Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667.

Bild:
<< vorherige Seite

des Teutschen Reichs.
gewesen/ dergleichen nicht gefunden wer-
de; woselbsten man doch die gröste Frey-
heit habe zu gläuben und nicht zu gläuben/
was einem beliebet. Denn da wäre ein
jeglicher auff seinen Gewinn und Geschäff-
te bedacht/ und kümmere sich wenig umb
eines andern Religion. Da fieng ein gar
vornehmer Mann/ der sich lange zeit zu
Hoffe auffgehalten/ nun aber zur höchsten
Ruhe begeben/ nach dem er den Nuncium
umb verzeihung gebeten/ also an: Weil die-
ser reysende der jenigen Sache/ die meine
Gedancken lange verunruhiget/ auff die
Bahne gebracht/ wil ich jetzo/ nach deme ich
nicht allein willige Zuhörer/ sondern auch
an euch verständige Leute/ ohn deren gegen-
wart ich meine meynung zu behaupten mir
kaum getrawe/ zu haben vermercke/ was mir
endlich der Warheit am ähnlichsten für-
kommen/ beybringen. Darauff hat er et-
was weitläufftig erzehlet/ wie nemlich das
Christenthumb von anfang durch so viel
Ketzereyen/ derer die meisten mit der Zeit

von
O iij

des Teutſchen Reichs.
geweſen/ dergleichen nicht gefunden wer-
de; woſelbſten man doch die groͤſte Frey-
heit habe zu glaͤuben und nicht zu glaͤuben/
was einem beliebet. Denn da waͤre ein
jeglicher auff ſeinen Gewinn und Geſchaͤff-
te bedacht/ und kuͤmmere ſich wenig umb
eines andern Religion. Da fieng ein gar
vornehmer Mann/ der ſich lange zeit zu
Hoffe auffgehalten/ nun aber zur hoͤchſten
Ruhe begeben/ nach dem er den Nuncium
umb verzeihung gebeten/ alſo an: Weil die-
ſer reyſende der jenigen Sache/ die meine
Gedancken lange verunruhiget/ auff die
Bahne gebracht/ wil ich jetzo/ nach deme ich
nicht allein willige Zuhoͤrer/ ſondern auch
an euch verſtaͤndige Leute/ ohn deren gegen-
wart ich meine meynung zu behaupten mir
kaum getrawe/ zu habẽ vermercke/ was mir
endlich der Warheit am aͤhnlichſten fuͤr-
kommen/ beybringen. Darauff hat er et-
was weitlaͤufftig erzehlet/ wie nemlich das
Chriſtenthumb von anfang durch ſo viel
Ketzereyen/ derer die meiſten mit der Zeit

von
O iij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0315" n="293"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">des Teut&#x017F;chen Reichs.</hi></fw><lb/>
gewe&#x017F;en/ dergleichen nicht gefunden wer-<lb/>
de; wo&#x017F;elb&#x017F;ten man doch die gro&#x0364;&#x017F;te Frey-<lb/>
heit habe zu gla&#x0364;uben und nicht zu gla&#x0364;uben/<lb/>
was einem beliebet. Denn da wa&#x0364;re ein<lb/>
jeglicher auff &#x017F;einen Gewinn und Ge&#x017F;cha&#x0364;ff-<lb/>
te bedacht/ und ku&#x0364;mmere &#x017F;ich wenig umb<lb/>
eines andern Religion. Da fieng ein gar<lb/>
vornehmer Mann/ der &#x017F;ich lange zeit zu<lb/>
Hoffe auffgehalten/ nun aber zur ho&#x0364;ch&#x017F;ten<lb/>
Ruhe begeben/ nach dem er den <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Nuncium</hi></hi><lb/>
umb verzeihung gebeten/ al&#x017F;o an: Weil die-<lb/>
&#x017F;er rey&#x017F;ende der jenigen Sache/ die meine<lb/>
Gedancken lange verunruhiget/ auff die<lb/>
Bahne gebracht/ wil ich jetzo/ nach deme ich<lb/>
nicht allein willige Zuho&#x0364;rer/ &#x017F;ondern auch<lb/>
an euch ver&#x017F;ta&#x0364;ndige Leute/ ohn deren gegen-<lb/>
wart ich meine meynung zu behaupten mir<lb/>
kaum getrawe/ zu habe&#x0303; vermercke/ was mir<lb/>
endlich der Warheit am a&#x0364;hnlich&#x017F;ten fu&#x0364;r-<lb/>
kommen/ beybringen. Darauff hat er et-<lb/>
was weitla&#x0364;ufftig erzehlet/ wie nemlich das<lb/>
Chri&#x017F;tenthumb von anfang durch &#x017F;o viel<lb/>
Ketzereyen/ derer die mei&#x017F;ten mit der Zeit<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">O iij</fw><fw place="bottom" type="catch">von</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[293/0315] des Teutſchen Reichs. geweſen/ dergleichen nicht gefunden wer- de; woſelbſten man doch die groͤſte Frey- heit habe zu glaͤuben und nicht zu glaͤuben/ was einem beliebet. Denn da waͤre ein jeglicher auff ſeinen Gewinn und Geſchaͤff- te bedacht/ und kuͤmmere ſich wenig umb eines andern Religion. Da fieng ein gar vornehmer Mann/ der ſich lange zeit zu Hoffe auffgehalten/ nun aber zur hoͤchſten Ruhe begeben/ nach dem er den Nuncium umb verzeihung gebeten/ alſo an: Weil die- ſer reyſende der jenigen Sache/ die meine Gedancken lange verunruhiget/ auff die Bahne gebracht/ wil ich jetzo/ nach deme ich nicht allein willige Zuhoͤrer/ ſondern auch an euch verſtaͤndige Leute/ ohn deren gegen- wart ich meine meynung zu behaupten mir kaum getrawe/ zu habẽ vermercke/ was mir endlich der Warheit am aͤhnlichſten fuͤr- kommen/ beybringen. Darauff hat er et- was weitlaͤufftig erzehlet/ wie nemlich das Chriſtenthumb von anfang durch ſo viel Ketzereyen/ derer die meiſten mit der Zeit von O iij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_bericht_1667
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_bericht_1667/315
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_bericht_1667/315>, abgerufen am 13.05.2024.