Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786.5) Rud. II. u. Matth. Success. Str. nahm vorerst die Jülichische Sache eine ganz an-dere Wendung, indem Pfalzneuburg von nun an den Beystand des catholischen Religionstheils und der Krone Spanien hoffen durfte. Hernach ist aber außerdem diese Religionsveränderung an sich selbst für einen beträchtlichen Theil von Teutsch- land noch eine Quelle vieler wichtigen Revolutio- nen geworden. Man hoffte zwar anfangs, da der Vater Philipp Ludewig noch lebte, daß die Religionsveränderung auf das Land keinen Einfluß haben würde. Allein Philipp Ludewig überlebte diesen Vorfall nicht lange mehr (+ 1614. Aug. 12.). Wie hernach Wolfgang Wilhelm am 21. Febr. 1615. als regierender Herr nach Neuburg kam, ließ er nicht nur die Schloßkirche gleich von neuem weihen und zum catholischen Gottesdienste einrich- ten, sondern auch sonst im ganzen Lande die ca- tholische Religionsübung einführen. Seine Brü- der, August und Johann Friedrich, die vermöge väterlichen Testaments in Sulzbach und Hilpolt- stein ihre eigne Ansitze hatten, blieben zwar evan- gelisch. Aber vermöge der Hoheit, die Wolfgang Wilhelm als der Erstgebohrne auch in diesen Ge- bieten behauptete, ließ derselbe auch da bald ge- waltsame Anstalten zur catholischen Gegenreforma- tion machen. (In der Folge werden wir hören, wie diese Neuburgische Linie hernach 1685. selbst zum Besitz des Churfürstenthums Pfalz gekommen, und auch da beynahe den ganzen Religionszustand verändert hat.) Doch tholischen Religion überzeuget worden, besonders durch den Catechismus von Peter Canisius. Er hoffe jetzt selbst seinen Vater noch zu eben der Ueberzeugung zu bringen etc. P. Entw. d. Staatsverf. Th. II. C
5) Rud. II. u. Matth. Succeſſ. Str. nahm vorerſt die Juͤlichiſche Sache eine ganz an-dere Wendung, indem Pfalzneuburg von nun an den Beyſtand des catholiſchen Religionstheils und der Krone Spanien hoffen durfte. Hernach iſt aber außerdem dieſe Religionsveraͤnderung an ſich ſelbſt fuͤr einen betraͤchtlichen Theil von Teutſch- land noch eine Quelle vieler wichtigen Revolutio- nen geworden. Man hoffte zwar anfangs, da der Vater Philipp Ludewig noch lebte, daß die Religionsveraͤnderung auf das Land keinen Einfluß haben wuͤrde. Allein Philipp Ludewig uͤberlebte dieſen Vorfall nicht lange mehr († 1614. Aug. 12.). Wie hernach Wolfgang Wilhelm am 21. Febr. 1615. als regierender Herr nach Neuburg kam, ließ er nicht nur die Schloßkirche gleich von neuem weihen und zum catholiſchen Gottesdienſte einrich- ten, ſondern auch ſonſt im ganzen Lande die ca- tholiſche Religionsuͤbung einfuͤhren. Seine Bruͤ- der, Auguſt und Johann Friedrich, die vermoͤge vaͤterlichen Teſtaments in Sulzbach und Hilpolt- ſtein ihre eigne Anſitze hatten, blieben zwar evan- geliſch. Aber vermoͤge der Hoheit, die Wolfgang Wilhelm als der Erſtgebohrne auch in dieſen Ge- bieten behauptete, ließ derſelbe auch da bald ge- waltſame Anſtalten zur catholiſchen Gegenreforma- tion machen. (In der Folge werden wir hoͤren, wie dieſe Neuburgiſche Linie hernach 1685. ſelbſt zum Beſitz des Churfuͤrſtenthums Pfalz gekommen, und auch da beynahe den ganzen Religionszuſtand veraͤndert hat.) Doch tholiſchen Religion uͤberzeuget worden, beſonders durch den Catechismus von Peter Caniſius. Er hoffe jetzt ſelbſt ſeinen Vater noch zu eben der Ueberzeugung zu bringen ꝛc. P. Entw. d. Staatsverf. Th. II. C
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5) Rud. II. u. Matth. Succeſſ. Str.
nahm vorerſt die Juͤlichiſche Sache eine ganz an-
dere Wendung, indem Pfalzneuburg von nun an
den Beyſtand des catholiſchen Religionstheils und
der Krone Spanien hoffen durfte. Hernach iſt
aber außerdem dieſe Religionsveraͤnderung an ſich
ſelbſt fuͤr einen betraͤchtlichen Theil von Teutſch-
land noch eine Quelle vieler wichtigen Revolutio-
nen geworden. Man hoffte zwar anfangs, da
der Vater Philipp Ludewig noch lebte, daß die
Religionsveraͤnderung auf das Land keinen Einfluß
haben wuͤrde. Allein Philipp Ludewig uͤberlebte
dieſen Vorfall nicht lange mehr († 1614. Aug. 12.).
Wie hernach Wolfgang Wilhelm am 21. Febr.
1615. als regierender Herr nach Neuburg kam,
ließ er nicht nur die Schloßkirche gleich von neuem
weihen und zum catholiſchen Gottesdienſte einrich-
ten, ſondern auch ſonſt im ganzen Lande die ca-
tholiſche Religionsuͤbung einfuͤhren. Seine Bruͤ-
der, Auguſt und Johann Friedrich, die vermoͤge
vaͤterlichen Teſtaments in Sulzbach und Hilpolt-
ſtein ihre eigne Anſitze hatten, blieben zwar evan-
geliſch. Aber vermoͤge der Hoheit, die Wolfgang
Wilhelm als der Erſtgebohrne auch in dieſen Ge-
bieten behauptete, ließ derſelbe auch da bald ge-
waltſame Anſtalten zur catholiſchen Gegenreforma-
tion machen. (In der Folge werden wir hoͤren,
wie dieſe Neuburgiſche Linie hernach 1685. ſelbſt
zum Beſitz des Churfuͤrſtenthums Pfalz gekommen,
und auch da beynahe den ganzen Religionszuſtand
veraͤndert hat.)
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(e) tholiſchen Religion uͤberzeuget worden, beſonders
durch den Catechismus von Peter Caniſius. Er
hoffe jetzt ſelbſt ſeinen Vater noch zu eben der
Ueberzeugung zu bringen ꝛc.
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Zitationshilfe: | Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung02_1786/75>, abgerufen am 16.02.2025. |