Der wichtigste Vorfall ereignete sich aber nochII. mit dem Tode des letzten Herzogs Johann Wil- helms von Jülich (+ 1609. März 25.). Auf die damit eingetretene Erledigung der beträchtlichen Länder Jülich, Berg, Cleve, Mark, Ravensberg und Ravenstein war man schon von mehreren Jah- ren her aufmerksam gewesen, weil man voraus wußte, daß soviele Häuser, als Chursachsen, Chur- brandenburg, Pfalzneuburg, Pfalzzweybrücken, die Sächsischen Herzoge von der Ernstischen Linie und der Marggraf von Burgau Ansprüche darauf machen, und sich schwerlich in Güte darüber ver- einigen würden. Diese Sache wurde doppelt weit aussehend, da zwar der Churfürst Johann Sigis- mund von Brandenburg und der Pfalzgraf Phi- lipp Ludewig von Neuburg am 31. May 1609. sich einsweilen über eine gemeinschaftliche Inte- rimsregierung verglichen hatten; der Kaiser aber den Erzherzog Leopold zum Sequester ernannte, der auch die Festung Jülich schon in seine Gewalt be- kam, bis erst im Sept. 1610. Französische und Holländische Hülfsvölker zum Vortheil jener besitzen- den Häuser ihn daraus vertrieben.
Unter diesen Umständen kam es schon amIII. 3. Febr. 1610. über alle die Vorfälle, wodurch die evangelischen Reichsstände sich beschwert hielten, zu einer Union derselben, zu deren Haupte der Churfürst Friedrich der IV., hernach sein Sohn und Nachfolger Friedrich der V. erkläret wurde; aber bald kam es auch zu einer derselben entgegenge- setzten catholischen Lige, wovon Herzog Max von Baiern das Haupt wurde, ohne daß sich einige Hoffnung zum Vergleiche anließ, da alle in sol-
cher
5) Rud. II. u. Matth. Succeſſ. Str.
Der wichtigſte Vorfall ereignete ſich aber nochII. mit dem Tode des letzten Herzogs Johann Wil- helms von Juͤlich († 1609. Maͤrz 25.). Auf die damit eingetretene Erledigung der betraͤchtlichen Laͤnder Juͤlich, Berg, Cleve, Mark, Ravensberg und Ravenſtein war man ſchon von mehreren Jah- ren her aufmerkſam geweſen, weil man voraus wußte, daß ſoviele Haͤuſer, als Churſachſen, Chur- brandenburg, Pfalzneuburg, Pfalzzweybruͤcken, die Saͤchſiſchen Herzoge von der Ernſtiſchen Linie und der Marggraf von Burgau Anſpruͤche darauf machen, und ſich ſchwerlich in Guͤte daruͤber ver- einigen wuͤrden. Dieſe Sache wurde doppelt weit ausſehend, da zwar der Churfuͤrſt Johann Sigis- mund von Brandenburg und der Pfalzgraf Phi- lipp Ludewig von Neuburg am 31. May 1609. ſich einsweilen uͤber eine gemeinſchaftliche Inte- rimsregierung verglichen hatten; der Kaiſer aber den Erzherzog Leopold zum Sequeſter ernannte, der auch die Feſtung Juͤlich ſchon in ſeine Gewalt be- kam, bis erſt im Sept. 1610. Franzoͤſiſche und Hollaͤndiſche Huͤlfsvoͤlker zum Vortheil jener beſitzen- den Haͤuſer ihn daraus vertrieben.
Unter dieſen Umſtaͤnden kam es ſchon amIII. 3. Febr. 1610. uͤber alle die Vorfaͤlle, wodurch die evangeliſchen Reichsſtaͤnde ſich beſchwert hielten, zu einer Union derſelben, zu deren Haupte der Churfuͤrſt Friedrich der IV., hernach ſein Sohn und Nachfolger Friedrich der V. erklaͤret wurde; aber bald kam es auch zu einer derſelben entgegenge- ſetzten catholiſchen Lige, wovon Herzog Max von Baiern das Haupt wurde, ohne daß ſich einige Hoffnung zum Vergleiche anließ, da alle in ſol-
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5) Rud. II. u. Matth. Succeſſ. Str.
Der wichtigſte Vorfall ereignete ſich aber noch
mit dem Tode des letzten Herzogs Johann Wil-
helms von Juͤlich († 1609. Maͤrz 25.). Auf die
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Laͤnder Juͤlich, Berg, Cleve, Mark, Ravensberg
und Ravenſtein war man ſchon von mehreren Jah-
ren her aufmerkſam geweſen, weil man voraus
wußte, daß ſoviele Haͤuſer, als Churſachſen, Chur-
brandenburg, Pfalzneuburg, Pfalzzweybruͤcken,
die Saͤchſiſchen Herzoge von der Ernſtiſchen Linie
und der Marggraf von Burgau Anſpruͤche darauf
machen, und ſich ſchwerlich in Guͤte daruͤber ver-
einigen wuͤrden. Dieſe Sache wurde doppelt weit
ausſehend, da zwar der Churfuͤrſt Johann Sigis-
mund von Brandenburg und der Pfalzgraf Phi-
lipp Ludewig von Neuburg am 31. May 1609.
ſich einsweilen uͤber eine gemeinſchaftliche Inte-
rimsregierung verglichen hatten; der Kaiſer aber
den Erzherzog Leopold zum Sequeſter ernannte, der
auch die Feſtung Juͤlich ſchon in ſeine Gewalt be-
kam, bis erſt im Sept. 1610. Franzoͤſiſche und
Hollaͤndiſche Huͤlfsvoͤlker zum Vortheil jener beſitzen-
den Haͤuſer ihn daraus vertrieben.
II.
Unter dieſen Umſtaͤnden kam es ſchon am
3. Febr. 1610. uͤber alle die Vorfaͤlle, wodurch die
evangeliſchen Reichsſtaͤnde ſich beſchwert hielten,
zu einer Union derſelben, zu deren Haupte der
Churfuͤrſt Friedrich der IV., hernach ſein Sohn und
Nachfolger Friedrich der V. erklaͤret wurde; aber
bald kam es auch zu einer derſelben entgegenge-
ſetzten catholiſchen Lige, wovon Herzog Max von
Baiern das Haupt wurde, ohne daß ſich einige
Hoffnung zum Vergleiche anließ, da alle in ſol-
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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung02_1786/73>, abgerufen am 24.11.2024.
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