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Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667.

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des Teutschen Reichs.
tung/ wodurch jemandes guter Nahm und
Leumuth eigentlich verletzet wird/ sondern
welche ihm ein jeglicher Hirnwütiger aus
eines andern nicht mit ihnen einstimmenden
Meynung ertichtet: Denn an dieser Seu-
che liegen gemeiniglich die Menschen da-
nider. Da ist nicht allein verhast daß man
dawider streitet/ sondern auch/ daß man
darin nicht bewilliget: Denn wer mit ei-
nem nicht übereinstimmet/ den hält man
dafür/ daß er ihn heimlich eines jrthums
bschuldige; Und wer in vielen einer gar
anderen Meynung ist/ der wird dem anse-
hen nach für einen Narren gehalten. Fer-
ner plaget auch diese Kranckheit sehr die
Calmeuser/ die in dem Schuelstaube erzo-
gen/ und ihren einsahmen Speculationi-
bus
nachhängen. Dieser ihr Hauptfeind
ist alsbald der jenige welcher ihre Meinung
nicht hoch oder für ein Oraculum hält.
Und haben vorzeiten die Römer und
Carthaginenser mit keinem grössern Ey-
fer umb die Herrschafft der Welt gestrie-

ten/
O iiij

des Teutſchen Reichs.
tung/ wodurch jemandes guter Nahm und
Leumuth eigentlich verletzet wird/ ſondern
welche ihm ein jeglicheꝛ Hirnwuͤtiger aus
eines andern nicht mit ihnen einſtim̃enden
Meynung ertichtet: Denn an dieſer Seu-
che liegen gemeiniglich die Menſchen da-
nider. Da iſt nicht allein verhaſt daß man
dawider ſtreitet/ ſondern auch/ daß man
darin nicht bewilliget: Denn wer mit ei-
nem nicht uͤbereinſtimmet/ den haͤlt man
dafuͤr/ daß er ihn heimlich eines jrthums
bſchuldige; Und wer in vielen einer gar
anderen Meynung iſt/ der wird dem anſe-
hen nach fuͤr einen Narren gehalten. Fer-
ner plaget auch dieſe Kranckheit ſehr die
Calmeuſer/ die in dem Schuelſtaube erzo-
gen/ und ihren einſahmen Speculationi-
bus
nachhaͤngen. Dieſer ihr Hauptfeind
iſt alsbald der jenige welcher ihre Meinung
nicht hoch oder fuͤr ein Oraculum haͤlt.
Und haben vorzeiten die Roͤmer und
Carthaginenſer mit keinem groͤſſern Ey-
fer umb die Herrſchafft der Welt geſtrie-

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O iiij
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[295/0317] des Teutſchen Reichs. tung/ wodurch jemandes guter Nahm und Leumuth eigentlich verletzet wird/ ſondern welche ihm ein jeglicheꝛ Hirnwuͤtiger aus eines andern nicht mit ihnen einſtim̃enden Meynung ertichtet: Denn an dieſer Seu- che liegen gemeiniglich die Menſchen da- nider. Da iſt nicht allein verhaſt daß man dawider ſtreitet/ ſondern auch/ daß man darin nicht bewilliget: Denn wer mit ei- nem nicht uͤbereinſtimmet/ den haͤlt man dafuͤr/ daß er ihn heimlich eines jrthums bſchuldige; Und wer in vielen einer gar anderen Meynung iſt/ der wird dem anſe- hen nach fuͤr einen Narren gehalten. Fer- ner plaget auch dieſe Kranckheit ſehr die Calmeuſer/ die in dem Schuelſtaube erzo- gen/ und ihren einſahmen Speculationi- bus nachhaͤngen. Dieſer ihr Hauptfeind iſt alsbald der jenige welcher ihre Meinung nicht hoch oder fuͤr ein Oraculum haͤlt. Und haben vorzeiten die Roͤmer und Carthaginenſer mit keinem groͤſſern Ey- fer umb die Herrſchafft der Welt geſtrie- ten/ O iiij

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Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_bericht_1667/317>, abgerufen am 13.05.2024.