Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667.Vom Zustand gebirgeu/ welcher hernach zu Teutschlandkommen. Jene Alten aber hatten keine Städte/ theiis weil sie die Baukunst nicht verstünden/ wie noch an vielen Orten in Teutschland zu sehen/ theils wegen des un- bendigen Volcks/ daß solche gleich als Ker- cker scheuete/ zu deme auch weiln die Vor- nehmsten ihre höchste Lust nur im jagen suchten. Auch verstunden die jenigen nicht gnugsamb den Nutzen der Städte/ noch verlangeten darnach/ welche der schlechten Baurkost/ geringen Haus- und Vorraths gewohnet/ des überflüssigen Reichthums aber und Wollebens ungewohnet waren. Hernach aber/ als ihre Gemüther durch den Christlichen Glauben gezähmet/ haben sie auch ein ehrbarer Leben angefangen; Allmälich ist die Lust mehr und mehr zu ha- ben/ und die anderswoher eingeführte über- flüssige Schlemmerey/ welche alle beyde dann in den Städten am meisten getrieben wergen/ dazu kommen. Auch die Fürsten/ die zu solcher Macht gestiegen/ legten sich umb
Vom Zuſtand gebirgeu/ welcher hernach zu Teutſchlandkommen. Jene Alten aber hatten keine Staͤdte/ theiis weil ſie die Baukunſt nicht verſtuͤnden/ wie noch an vielen Orten in Teutſchland zu ſehen/ theils wegen des un- bendigen Volcks/ daß ſolche gleich als Ker- cker ſcheuete/ zu deme auch weiln die Vor- nehmſten ihre hoͤchſte Luſt nur im jagen ſuchten. Auch verſtunden die jenigen nicht gnugſamb den Nutzen der Staͤdte/ noch verlangeten darnach/ welche der ſchlechten Baurkoſt/ geringen Haus- und Vorraths gewohnet/ des uͤberfluͤſſigen Reichthums aber und Wollebens ungewohnet waren. Hernach aber/ als ihre Gemuͤther durch den Chriſtlichen Glauben gezaͤhmet/ haben ſie auch ein ehrbarer Leben angefangen; Allmaͤlich iſt die Luſt mehr und mehr zu ha- ben/ und die andeꝛswoher eingefuͤhrte uͤber- fluͤſſige Schlemmerey/ welche alle beyde dann in den Staͤdten am meiſten getrieben wergen/ dazu kommen. Auch die Fuͤrſten/ die zu ſolcher Macht geſtiegen/ legten ſich umb
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Vom Zuſtand
gebirgeu/ welcher hernach zu Teutſchland
kommen. Jene Alten aber hatten keine
Staͤdte/ theiis weil ſie die Baukunſt nicht
verſtuͤnden/ wie noch an vielen Orten in
Teutſchland zu ſehen/ theils wegen des un-
bendigen Volcks/ daß ſolche gleich als Ker-
cker ſcheuete/ zu deme auch weiln die Vor-
nehmſten ihre hoͤchſte Luſt nur im jagen
ſuchten. Auch verſtunden die jenigen nicht
gnugſamb den Nutzen der Staͤdte/ noch
verlangeten darnach/ welche der ſchlechten
Baurkoſt/ geringen Haus- und Vorraths
gewohnet/ des uͤberfluͤſſigen Reichthums
aber und Wollebens ungewohnet waren.
Hernach aber/ als ihre Gemuͤther durch
den Chriſtlichen Glauben gezaͤhmet/ haben
ſie auch ein ehrbarer Leben angefangen;
Allmaͤlich iſt die Luſt mehr und mehr zu ha-
ben/ und die andeꝛswoher eingefuͤhrte uͤber-
fluͤſſige Schlemmerey/ welche alle beyde
dann in den Staͤdten am meiſten getrieben
wergen/ dazu kommen. Auch die Fuͤrſten/
die zu ſolcher Macht geſtiegen/ legten ſich
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