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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787.

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3) Wahlcap. Carls VII. 1742.
landsässig oder ausländisch neufürstlichen, und ob
auch die Ehe eines Reichsgrafen mit einer adeli-
chen Person für eine Mißheirath zu halten sey?
Ueber das alles wäre nun ein Regulativ zu erwar-
ten, indem das churfürstliche Collegialschreiben den
Kaiser ersuchte, darüber ein fordersamstes Reichs-
gutachten zu erfordern, und diese Sache, die als
eine Nothwendigkeit angesehen ward, zu einem
allgemeinen Reichsschlusse zu befördern. Bis jetzt
ist inzwischen bey der Reichsversammlung noch
nichts weiter davon vorgekommen.

Von der wahren Beschaffenheit der SacheXV.
läßt sich aus obigen Beyspielen schon von selbsten
manches abnehmen. Insonderheit laßen sich, was
den in Teutschland bis auf den heutigen Tag ur-
althergebrachten Unterschied zwischen dem hohen
und niedern Adel anbetrifft, ziemlich sichere Gränz-
linien in Ansehung der Vermählungen ziehen,
wenn man nur auf die zwey Umstände Rücksicht
nimmt, daß eine Prinzessinn, wenn sie an einen
Reichsgrafen vermählt wird, ihren Fürstenstand
nicht verliehrt, wohl aber, wenn sie nur mit einem
von Adel sich in die Ehe begibt, und daß morga-
natische Ehen Teutscher Reichsfürsten wohl mit
adelichen Personen eben so gut, wie mit bürgerli-
chen, statt finden, nicht aber mit Prinzessinnen
und Gräfinnen von gleichem Herrenstande. Alle-
mal würden wenigstens für den Teutschen Fürsten-
stand äußerst bedenkliche Folgen zu erwarten seyn,
wenn das bisherige Herkommen eine Aenderung
leiden sollte.

Wenn das erst ausgemacht wäre, daß dieXVI.
Ehe eines Fürsten mit einer Person von altem Adel

keine

3) Wahlcap. Carls VII. 1742.
landſaͤſſig oder auslaͤndiſch neufuͤrſtlichen, und ob
auch die Ehe eines Reichsgrafen mit einer adeli-
chen Perſon fuͤr eine Mißheirath zu halten ſey?
Ueber das alles waͤre nun ein Regulativ zu erwar-
ten, indem das churfuͤrſtliche Collegialſchreiben den
Kaiſer erſuchte, daruͤber ein forderſamſtes Reichs-
gutachten zu erfordern, und dieſe Sache, die als
eine Nothwendigkeit angeſehen ward, zu einem
allgemeinen Reichsſchluſſe zu befoͤrdern. Bis jetzt
iſt inzwiſchen bey der Reichsverſammlung noch
nichts weiter davon vorgekommen.

Von der wahren Beſchaffenheit der SacheXV.
laͤßt ſich aus obigen Beyſpielen ſchon von ſelbſten
manches abnehmen. Inſonderheit laßen ſich, was
den in Teutſchland bis auf den heutigen Tag ur-
althergebrachten Unterſchied zwiſchen dem hohen
und niedern Adel anbetrifft, ziemlich ſichere Graͤnz-
linien in Anſehung der Vermaͤhlungen ziehen,
wenn man nur auf die zwey Umſtaͤnde Ruͤckſicht
nimmt, daß eine Prinzeſſinn, wenn ſie an einen
Reichsgrafen vermaͤhlt wird, ihren Fuͤrſtenſtand
nicht verliehrt, wohl aber, wenn ſie nur mit einem
von Adel ſich in die Ehe begibt, und daß morga-
natiſche Ehen Teutſcher Reichsfuͤrſten wohl mit
adelichen Perſonen eben ſo gut, wie mit buͤrgerli-
chen, ſtatt finden, nicht aber mit Prinzeſſinnen
und Graͤfinnen von gleichem Herrenſtande. Alle-
mal wuͤrden wenigſtens fuͤr den Teutſchen Fuͤrſten-
ſtand aͤußerſt bedenkliche Folgen zu erwarten ſeyn,
wenn das bisherige Herkommen eine Aenderung
leiden ſollte.

Wenn das erſt ausgemacht waͤre, daß dieXVI.
Ehe eines Fuͤrſten mit einer Perſon von altem Adel

keine
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[29/0063] 3) Wahlcap. Carls VII. 1742. landſaͤſſig oder auslaͤndiſch neufuͤrſtlichen, und ob auch die Ehe eines Reichsgrafen mit einer adeli- chen Perſon fuͤr eine Mißheirath zu halten ſey? Ueber das alles waͤre nun ein Regulativ zu erwar- ten, indem das churfuͤrſtliche Collegialſchreiben den Kaiſer erſuchte, daruͤber ein forderſamſtes Reichs- gutachten zu erfordern, und dieſe Sache, die als eine Nothwendigkeit angeſehen ward, zu einem allgemeinen Reichsſchluſſe zu befoͤrdern. Bis jetzt iſt inzwiſchen bey der Reichsverſammlung noch nichts weiter davon vorgekommen. Von der wahren Beſchaffenheit der Sache laͤßt ſich aus obigen Beyſpielen ſchon von ſelbſten manches abnehmen. Inſonderheit laßen ſich, was den in Teutſchland bis auf den heutigen Tag ur- althergebrachten Unterſchied zwiſchen dem hohen und niedern Adel anbetrifft, ziemlich ſichere Graͤnz- linien in Anſehung der Vermaͤhlungen ziehen, wenn man nur auf die zwey Umſtaͤnde Ruͤckſicht nimmt, daß eine Prinzeſſinn, wenn ſie an einen Reichsgrafen vermaͤhlt wird, ihren Fuͤrſtenſtand nicht verliehrt, wohl aber, wenn ſie nur mit einem von Adel ſich in die Ehe begibt, und daß morga- natiſche Ehen Teutſcher Reichsfuͤrſten wohl mit adelichen Perſonen eben ſo gut, wie mit buͤrgerli- chen, ſtatt finden, nicht aber mit Prinzeſſinnen und Graͤfinnen von gleichem Herrenſtande. Alle- mal wuͤrden wenigſtens fuͤr den Teutſchen Fuͤrſten- ſtand aͤußerſt bedenkliche Folgen zu erwarten ſeyn, wenn das bisherige Herkommen eine Aenderung leiden ſollte. XV. Wenn das erſt ausgemacht waͤre, daß die Ehe eines Fuͤrſten mit einer Perſon von altem Adel keine XVI.

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung03_1787/63>, abgerufen am 22.11.2024.