Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787.2) C. G. Visitation 1767-1776. nisse der zu den fünf Classen der Visitation depu-tirten Stände in jeder Classe nur den Ausdruck: Ein Prälat, Ein Graf, gebraucht hatte; so war doch das nicht anders zu verstehen, als auf eben die Art, wie Prälaten und Grafen im Reichs- fürstenrathe zugelaßen werden. Vermuthlich hat- te man nur darum so allgemeine Ausdrücke ge- braucht, weil man den Prälaten und Grafen nicht vorgreifen wollte, wie sie unter sich übereinkom- men möchten, wer von ihrentwegen an jeder Clas- se Antheil nehmen sollte. Einem einzelnen Gra- fen konnte so wenig zugestanden werden, einen Subdelegirten zur Cammergerichtsvisitation, als einen Gesandten im Reichsfürstenrathe zu bevoll- mächtigen. Kam es ferner darauf an, das VerhältnißXXIII. gleich
2) C. G. Viſitation 1767-1776. niſſe der zu den fuͤnf Claſſen der Viſitation depu-tirten Staͤnde in jeder Claſſe nur den Ausdruck: Ein Praͤlat, Ein Graf, gebraucht hatte; ſo war doch das nicht anders zu verſtehen, als auf eben die Art, wie Praͤlaten und Grafen im Reichs- fuͤrſtenrathe zugelaßen werden. Vermuthlich hat- te man nur darum ſo allgemeine Ausdruͤcke ge- braucht, weil man den Praͤlaten und Grafen nicht vorgreifen wollte, wie ſie unter ſich uͤbereinkom- men moͤchten, wer von ihrentwegen an jeder Claſ- ſe Antheil nehmen ſollte. Einem einzelnen Gra- fen konnte ſo wenig zugeſtanden werden, einen Subdelegirten zur Cammergerichtsviſitation, als einen Geſandten im Reichsfuͤrſtenrathe zu bevoll- maͤchtigen. Kam es ferner darauf an, das VerhaͤltnißXXIII. gleich
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2) C. G. Viſitation 1767-1776.
niſſe der zu den fuͤnf Claſſen der Viſitation depu-
tirten Staͤnde in jeder Claſſe nur den Ausdruck:
Ein Praͤlat, Ein Graf, gebraucht hatte; ſo war
doch das nicht anders zu verſtehen, als auf eben
die Art, wie Praͤlaten und Grafen im Reichs-
fuͤrſtenrathe zugelaßen werden. Vermuthlich hat-
te man nur darum ſo allgemeine Ausdruͤcke ge-
braucht, weil man den Praͤlaten und Grafen nicht
vorgreifen wollte, wie ſie unter ſich uͤbereinkom-
men moͤchten, wer von ihrentwegen an jeder Claſ-
ſe Antheil nehmen ſollte. Einem einzelnen Gra-
fen konnte ſo wenig zugeſtanden werden, einen
Subdelegirten zur Cammergerichtsviſitation, als
einen Geſandten im Reichsfuͤrſtenrathe zu bevoll-
maͤchtigen.
Kam es ferner darauf an, das Verhaͤltniß
dieſer Curiatſtimmen zu dieſem oder jenem Reli-
gionstheile zu beſtimmen; ſo ließ ſich zwar nach
der Analogie, wie Kreiſe und Reichsſtaͤdte in pur
catholiſche oder evangeliſche und vermiſchte einge-
theilet werden, eine gleiche Moͤglichkeit gedenken,
daß auch praͤlatiſche und graͤfliche Collegien nur
von einerley oder von vermiſchter Religion ſeyn
koͤnnten. Allein nach eben dieſer Analogie konnte
ein Corpus oder Collegium nur alsdann fuͤr ver-
miſcht gelten, wenn deſſen Mitglieder ungefaͤhr
in gleicher Anzahl von beiderley Religionen wa-
ren. Sind gleich in Coͤlln und Aachen einige evan-
geliſche Buͤrger, und im Bairiſchen Kreiſe etliche
evangeliſche Kreisſtaͤnde; ſo werden jene doch den
pur catholiſchen Reichsſtaͤdten, letztere den pur ca-
tholiſchen Kreiſen zugezehlt; ſo wie hinwiederum
der Niederſaͤchſiſche Kreis pur evangeliſch iſt, wenn
gleich
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Zitationshilfe: | Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung03_1787/175>, abgerufen am 23.07.2024. |