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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787.

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2) Kais. u. Reichsverfüg. für Länder.
verschiedenen Europäischen Mächte in vielen
Dingen eine gewisse gegenseitige Gleichheit be-
obachten, wird der Regel nach von denselben auch
Teutschen Reichsständen ein Gleiches gestattet;
z. B. ein gleiches Recht der Gesandtschaften, nur
die vom ersten Range ausgenommen, ausser was
ich auch dieserhalben oben von Churfürsten bemerk-
lich gemacht habe (i); und selbst eine gegenseitige
Anerkennung des Ranges, wie er insonderheit
nach den verschiedenen Stuffen des Kriegsdienstes
in ganz Europa üblich ist. In diesem letztern
Betrachte wird z. B. einem Sächsischen, Braun-
schweigischen, Hessischen General-Lieutenant in
Concurrenz mit anderen, die in königlichen Dien-
sten sind, der Rang nach dem Dienstalter nicht
bestritten; daher es freylich auffallend scheint, daß
nicht auf ähnliche Art auch ein Teutscher Fürst
Adelsbriefe ertheilen oder einen Doctor oder Ma-
gister aus landesherrlicher Macht ernennen könne.
Es löset sich aber dadurch auf, daß unsere heutige
Einrichtung der Kriegsdienste erst in Gang ge-
kommen ist, da die Landeshoheit schon im Gange
war, und alle erst neu entstandene Rechte mit in
sich faßte; an statt daß ältere Rechte, von denen
man schon gewohnt war, daß sie der Kaiser in
ganz Teutschland ausübte, demselben als Reser-
vatrechte eigen blieben.

Auch das hat keinen Zweifel, daß ein einzel-XVIII.
ner Teutscher Reichsstand mit einer auswärtigen
Macht in Krieg verfallen, und seine Macht als-
dann durch Bündnisse mit anderen auswärtigen

Mäch-
(i) Oben Th. 2. S. 188.
S 2

2) Kaiſ. u. Reichsverfuͤg. fuͤr Laͤnder.
verſchiedenen Europaͤiſchen Maͤchte in vielen
Dingen eine gewiſſe gegenſeitige Gleichheit be-
obachten, wird der Regel nach von denſelben auch
Teutſchen Reichsſtaͤnden ein Gleiches geſtattet;
z. B. ein gleiches Recht der Geſandtſchaften, nur
die vom erſten Range ausgenommen, auſſer was
ich auch dieſerhalben oben von Churfuͤrſten bemerk-
lich gemacht habe (i); und ſelbſt eine gegenſeitige
Anerkennung des Ranges, wie er inſonderheit
nach den verſchiedenen Stuffen des Kriegsdienſtes
in ganz Europa uͤblich iſt. In dieſem letztern
Betrachte wird z. B. einem Saͤchſiſchen, Braun-
ſchweigiſchen, Heſſiſchen General-Lieutenant in
Concurrenz mit anderen, die in koͤniglichen Dien-
ſten ſind, der Rang nach dem Dienſtalter nicht
beſtritten; daher es freylich auffallend ſcheint, daß
nicht auf aͤhnliche Art auch ein Teutſcher Fuͤrſt
Adelsbriefe ertheilen oder einen Doctor oder Ma-
giſter aus landesherrlicher Macht ernennen koͤnne.
Es loͤſet ſich aber dadurch auf, daß unſere heutige
Einrichtung der Kriegsdienſte erſt in Gang ge-
kommen iſt, da die Landeshoheit ſchon im Gange
war, und alle erſt neu entſtandene Rechte mit in
ſich faßte; an ſtatt daß aͤltere Rechte, von denen
man ſchon gewohnt war, daß ſie der Kaiſer in
ganz Teutſchland ausuͤbte, demſelben als Reſer-
vatrechte eigen blieben.

Auch das hat keinen Zweifel, daß ein einzel-XVIII.
ner Teutſcher Reichsſtand mit einer auswaͤrtigen
Macht in Krieg verfallen, und ſeine Macht als-
dann durch Buͤndniſſe mit anderen auswaͤrtigen

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(i) Oben Th. 2. S. 188.
S 2
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[275/0309] 2) Kaiſ. u. Reichsverfuͤg. fuͤr Laͤnder. verſchiedenen Europaͤiſchen Maͤchte in vielen Dingen eine gewiſſe gegenſeitige Gleichheit be- obachten, wird der Regel nach von denſelben auch Teutſchen Reichsſtaͤnden ein Gleiches geſtattet; z. B. ein gleiches Recht der Geſandtſchaften, nur die vom erſten Range ausgenommen, auſſer was ich auch dieſerhalben oben von Churfuͤrſten bemerk- lich gemacht habe (i); und ſelbſt eine gegenſeitige Anerkennung des Ranges, wie er inſonderheit nach den verſchiedenen Stuffen des Kriegsdienſtes in ganz Europa uͤblich iſt. In dieſem letztern Betrachte wird z. B. einem Saͤchſiſchen, Braun- ſchweigiſchen, Heſſiſchen General-Lieutenant in Concurrenz mit anderen, die in koͤniglichen Dien- ſten ſind, der Rang nach dem Dienſtalter nicht beſtritten; daher es freylich auffallend ſcheint, daß nicht auf aͤhnliche Art auch ein Teutſcher Fuͤrſt Adelsbriefe ertheilen oder einen Doctor oder Ma- giſter aus landesherrlicher Macht ernennen koͤnne. Es loͤſet ſich aber dadurch auf, daß unſere heutige Einrichtung der Kriegsdienſte erſt in Gang ge- kommen iſt, da die Landeshoheit ſchon im Gange war, und alle erſt neu entſtandene Rechte mit in ſich faßte; an ſtatt daß aͤltere Rechte, von denen man ſchon gewohnt war, daß ſie der Kaiſer in ganz Teutſchland ausuͤbte, demſelben als Reſer- vatrechte eigen blieben. Auch das hat keinen Zweifel, daß ein einzel- ner Teutſcher Reichsſtand mit einer auswaͤrtigen Macht in Krieg verfallen, und ſeine Macht als- dann durch Buͤndniſſe mit anderen auswaͤrtigen Maͤch- XVIII. (i) Oben Th. 2. S. 188. S 2

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung03_1787/309>, abgerufen am 09.05.2024.