſt es aller Menſchen heimlig- keiten zu wiſſen? Oder wer wolte nicht den Schiedsmann ſeines Hertzen in Ehren halten? Ferner iſt nichts bequemer den gewinn und das anſehen der Prieſter zu- befor-

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Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_bericht_1667/328>, abgerufen am 12.05.2024.