Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667.

Bild:
<< vorherige Seite

Vom Zustand
Capitulation hinein setzten/ was zur be-
schützung ihrer Freyheit dienlich schiene.
Endlich wären die jenigen sehr unbedacht-
samb/ welche den Churfürsten übel außdeu-
ten wolten/ daß sie sich ihres eigenen Nu-
tzens nicht mehr dann anderer annehmen
solten; gleichsamb/ als wenn sie allein die
allen Menschen gemeine inclination ab-
legen müsten. Andere vermutheten eine
andere Ursache/ warumb wegen der Capi-
tulation tracti
ret würde/ daß nemlich der
Käyser/ der sonst zum Reichstage schlechte
lust hatte/ durch den Türckischen Krieg
wäre bewogen worden/ die Stände zusam-
men zu ruffen/ indeme er verhoffet/ er wol-
le unter solchem schein eine grosse Summa
Geldes von den Ständen bekommen. Sie
aber haben an stat des Geldes Soldaten
angeboten; weil nun solches den Käyser-
lichen Räthen ein schlechter Gewinn zu
seyn dauchte/ haben sie für der rechten Zeit
mit dem Türcken einen Frieden gemacht/
also/ daß sie jetzund fast im Zweyfel stehen/

was

Vom Zuſtand
Capitulation hinein ſetzten/ was zur be-
ſchuͤtzung ihrer Freyheit dienlich ſchiene.
Endlich waͤren die jenigen ſehr unbedacht-
ſamb/ welche den Churfuͤrſten uͤbel außdeu-
ten wolten/ daß ſie ſich ihres eigenen Nu-
tzens nicht mehr dann anderer annehmen
ſolten; gleichſamb/ als wenn ſie allein die
allen Menſchen gemeine inclination ab-
legen muͤſten. Andere vermutheten eine
andere Urſache/ warumb wegen der Capi-
tulation tracti
ret wuͤrde/ daß nemlich der
Kaͤyſer/ der ſonſt zum Reichstage ſchlechte
luſt hatte/ durch den Tuͤrckiſchen Krieg
waͤre bewogen worden/ die Staͤnde zuſam-
men zu ruffen/ indeme er verhoffet/ er wol-
le unter ſolchem ſchein eine groſſe Summa
Geldes von den Staͤnden bekommen. Sie
aber haben an ſtat des Geldes Soldaten
angeboten; weil nun ſolches den Kaͤyſer-
lichen Raͤthen ein ſchlechter Gewinn zu
ſeyn dauchte/ haben ſie fuͤr der rechten Zeit
mit dem Tuͤrcken einen Frieden gemacht/
alſo/ daß ſie jetzund faſt im Zweyfel ſtehen/

was
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0156" n="134"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vom Zu&#x017F;tand</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Capitulation</hi></hi> hinein &#x017F;etzten/ was zur be-<lb/>
&#x017F;chu&#x0364;tzung ihrer Freyheit dienlich &#x017F;chiene.<lb/>
Endlich wa&#x0364;ren die jenigen &#x017F;ehr unbedacht-<lb/>
&#x017F;amb/ welche den Churfu&#x0364;r&#x017F;ten u&#x0364;bel außdeu-<lb/>
ten wolten/ daß &#x017F;ie &#x017F;ich ihres eigenen Nu-<lb/>
tzens nicht mehr dann <choice><sic>auderer</sic><corr>anderer</corr></choice> annehmen<lb/>
&#x017F;olten; gleich&#x017F;amb/ als wenn &#x017F;ie allein die<lb/>
allen Men&#x017F;chen gemeine <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">inclination</hi></hi> ab-<lb/>
legen mu&#x0364;&#x017F;ten. Andere vermutheten eine<lb/>
andere Ur&#x017F;ache/ warumb wegen der <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Capi-<lb/>
tulation tracti</hi></hi>ret wu&#x0364;rde/ daß nemlich der<lb/>
Ka&#x0364;y&#x017F;er/ der &#x017F;on&#x017F;t zum Reichstage &#x017F;chlechte<lb/>
lu&#x017F;t hatte/ durch den Tu&#x0364;rcki&#x017F;chen Krieg<lb/>
wa&#x0364;re bewogen worden/ die Sta&#x0364;nde zu&#x017F;am-<lb/>
men zu ruffen/ indeme er verhoffet/ er wol-<lb/>
le unter &#x017F;olchem &#x017F;chein eine gro&#x017F;&#x017F;e Summa<lb/>
Geldes von den Sta&#x0364;nden bekommen. Sie<lb/>
aber haben an &#x017F;tat des Geldes Soldaten<lb/>
angeboten; weil nun &#x017F;olches den Ka&#x0364;y&#x017F;er-<lb/>
lichen Ra&#x0364;then ein &#x017F;chlechter Gewinn zu<lb/>
&#x017F;eyn dauchte/ haben &#x017F;ie fu&#x0364;r der rechten Zeit<lb/>
mit dem Tu&#x0364;rcken einen Frieden gemacht/<lb/>
al&#x017F;o/ daß &#x017F;ie jetzund fa&#x017F;t im Zweyfel &#x017F;tehen/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">was</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[134/0156] Vom Zuſtand Capitulation hinein ſetzten/ was zur be- ſchuͤtzung ihrer Freyheit dienlich ſchiene. Endlich waͤren die jenigen ſehr unbedacht- ſamb/ welche den Churfuͤrſten uͤbel außdeu- ten wolten/ daß ſie ſich ihres eigenen Nu- tzens nicht mehr dann anderer annehmen ſolten; gleichſamb/ als wenn ſie allein die allen Menſchen gemeine inclination ab- legen muͤſten. Andere vermutheten eine andere Urſache/ warumb wegen der Capi- tulation tractiret wuͤrde/ daß nemlich der Kaͤyſer/ der ſonſt zum Reichstage ſchlechte luſt hatte/ durch den Tuͤrckiſchen Krieg waͤre bewogen worden/ die Staͤnde zuſam- men zu ruffen/ indeme er verhoffet/ er wol- le unter ſolchem ſchein eine groſſe Summa Geldes von den Staͤnden bekommen. Sie aber haben an ſtat des Geldes Soldaten angeboten; weil nun ſolches den Kaͤyſer- lichen Raͤthen ein ſchlechter Gewinn zu ſeyn dauchte/ haben ſie fuͤr der rechten Zeit mit dem Tuͤrcken einen Frieden gemacht/ alſo/ daß ſie jetzund faſt im Zweyfel ſtehen/ was

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_bericht_1667
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_bericht_1667/156
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_bericht_1667/156>, abgerufen am 28.04.2024.