Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

1) Wien, Regensburg, Wetzlar.
mit einigen größeren Höfen wegen verschiedener
Abänderungen im Ceremoniel Abreden getroffen
seyn (z). Darüber scheint einige Aufmerksamkeit
der altfürstlichen Häuser entstanden zu seyn, um
erst den Vorgang mehrerer königlichen und chur-
fürstlichen Höfe abzuwarten, ehe sie ihre Beleh-
nung nehmen wollen. So sind viele Thronbe-
lehnungen vom Kaiser Carl dem VII. her bis auf
den heutigen Tag in Rückstand geblieben.

Es hat sich aber auch noch ein Umstand dazuVIII.
gesellt, der in der Sache Schwierigkeit macht.

Wenn
Kaiser gab aber zur Resolution: Ich werde den
Tag bestimmen; gieng also über jenen Anstand
hinaus. Eben darauf bezog sich hernach ein Reichs-
hofrathsgutachten vom 18. Nov. 1773., da un-
ter ähnlichen Umständen von Belehnung des jetzi-
gen Königs Gustavs die Frage war. Moser von
der Lehnsverfassung S. 893. u. f. Diese letztere
Belehnung ward hernach am 24. Nov. 1773. von
zwey Schwedischen Gesandten, einem Grafen von
Bork und einem Grafen von Oxenstierna, emp-
fangen. Moser am a. O. s. 894. u. f.
(z) Ein zu R. den 23. März 1750. datirter
Aufsatz enthält folgendes: "Chursächsischer Seits
habe man dem Wiener Hofe zu erkennen gegeben,
was bey der Lehnsverbindung das wesentliche und
zufällige sey; zu welchem letztern man die Cere-
monien rechne. In den Jahren 1741. und 1745.
habe man die Mäßigung des Ceremoniels nicht
allein zugesagt, sondern auch ganz eine andere
Sprache darüber geführet. Da nun Carls des
VII. Majestät, wie an Großbritannien und Preus-
sen, so auch Ihro Polnischen Majestät eine Mo-
deration des Ceremoniels zugestanden hätten; al-
so beständen Sie darauf, daß jetzt regierende kai-
serliche Majestät die Zusage Ihres Vorfahren con-
firmiren möchten." Moser am a. O. S. 310.

1) Wien, Regensburg, Wetzlar.
mit einigen groͤßeren Hoͤfen wegen verſchiedener
Abaͤnderungen im Ceremoniel Abreden getroffen
ſeyn (z). Daruͤber ſcheint einige Aufmerkſamkeit
der altfuͤrſtlichen Haͤuſer entſtanden zu ſeyn, um
erſt den Vorgang mehrerer koͤniglichen und chur-
fuͤrſtlichen Hoͤfe abzuwarten, ehe ſie ihre Beleh-
nung nehmen wollen. So ſind viele Thronbe-
lehnungen vom Kaiſer Carl dem VII. her bis auf
den heutigen Tag in Ruͤckſtand geblieben.

Es hat ſich aber auch noch ein Umſtand dazuVIII.
geſellt, der in der Sache Schwierigkeit macht.

Wenn
Kaiſer gab aber zur Reſolution: Ich werde den
Tag beſtimmen; gieng alſo uͤber jenen Anſtand
hinaus. Eben darauf bezog ſich hernach ein Reichs-
hofrathsgutachten vom 18. Nov. 1773., da un-
ter aͤhnlichen Umſtaͤnden von Belehnung des jetzi-
gen Koͤnigs Guſtavs die Frage war. Moſer von
der Lehnsverfaſſung S. 893. u. f. Dieſe letztere
Belehnung ward hernach am 24. Nov. 1773. von
zwey Schwediſchen Geſandten, einem Grafen von
Bork und einem Grafen von Oxenſtierna, emp-
fangen. Moſer am a. O. ſ. 894. u. f.
(z) Ein zu R. den 23. Maͤrz 1750. datirter
Aufſatz enthaͤlt folgendes: ”Churſaͤchſiſcher Seits
habe man dem Wiener Hofe zu erkennen gegeben,
was bey der Lehnsverbindung das weſentliche und
zufaͤllige ſey; zu welchem letztern man die Cere-
monien rechne. In den Jahren 1741. und 1745.
habe man die Maͤßigung des Ceremoniels nicht
allein zugeſagt, ſondern auch ganz eine andere
Sprache daruͤber gefuͤhret. Da nun Carls des
VII. Majeſtaͤt, wie an Großbritannien und Preuſ-
ſen, ſo auch Ihro Polniſchen Majeſtaͤt eine Mo-
deration des Ceremoniels zugeſtanden haͤtten; al-
ſo beſtaͤnden Sie darauf, daß jetzt regierende kai-
ſerliche Majeſtaͤt die Zuſage Ihres Vorfahren con-
firmiren moͤchten.” Moſer am a. O. S. 310.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0257" n="223"/><fw place="top" type="header">1) Wien, Regensburg, Wetzlar.</fw><lb/>
mit einigen gro&#x0364;ßeren Ho&#x0364;fen wegen ver&#x017F;chiedener<lb/>
Aba&#x0364;nderungen im Ceremoniel Abreden getroffen<lb/>
&#x017F;eyn <note place="foot" n="(z)">Ein zu R. den 23. Ma&#x0364;rz 1750. datirter<lb/>
Auf&#x017F;atz entha&#x0364;lt folgendes: &#x201D;Chur&#x017F;a&#x0364;ch&#x017F;i&#x017F;cher Seits<lb/>
habe man dem Wiener Hofe zu erkennen gegeben,<lb/>
was bey der Lehnsverbindung das we&#x017F;entliche und<lb/>
zufa&#x0364;llige &#x017F;ey; zu welchem letztern man die Cere-<lb/>
monien rechne. In den Jahren 1741. und 1745.<lb/>
habe man die Ma&#x0364;ßigung des Ceremoniels nicht<lb/>
allein zuge&#x017F;agt, &#x017F;ondern auch ganz eine andere<lb/>
Sprache daru&#x0364;ber gefu&#x0364;hret. Da nun Carls des<lb/><hi rendition="#aq">VII.</hi> Maje&#x017F;ta&#x0364;t, wie an Großbritannien und Preu&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, &#x017F;o auch Ihro Polni&#x017F;chen Maje&#x017F;ta&#x0364;t eine Mo-<lb/>
deration des Ceremoniels zuge&#x017F;tanden ha&#x0364;tten; al-<lb/>
&#x017F;o be&#x017F;ta&#x0364;nden Sie darauf, daß jetzt regierende kai-<lb/>
&#x017F;erliche Maje&#x017F;ta&#x0364;t die Zu&#x017F;age Ihres Vorfahren con-<lb/>
firmiren mo&#x0364;chten.&#x201D; <hi rendition="#fr">Mo&#x017F;er</hi> am a. O. S. 310.</note>. Daru&#x0364;ber &#x017F;cheint einige Aufmerk&#x017F;amkeit<lb/>
der altfu&#x0364;r&#x017F;tlichen Ha&#x0364;u&#x017F;er ent&#x017F;tanden zu &#x017F;eyn, um<lb/>
er&#x017F;t den Vorgang mehrerer ko&#x0364;niglichen und chur-<lb/>
fu&#x0364;r&#x017F;tlichen Ho&#x0364;fe abzuwarten, ehe &#x017F;ie ihre Beleh-<lb/>
nung nehmen wollen. So &#x017F;ind viele Thronbe-<lb/>
lehnungen vom Kai&#x017F;er Carl dem <hi rendition="#aq">VII.</hi> her bis auf<lb/>
den heutigen Tag in Ru&#x0364;ck&#x017F;tand geblieben.</p><lb/>
          <p>Es hat &#x017F;ich aber auch noch ein Um&#x017F;tand dazu<note place="right"><hi rendition="#aq">VIII.</hi></note><lb/>
ge&#x017F;ellt, der in der Sache Schwierigkeit macht.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Wenn</fw><lb/><note xml:id="seg2pn_17_2" prev="#seg2pn_17_1" place="foot" n="(y)">Kai&#x017F;er gab aber zur Re&#x017F;olution: Ich werde den<lb/>
Tag be&#x017F;timmen; gieng al&#x017F;o u&#x0364;ber jenen An&#x017F;tand<lb/>
hinaus. Eben darauf bezog &#x017F;ich hernach ein Reichs-<lb/>
hofrathsgutachten vom 18. Nov. 1773., da un-<lb/>
ter a&#x0364;hnlichen Um&#x017F;ta&#x0364;nden von Belehnung des jetzi-<lb/>
gen Ko&#x0364;nigs Gu&#x017F;tavs die Frage war. <hi rendition="#fr">Mo&#x017F;er</hi> von<lb/>
der Lehnsverfa&#x017F;&#x017F;ung S. 893. u. f. Die&#x017F;e letztere<lb/>
Belehnung ward hernach am 24. Nov. 1773. von<lb/>
zwey Schwedi&#x017F;chen Ge&#x017F;andten, einem Grafen von<lb/>
Bork und einem Grafen von Oxen&#x017F;tierna, emp-<lb/>
fangen. <hi rendition="#fr">Mo&#x017F;er</hi> am a. O. &#x017F;. 894. u. f.</note><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[223/0257] 1) Wien, Regensburg, Wetzlar. mit einigen groͤßeren Hoͤfen wegen verſchiedener Abaͤnderungen im Ceremoniel Abreden getroffen ſeyn (z). Daruͤber ſcheint einige Aufmerkſamkeit der altfuͤrſtlichen Haͤuſer entſtanden zu ſeyn, um erſt den Vorgang mehrerer koͤniglichen und chur- fuͤrſtlichen Hoͤfe abzuwarten, ehe ſie ihre Beleh- nung nehmen wollen. So ſind viele Thronbe- lehnungen vom Kaiſer Carl dem VII. her bis auf den heutigen Tag in Ruͤckſtand geblieben. Es hat ſich aber auch noch ein Umſtand dazu geſellt, der in der Sache Schwierigkeit macht. Wenn (y) VIII. (z) Ein zu R. den 23. Maͤrz 1750. datirter Aufſatz enthaͤlt folgendes: ”Churſaͤchſiſcher Seits habe man dem Wiener Hofe zu erkennen gegeben, was bey der Lehnsverbindung das weſentliche und zufaͤllige ſey; zu welchem letztern man die Cere- monien rechne. In den Jahren 1741. und 1745. habe man die Maͤßigung des Ceremoniels nicht allein zugeſagt, ſondern auch ganz eine andere Sprache daruͤber gefuͤhret. Da nun Carls des VII. Majeſtaͤt, wie an Großbritannien und Preuſ- ſen, ſo auch Ihro Polniſchen Majeſtaͤt eine Mo- deration des Ceremoniels zugeſtanden haͤtten; al- ſo beſtaͤnden Sie darauf, daß jetzt regierende kai- ſerliche Majeſtaͤt die Zuſage Ihres Vorfahren con- firmiren moͤchten.” Moſer am a. O. S. 310. (y) Kaiſer gab aber zur Reſolution: Ich werde den Tag beſtimmen; gieng alſo uͤber jenen Anſtand hinaus. Eben darauf bezog ſich hernach ein Reichs- hofrathsgutachten vom 18. Nov. 1773., da un- ter aͤhnlichen Umſtaͤnden von Belehnung des jetzi- gen Koͤnigs Guſtavs die Frage war. Moſer von der Lehnsverfaſſung S. 893. u. f. Dieſe letztere Belehnung ward hernach am 24. Nov. 1773. von zwey Schwediſchen Geſandten, einem Grafen von Bork und einem Grafen von Oxenſtierna, emp- fangen. Moſer am a. O. ſ. 894. u. f.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung03_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung03_1787/257
Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung03_1787/257>, abgerufen am 09.05.2024.