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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787.

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2) Erfolg d. pragm. Sanct. 1740-1742.
ersten Erwerbers nehmen kann. In so weit ist
allerdings dieses Teutsche Successionsrecht nicht
so, wie das Römische, dem jedesmaligen Letztver-
storbenen zu verdanken. Aber was die Ordnung
der Erbfolge betrifft, da bleibt nach allen Suc-
cessionsrechten, sie mögen Namen haben, wie sie
wollen, nichts übrig, als daß ein jeder erst auf
des andern Tod wartet, und also nach dem Ver-
hältnisse in die Reihe kömmt, wie er dem Letztver-
storbenen näher ist, als andere.

Ob diese Nähe bloß nach der im RömischenVI.
Rechte angenommenen Berechnung der Grade zu
bestimmen sey, oder nach dem Vorzuge der Erst-
gebuhrt und anderen Grundsätzen, braucht hier
nicht erörtert zu werden. Gnug, wo nicht bloß
vom Successionsrechte, sondern von der Succes-
sionsordnung die Frage ist, da kömmt alles auf
das nähere Verhältniß zum Letztverstorbenen an.
Und da tritt noch ein anderer wichtiger Grundsatz
des Teutschen Successionsrechts hinzu, daß eine
Erbfolge, die einmal in eine Linie gekommen ist,
so lange dieselbe währet, ihren Fortgang darin
behält.

Das alles auf die Oesterreichische pragmatischeVII.
Sanction angewandt, war es dem unter unsern
fürstlichen Häusern von uralten Zeiten hergebrach-
ten Successionssysteme völlig gemäß, daß mit
Carls des VI. Tode zwar allen weiblichen Nach-
kommen des Hauses Oesterreich das Recht der
Erbfolge offen stand, ohne daß irgend ein ehemals
geleisteter Verzicht dagegen mehr angeführt wer-
den konnte. Aber in der Ordnung der Erbfolge

gien-

2) Erfolg d. pragm. Sanct. 1740-1742.
erſten Erwerbers nehmen kann. In ſo weit iſt
allerdings dieſes Teutſche Succeſſionsrecht nicht
ſo, wie das Roͤmiſche, dem jedesmaligen Letztver-
ſtorbenen zu verdanken. Aber was die Ordnung
der Erbfolge betrifft, da bleibt nach allen Suc-
ceſſionsrechten, ſie moͤgen Namen haben, wie ſie
wollen, nichts uͤbrig, als daß ein jeder erſt auf
des andern Tod wartet, und alſo nach dem Ver-
haͤltniſſe in die Reihe koͤmmt, wie er dem Letztver-
ſtorbenen naͤher iſt, als andere.

Ob dieſe Naͤhe bloß nach der im RoͤmiſchenVI.
Rechte angenommenen Berechnung der Grade zu
beſtimmen ſey, oder nach dem Vorzuge der Erſt-
gebuhrt und anderen Grundſaͤtzen, braucht hier
nicht eroͤrtert zu werden. Gnug, wo nicht bloß
vom Succeſſionsrechte, ſondern von der Succeſ-
ſionsordnung die Frage iſt, da koͤmmt alles auf
das naͤhere Verhaͤltniß zum Letztverſtorbenen an.
Und da tritt noch ein anderer wichtiger Grundſatz
des Teutſchen Succeſſionsrechts hinzu, daß eine
Erbfolge, die einmal in eine Linie gekommen iſt,
ſo lange dieſelbe waͤhret, ihren Fortgang darin
behaͤlt.

Das alles auf die Oeſterreichiſche pragmatiſcheVII.
Sanction angewandt, war es dem unter unſern
fuͤrſtlichen Haͤuſern von uralten Zeiten hergebrach-
ten Succeſſionsſyſteme voͤllig gemaͤß, daß mit
Carls des VI. Tode zwar allen weiblichen Nach-
kommen des Hauſes Oeſterreich das Recht der
Erbfolge offen ſtand, ohne daß irgend ein ehemals
geleiſteter Verzicht dagegen mehr angefuͤhrt wer-
den konnte. Aber in der Ordnung der Erbfolge

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[11/0045] 2) Erfolg d. pragm. Sanct. 1740-1742. erſten Erwerbers nehmen kann. In ſo weit iſt allerdings dieſes Teutſche Succeſſionsrecht nicht ſo, wie das Roͤmiſche, dem jedesmaligen Letztver- ſtorbenen zu verdanken. Aber was die Ordnung der Erbfolge betrifft, da bleibt nach allen Suc- ceſſionsrechten, ſie moͤgen Namen haben, wie ſie wollen, nichts uͤbrig, als daß ein jeder erſt auf des andern Tod wartet, und alſo nach dem Ver- haͤltniſſe in die Reihe koͤmmt, wie er dem Letztver- ſtorbenen naͤher iſt, als andere. Ob dieſe Naͤhe bloß nach der im Roͤmiſchen Rechte angenommenen Berechnung der Grade zu beſtimmen ſey, oder nach dem Vorzuge der Erſt- gebuhrt und anderen Grundſaͤtzen, braucht hier nicht eroͤrtert zu werden. Gnug, wo nicht bloß vom Succeſſionsrechte, ſondern von der Succeſ- ſionsordnung die Frage iſt, da koͤmmt alles auf das naͤhere Verhaͤltniß zum Letztverſtorbenen an. Und da tritt noch ein anderer wichtiger Grundſatz des Teutſchen Succeſſionsrechts hinzu, daß eine Erbfolge, die einmal in eine Linie gekommen iſt, ſo lange dieſelbe waͤhret, ihren Fortgang darin behaͤlt. VI. Das alles auf die Oeſterreichiſche pragmatiſche Sanction angewandt, war es dem unter unſern fuͤrſtlichen Haͤuſern von uralten Zeiten hergebrach- ten Succeſſionsſyſteme voͤllig gemaͤß, daß mit Carls des VI. Tode zwar allen weiblichen Nach- kommen des Hauſes Oeſterreich das Recht der Erbfolge offen ſtand, ohne daß irgend ein ehemals geleiſteter Verzicht dagegen mehr angefuͤhrt wer- den konnte. Aber in der Ordnung der Erbfolge gien- VII.

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung03_1787/45>, abgerufen am 24.11.2024.