Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786.

Bild:
<< vorherige Seite
X. Carl der VI. 1711-1740.

X.

Auf diese Präliminarien erfolgte in einem
Reichsgutachten vom 18. May 1736. nicht allein
die Genehmigung derselben, sondern auch eine Voll-
macht des Reichs an den Kaiser, auf eben die
Bedingungen den völligen Frieden zu schließen.
So wurden am 18. Nov. 1738. die Prälimina-
rien zu Wien in einen förmlichen Friedenstra-
ctat
verwandelt. Dessen Genehmigung wurde
zwar ebenfalls durch ein kaiserliches Commissions-
decret vom 6. März 1740. vom Reiche begeh-
ret (y). Solche ist aber nicht erfolget, weil der
Kaiser inzwischen mit Tode abgieng, und dar-
über die ganze Lage der Sache eine andere Wen-
dung nahm, oder doch zu nehmen schien.


XI.

In so weit war also dieser Friede selbst gewis-
ser maßen einzig in seiner Art. Wenigstens konnte
er in Ansehung der Art und Weise, wie nach ei-
nem Kriege, woran das Reich Theil genommen
hatte, dessen Einwilligung zu den Friedenshand-
lungen nach Vorschrift des Westphälischen Frie-
dens zugezogen werden sollte, wiederum nicht zum
Beyspiele dienen. Auch war bey solchen Umstän-
den wohl zu erwarten, daß in dieser Art Frie-
denshandlungen, die bloß zwischen dem kaiserli-
chen Hofe und der Krone Frankreich vorgegangen
waren, die Abschaffung der Ryßwickischen Clau-
sel
nicht zur Sprache gekommen war. Jedoch
in Ansehung der beiden Religionstheile unter ein-
ander war es gnug, daß das Reichsgutachten

vom
(y) Pachner von Eggenstorf Reichsschlüsse Th.
4. S. 610.
X. Carl der VI. 1711-1740.

X.

Auf dieſe Praͤliminarien erfolgte in einem
Reichsgutachten vom 18. May 1736. nicht allein
die Genehmigung derſelben, ſondern auch eine Voll-
macht des Reichs an den Kaiſer, auf eben die
Bedingungen den voͤlligen Frieden zu ſchließen.
So wurden am 18. Nov. 1738. die Praͤlimina-
rien zu Wien in einen foͤrmlichen Friedenstra-
ctat
verwandelt. Deſſen Genehmigung wurde
zwar ebenfalls durch ein kaiſerliches Commiſſions-
decret vom 6. Maͤrz 1740. vom Reiche begeh-
ret (y). Solche iſt aber nicht erfolget, weil der
Kaiſer inzwiſchen mit Tode abgieng, und dar-
uͤber die ganze Lage der Sache eine andere Wen-
dung nahm, oder doch zu nehmen ſchien.


XI.

In ſo weit war alſo dieſer Friede ſelbſt gewiſ-
ſer maßen einzig in ſeiner Art. Wenigſtens konnte
er in Anſehung der Art und Weiſe, wie nach ei-
nem Kriege, woran das Reich Theil genommen
hatte, deſſen Einwilligung zu den Friedenshand-
lungen nach Vorſchrift des Weſtphaͤliſchen Frie-
dens zugezogen werden ſollte, wiederum nicht zum
Beyſpiele dienen. Auch war bey ſolchen Umſtaͤn-
den wohl zu erwarten, daß in dieſer Art Frie-
denshandlungen, die bloß zwiſchen dem kaiſerli-
chen Hofe und der Krone Frankreich vorgegangen
waren, die Abſchaffung der Ryßwickiſchen Clau-
ſel
nicht zur Sprache gekommen war. Jedoch
in Anſehung der beiden Religionstheile unter ein-
ander war es gnug, daß das Reichsgutachten

vom
(y) Pachner von Eggenſtorf Reichsſchluͤſſe Th.
4. S. 610.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0488" n="446"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">X.</hi> Carl der <hi rendition="#aq">VI.</hi> 1711-1740.</hi> </fw><lb/>
          <note place="left"> <hi rendition="#aq">X.</hi> </note>
          <p>Auf die&#x017F;e Pra&#x0364;liminarien erfolgte in einem<lb/>
Reichsgutachten vom 18. May 1736. nicht allein<lb/>
die Genehmigung der&#x017F;elben, &#x017F;ondern auch eine Voll-<lb/>
macht des Reichs an den Kai&#x017F;er, auf eben die<lb/>
Bedingungen den vo&#x0364;lligen Frieden zu &#x017F;chließen.<lb/>
So wurden am 18. Nov. 1738. die Pra&#x0364;limina-<lb/>
rien zu Wien in einen fo&#x0364;rmlichen <hi rendition="#fr">Friedenstra-<lb/>
ctat</hi> verwandelt. De&#x017F;&#x017F;en Genehmigung wurde<lb/>
zwar ebenfalls durch ein kai&#x017F;erliches Commi&#x017F;&#x017F;ions-<lb/>
decret vom 6. Ma&#x0364;rz 1740. vom Reiche begeh-<lb/>
ret <note place="foot" n="(y)"><hi rendition="#fr">Pachner</hi> von Eggen&#x017F;torf Reichs&#x017F;chlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e Th.<lb/>
4. S. 610.</note>. Solche i&#x017F;t aber nicht erfolget, weil der<lb/>
Kai&#x017F;er inzwi&#x017F;chen mit Tode abgieng, und dar-<lb/>
u&#x0364;ber die ganze Lage der Sache eine andere Wen-<lb/>
dung nahm, oder doch zu nehmen &#x017F;chien.</p><lb/>
          <note place="left"> <hi rendition="#aq">XI.</hi> </note>
          <p>In &#x017F;o weit war al&#x017F;o die&#x017F;er Friede &#x017F;elb&#x017F;t gewi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er maßen einzig in &#x017F;einer Art. Wenig&#x017F;tens konnte<lb/>
er in An&#x017F;ehung der Art und Wei&#x017F;e, wie nach ei-<lb/>
nem Kriege, woran das Reich Theil genommen<lb/>
hatte, de&#x017F;&#x017F;en Einwilligung zu den Friedenshand-<lb/>
lungen nach Vor&#x017F;chrift des We&#x017F;tpha&#x0364;li&#x017F;chen Frie-<lb/>
dens zugezogen werden &#x017F;ollte, wiederum nicht zum<lb/>
Bey&#x017F;piele dienen. Auch war bey &#x017F;olchen Um&#x017F;ta&#x0364;n-<lb/>
den wohl zu erwarten, daß in die&#x017F;er Art Frie-<lb/>
denshandlungen, die bloß zwi&#x017F;chen dem kai&#x017F;erli-<lb/>
chen Hofe und der Krone Frankreich vorgegangen<lb/>
waren, die Ab&#x017F;chaffung der <hi rendition="#fr">Ryßwicki&#x017F;chen Clau-<lb/>
&#x017F;el</hi> nicht zur Sprache gekommen war. Jedoch<lb/>
in An&#x017F;ehung der beiden Religionstheile unter ein-<lb/>
ander war es gnug, daß das Reichsgutachten<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">vom</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[446/0488] X. Carl der VI. 1711-1740. Auf dieſe Praͤliminarien erfolgte in einem Reichsgutachten vom 18. May 1736. nicht allein die Genehmigung derſelben, ſondern auch eine Voll- macht des Reichs an den Kaiſer, auf eben die Bedingungen den voͤlligen Frieden zu ſchließen. So wurden am 18. Nov. 1738. die Praͤlimina- rien zu Wien in einen foͤrmlichen Friedenstra- ctat verwandelt. Deſſen Genehmigung wurde zwar ebenfalls durch ein kaiſerliches Commiſſions- decret vom 6. Maͤrz 1740. vom Reiche begeh- ret (y). Solche iſt aber nicht erfolget, weil der Kaiſer inzwiſchen mit Tode abgieng, und dar- uͤber die ganze Lage der Sache eine andere Wen- dung nahm, oder doch zu nehmen ſchien. In ſo weit war alſo dieſer Friede ſelbſt gewiſ- ſer maßen einzig in ſeiner Art. Wenigſtens konnte er in Anſehung der Art und Weiſe, wie nach ei- nem Kriege, woran das Reich Theil genommen hatte, deſſen Einwilligung zu den Friedenshand- lungen nach Vorſchrift des Weſtphaͤliſchen Frie- dens zugezogen werden ſollte, wiederum nicht zum Beyſpiele dienen. Auch war bey ſolchen Umſtaͤn- den wohl zu erwarten, daß in dieſer Art Frie- denshandlungen, die bloß zwiſchen dem kaiſerli- chen Hofe und der Krone Frankreich vorgegangen waren, die Abſchaffung der Ryßwickiſchen Clau- ſel nicht zur Sprache gekommen war. Jedoch in Anſehung der beiden Religionstheile unter ein- ander war es gnug, daß das Reichsgutachten vom (y) Pachner von Eggenſtorf Reichsſchluͤſſe Th. 4. S. 610.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung02_1786
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung02_1786/488
Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786, S. 446. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung02_1786/488>, abgerufen am 18.05.2024.